Kälte

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# Als ich zu Hause ankam, war die Wohnung so leer und so kalt ohne Feli. Ihre Fröhlichkeit und ihr Lachen fehlten hier. Ich lies mir einen Kaffee aus der Maschine, schließlich war es erst 9 Uhr. Meine Gedanken kreisten immer um Feli. Mein Handy konnte ich nicht aus der Hand legen, in der Hoffnung sie würde anrufen oder eine Nachricht schreiben. Arbeiten konnte ich auch nicht mehr, da ich meine Patientinnen alle abbestellt hatte um mit Feli im Krankenhaus bleiben zu können. Ich lief in meiner Wohnung auf und ab wie ein Tiger, ich konnte mich auf Nichts konzentrieren, egal, was ich auch versuchte. Mein Verlangen zu ihr zu fahren, war riesig aber ich wusste, dass es falsch war jetzt zu ihr zu fahren. Was hätte ich darum gegeben sie in den Arm zu nehmen und einfach nur bei ihr zu sein egal, was sie tat. #

Mit letzter Kraft schob ich den prall gefüllten Karton in meine Wohnung und verschaffte mir erst einmal einen Überblick , was sich alles darin befand. Riki hatte wirklich an alles gedacht. Leider hatte ich mir den Zugang schon gezogen, sodass ich es etwas umständlicher werden würde mit einem Butterfly arbeiten zu müssen. Ich entnahm den Medikationsplan und bereitete in der Küche meine "Frühstück" vor. Eine Infusion mit Antibiotikum. Riki hatte sogar an Schmerzmittel gedacht. Es war zwar etwas blutrünstiger sich selbst eine Butterfly Kanüle zu legen und dann mit dem anderen Arm den Schlauch der Infusion zu befestigen aber es musste jetzt halt so gehen. Als die Infusion durchgelaufen war, zog ich den Butterfly aus mir heraus und entsorgte alles. Danach war ich schon wieder so müde, dass ich auf der Couch einschlief. Als ich wach wurde hatte ich wieder sehr starke Schmerzen, ich konnte nur in sehr gebückter  Haltung laufen und selbst dabei wurde mir schwindelig. Es war mittlerweile schon schon spät Nachmittag, wie ich meinem Handy entnehmen konnte. Einerseits war ich traurig, dass sich Riki nicht meldete, andererseits war ich ihm dankbar, dass er es mir so leichter machte und er es sicher genauso sah wie ich. Diese scheiß Schmerzen brachten mich noch um den Verstand. Da ich kein Bock auf eine Spritze hatte wollte ich mir erneut ein Tütchen bauen stellte aber fest, dass mein Dope leider nicht mehr ausreichen würde um dieses ganze Drama hier zu vergessen. Ich musste also doch auf eine subcutan Injektion zurückgreifen, gleichzeitig schrieb ich Christian eine Nachricht, dass ob er mir neues Dope vorbei bringen könne. Auf seine Antwort wartend schleppte ich mich in die Küche um mein Abendessen, namens starkes Schmerzmittel, fertig zu machen.  

# Gegen späten Nachmittag schrieb ich Michael eine Nachricht, ob er Lust auf ein Bierchen hätte. Er antwortete prompt, dass er gern vorbei komme, denn er habe gerade Schluss. Perfekt, vielleicht könnte ich mich so etwas ablenken. Nicht lange nach meiner Nachricht klingelte es an meiner Tür. "Hey, Michael, komm rein", begrüßte ich ihn freundschaftlich. "Na, wie gehts?" kam als Gegenfrage. Ich zuckte nur mit den Schultern und ging zum Kühlschrank um 2 Bier zu holen. "Ich werde wahnsinnig ohne Feli. Feli ist mein Leben. Feli ist Licht, wenn es dunkel ist, sie ist der Tag in der Nacht, sie ist die Sonne im Winter...und jetzt ist sie ...weg... weil ich zugeschaut habe wie sie....."mir schnürt es die Kehle zu als ich daran zurückdenke wie Dr Grobian, wie ich ihn mittlerweile nenne, Feli "untersucht" hat. "Dich trifft keine Schuld, Riki. Zieh dir den Schuh nicht an" versucht mich Michael aufzumuntern und stößt mit mir an. Mir will es aber nicht schmecken. Ich kann mir nicht verzeihen, dass ich nicht eingegriffen haben, nach einem anderen Arzt verlangt habe, eine Verlegung in ein anderes Haus verlangt habe, sie beschützt habe. Genau wegen solcher Ärzte hat sie ja diese Angst. " Ich denke Feli braucht dich jetzt umso mehr" reißt mich Michael aus meinen Gedanken. Ich schüttel nur mit dem Kopf. "Nein, der Zug ist abgefahren. Mit ihrer Nachricht hat sie mir unmissverständlich klar gemacht, dass ich sie in Ruhe lassen soll. Wenn ich jetzt zu ihr fahre und sie bedränge, bringt das gar nicht. Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer " zitiere ich Konfuzius. Aber sie wird nicht zurückkommen, denn ihre Angst ist zu groß. Ich kann sie ja sogar verstehen nach der Krankenhaus Aktion. " Kumpel , ich hab Hunger, du auch?" lenkt Michael das Thema geschickt um. "Nein, eigentlich nicht aber ich esse etwas mit." antworte ich dennoch. #

Scheiße, ich wache auf und schmecke Blut. Scheiße Scheiße Scheiße. Es klopft an meiner Tür. Mein Herz beginnt zu rasen. Das wird doch nicht Riki sein. Wo bin ich überhaupt? Ich öffne die Augen. Ah du scheiße, ich liege auf dem Küchenboden. "Feli, bist du da?" höre ich Christians Stimme. "Moment, ich komme!" presse ich hervor.  Ich rappel mich schnell auf....puh, mir wird wieder schwindelig, und kann mich gerade noch so an der Tischplatte festhalten und würge ein zweites "Moment" heraus. Ich tapse vorsichtig zur Tür und bitte Christian herein. Er reicht mir meine 'Bestellung' und ich gebe ihm die Kohle. Er mustert mich. "Was?" zicke ich ihn scharf an. "Was ist los mit dir? So kenne ich dich gar nicht. Geht's dir nicht gut? Wo ist dein neuer Busenfreund Riki?" Überhäuft er mich mit Fragen. Dabei setzt Christian das Wort Busenfreund mit Zeige- und Mittelfinger in Gänsefüßchen. "Das ist nicht mein Busenfreund und das geht dich gar nichts an. " keuche ich zurück, woraufhin mir erneut schwarz vor Augen wird und ich merke, dass ich leicht schwanke. "Ist ja gut, ist ja gut. Dann noch einen schönen Abend" mault er und zieht ab. Erleichtert schließe ich die Tür und lasse mich dahinter an der Tür hinabgleiten. Mein Schädel brummt als hätte jemand mit einem Holzhammer drauf geschlagen. 

#Just in dem Moment als unsere Pizza kommt klingelt mein Handy. Ich sprinte sofort los, ich der Hoffnung, dass es Feli sein könnte. Zu früh gefreut, eine unbekannte Nummer. "Kress" melde ich mich etwas genervt. "Spreche ich mit einem Riki, dem Freund von Feli?" fragt eine mir unbekannte Stimme am anderen Ende der Leitung. Mein Herz überschlägt sich. "Ja, was ist mit ihr? Gehts ihr gut? Sagen Sie doch was" schieße ich sofort los. "Entschuldigen Sie die späte Störung, ich habe Ihre Nummer von Ulrike, einer gemeinsamen Freundin..." schwafelt er mir was vor. " Ja, Ja, schon gut, was ist denn mit Feli?" will ich ungeduldig wissen und mir dreht es jetzt ordentlich den Magen um. "Naja, die sieht gar nicht gut aus. Die hat sich die Stirn aufgeschlagen und wirkt auch so nicht fit und das fiel mir auch schon neulich auf als ich ....." kam er ins Stocken.  Aha, daher weht der Wind. "Also, als ich sie besucht habe." fuhr er nun fort. "Also, im Grunde geht mich das ja nichts an. Ich wollte es ja nur sagen, nicht, dass sie dann hinter der Tür die Hufe hoch macht und dann war ich der Letzte, der bei ihr war und dann war ich's ..... und Sie sind doch Arzt, vielleicht könnten Sie mal...." brach er abermals ab. Auch mir stockte der Atem. "Ähmmm. ja, klar. Danke für die Info" sagte ich schnell und legte auf. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. "Michael, wir müssen los. Feli geht's schlecht." rief ich ihm zu während ich meinen Rucksack schnappte und nach draußen flitzte. Meinen Rucksack schmiss ich auf die Rückbank meines Wangens und als ich die Fahrertür öffnen wollte, hielt mich Michael am Arm und schüttelte mit dem Kopf. "Dort ist dein Platz." Er zeigte auf die Beifahrerseite. So fuhren wir also los. Feli und ich wohnten nur wenige Autominuten von einander entfernt. 'Nicht, dass sie hinter der Tür die Hufe hoch macht' hallte der Satz in meinem Kopf nach und machte mich wahnsinnig. Dass Michael an jeder roten Ampel halten musste machte die Sache nicht wirklich besser. Bei Feli angekommen, wollte ich mich fluchtartig aus dem Gurt befreien als mich Michael aufhielt.  " Riki, egal, was da drin jetzt passiert, du bist Partner, nicht Arzt, ok? Sei bei ihr als Mann, als Freund, als Partner aber nicht als Arzt. Lass mich den Bad Boy spielen, ok?" Ich nickte und verlies den Wagen. Den Schlüssel trug ich immer bei mir. Ich hechtete nach oben und schloss die Wohnungstür auf. Sie lies sich kaum öffnen, denn dahinter lag Feli. Oh Gott, dieser Anblick. Meine Feli. Ich küsste sie und streichelte sie. Ich legte ihren Kopf auf meinen Schoß und strich durch ihre Haare und hoffte, dass alles gut werden würde. Ich weiß nicht, was Michael mit ihr machte aber irgendwann öffnete sie die Augen und eine Welle der Erleichterung brach über mich herein. Ich konnte nicht anders als sie zu küssen, zu streicheln und mein Gesicht auf ihres zu legen. #

Vertrau mir, sonst tut's wehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt