Krankenhaus

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Als ich am Morgen erneut die Augen öffne, fällt mir wieder ein wo ich bin und was mir Riki in der Nacht erzählt hat. Jetzt wird mir richtig Angst und Bange und mein Fluchtinstinkt ist riesig aber mit Katheter und Drainage wird das wohl nichts. Als wenn Riki Gedanken lesen könnte sagt er: „Süße..... bitte, lauf nicht schon wieder weg. Du hättest sterben können und du warst mehrere Stunden in Lebensgefahr. Ich bin bei dir und ich bleibe bei dir, ich passe auf dich auf. Du musst hier nichts aushalten." In diesem Moment marschiert eine Schwester herein, schiebt mir ungefragt ziemlich brutal das Thermometer ins Ohr und will gerade meine Bettdecke weg ziehen, um mir die Antithromboseinjektion zu verabreichen, als Riki einschreitet und die Kollegin wissen lässt, dass sie die Spritze hier liegen lassen kann und er das übernehmen würde. „Wenn Sie meinen" flüstert sie etwas eingeschnappt und braust wieder davon. „Prinzessin, willst du dir die selbst geben?" fragt mich Riki daraufhin. Ich bin 'dankbar' und gebe mir die subkutane Injektion in den Bauch. „Riki, ich will hier raus. Bitte..." flehe ich ihn an. Ich versuche meine Tränen weg zu blinzeln, was mir jedoch nicht recht gelingen will.

# Ich wische ihre Tränen weg und streichel ihr durch das Haar weil ich weiß, dass sie es mag. Ich weiß, dass sie Angst hat aber leider kann ich nicht mehr tun als bei ihr zu sein. „Süße, ich weiß, aber im Moment bist du hier einfach noch besser aufgehoben als zu Hause. Wir warten mal, was die Ärzte bei der Visite sagen!". Mir entgeht nicht wie ihr eine Gänsehaut über den Körper fährt als ich das Wort „Visite" ausspreche, aber was sollte ich machen? Ich versuche mich so eng es geht an sie zu kuscheln, ohne ihr weh zu tun. # 

Langsam nehmen die Schmerzen immer mehr zu, vor allem in der Blasengegend. Es wird immer unerträglicher. Ich will unbedingt diesen scheiß Katheter los werden und poltere direkt drauf los:  „Riki, ich will diesen doofen Katheter los werden. Gib mir bitte eine Spritze zum entblocken, ich zieh den raus. Das tut so scheiße weh, ich sterbe bald." sage ich etwas lauter als gewollt. "Süße, ich Klingel mal nach der Schwester, damit sie dir was gegen die Schmerzen anhängen kann. " entgegnet mir Riki. In diesem Moment als ich antworten möchte, klopft es kurz und die Visite schneit herein. Zu meiner Überraschung besteht sie 'nur' aus einem Arzt, der sich als Oberarzt Dr. Berten vorstellt und einem Assistenzarzt, dessen Name ich schon gar nicht mehr aufnehmen kann, sowie die Schwester von heute Morgen.. Jetzt bekomme ich richtig Panik, ich habe das Gefühl mein Herz setzt aus. Ich höre den Monitor lauthals piepen, was meine Aufregung noch steigert. Mir wird übel, aber Riki ist schnell genug um mir den Mülleimer zu geben, in den ich mich stark würgend übergeben muss. Als ich den Kopf wieder erhebe ist mir schwindelig und plötzlich steht mein Bett voll mit Menschen. "Ich will hier raus" kann ich nur noch ächzen. "Ziehen Sie alles raus, und bringen Sie den Revers Schein". Ungläubig schauen mich alle an. " Ich meine es ernst. Ich will nach Hause."

Als ich mich etwas beruhigt habe, werden die Schmerzen in meiner Blasengegend immer heftiger. Ich nehme kaum noch etwas wahr, nur, dass sich jemand an meinem Zugang zu schaffen macht. Nach kurzer Zeit wird es ein bischen erträglicher und ich schaffe es einigermaßen normal zu sprechen. "Ich möchte nach Hause" versuche ich mich so überzeugend wie nur möglich. 

Der Oberarzt nimmt sich einen Stuhl an mein Bett heran und setzt sich neben mich. Als er aufsteht um das eindringliche Piepen des Überwachungsmonitor zu pausieren, schrecke ich zusammen, was ihm wohl nicht entgeht. "Frau Gebes, ich habe doch noch gar nicht mit Ihnen gesprochen. Sagen Sie mir doch, weshalb Sie uns so schnell verlassen wollen. Sie müssen keine Schmerzen erleiden, Sie müssen nur etwas sagen, dann bekommen Sie etwas gegen die Schmerzen. Sie müssen sich jetzt schonen und absolute Bettruhe halten, Sie bekommen jetzt Antibiose und wir müssen sehr genau drauf achten, dass sich keine Peritonitis entwickelt, das wissen Sie ja wahrscheinlich selbst, dass bei einem rupturiertem Appendix Darminhalt in das Bauchfell gelangen kann und das kann dann ganz schnell auch mal schief gehen."  pausiert er seine pflichtgemäße Aufklärung, eher er fortfährt:  " Wir werden im Verlauf noch einige Untersuchungen durchführen aber die nächsten 2 Tage haben sie strenge Bettruhe. Der Katheter kommt frühestens raus, wenn Sie selbstständig zur Toilette gehen können. Wenn Sie weiterhin Schmerzen im Bereich der Blase haben können wir gern einen Gynäkologen dazu rufen." Mein Herz dreht sich auf links als ich das höre, ich bekomme umgehend Nasenbluten, der kalte Schweiß bildet sich auf meiner Stirn und dann ist es schwarz. 

# "Scheiße", sage ich lauter als beabsichtigt. "Feli, hier bleiben" schreie ich sie an und betätige sofort den manuellen Blutdruckmessungsstart am Monitor während der Kollege ihre Bettdecke unter die Knie schiebt. "Feli, aufwachen" rufe ich sie erneut, während ich einen Schmerzreiz setzen muss, damit sie wieder zu sich kommt. Der Monitor scheint fast auszurasten mit Pieptönen als er seine Blutdruckmessung beendet hat und einen Druck von 220/110mmHg anzeigt. Wir spritzen Feli jetzt ein Blutdruck senkendes Mittel während sie weiter umdämmert ist. Erst als ihr Druck langsam zu sinken beginnt, entspanne ich mich etwas. Jetzt muss ich vor dem Kollegen Farbe bekennen: "Herr Kollege, meine Freundin hat eine ungeheure Arzt - und Krankenhausphobie. Das war wieder eine typische Panikattacke, so kenne ich das von ihr bereits aber nicht in diesem Ausmaß". Der Kollege nickt wissend und scheint nachzudenken, bevor er mir antwortet: "Gut, dann sollten Sie ihr mal nicht von der Seite weichen. Ich lasse Ihnen ein zusätzliches Bett rein stellen. Natürlich kann sie sich selbst entlassen, sie ist Erwachsen. Aber ich kann Ihnen und Ihrer Freundin versprechen, dass nur noch ich sie betreuen werde, zumindest, was mein Fachgebiet betrifft. Bitte lassen Sie sich nicht verleiten an ihr 'herumzudoktern'. Bei allem Respekt, aber Sie sind befangen und das ist keine gesunde Mischung." Das hat gesessen. Das trifft es auf den Punkt, was ich ja vor 2 Tagen in ihrer Wohnung gesehen habe, als ich sie so grob behandelt habe.  Nun bin ich es, der zustimmend nickt und mich bei meinem Kollege bedanke. #


Vertrau mir, sonst tut's wehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt