Vertrauensbruch

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Als ich das nächste Mal wach werde, spüre ich Rikis flache Hand auf meiner Stirn. Langsam öffne ich die Augen. Riki schaut auf mich herab und setzt sich zu mir. Ich recke und strecke mich, als ich wieder an mein Fußgelenk erinnert werde. Ich ziehe scharf die Luft ein. "Guten Morgen, mein Schatz." begrüßt mich Riki. "Morgen" bringe ich gerade so heraus, da mein Hals immer noch sehr schmerzt. Michael ist nicht da. Ob er wohl bei mir geschlafen hat?  Riki kniet sich vor das Bett und schaut mir direkt in die Augen. "Na Süße, wie gehts dir?" dabei streicht er mir meine Haare hinter mein Ohr. Ich höre in mich hinein. "Es geht." antworte ich mit flacher Stimme. "Hast du Schmerzen?" Ich nicke, denn Sprechen tut weh. " Was tut denn weh?" fragt Riki als Michael vorsichtig mit einer neuen Infusion rein kommt. Aha, derzeit bin ich gar nicht verkabelt stelle ich fest, die leere Infusion hängt am Ständer. "Guten Morgen" sagt auch Michael und setzt sich auf den Stuhl am Schreibtisch. Mit seiner darkblue Jeans, die seine muskellösen Beine gut in Szene setzen, und dem beigefarbenen Rollkragenpullover sieht er richtig gut aus. Als er seine Beine überschlägt und seine Hand zwischen jene steckt, wirkt er als sei er dem Men's health entsprungen. "Es geht" sage ich. "Was macht der Husten?" fragt Riki. "Es geht." für mehr Worte tut mein Hals zu weh. Dann muss ich auch noch Husten. Riki setzt sich wieder hinter mich und hilft mir, mich aufzusetzen, was den Hustenreiz etwas erleichtert. Als ich mich ausgehustet habe, lehne ich mich mit dem Rücken an ihn und schmuse mein Gesicht an seine Brust.

# Felis Stimme klingt belegt und sie schluckt hart. "Hast du auch Halsschmerzen?" fragt Michael, da es ihm offensichtlich auch aufgefallen war. "Ein bischen..." Ich spüre schon wieder ihre beschleunigte Atmung. Michael bewaffnet sich mit Mundspatel und Lampe. "Zeig mal her" sagt er freundlich aber Feli flüchtet sich noch mehr in meine Arme. "Mach doch nur mal kurz den Mund auf, wir wollen nur mal rein schauen." sagt Michael aber mit jedem Zentimeter, den Michael näher an ihren Mund kommt, drückt sie sich näher an meinen Oberkörper, ihre Atmung wird immer schneller. Ich streichele über ihren Haaransatz, sodass ich die Stirn etwas fixieren kann. Es kann doch nicht so schwer sein einer erwachsenen Frau in den Hals zu schauen. "Feli, mach mal den Mund auf!" fordert Michael erneut. "Das tut doch nicht weh" versuche ich es weiter.  Feli versucht nun heftig ihren  Kopf hin und her zu schmeißen und versucht meine Hand von ihrem Kopf zu lösen, was ich mit meinem anderen Arm unterbinde, indem ich ihre beiden Hände mit meiner Hand festhalte. "Feli, ganz ruhig, mach doch einfach mal den Mund auf!" rede ich auf sie ein. Ihre Atmung überschlägt sich fast. In ihrer Panik bekommt sie Luftnot und zieht pfeifend die Luft ein . "Scheiße, lass sie los. Sie wird dyspnoeisch." sagt Michael hektisch und reicht mit eine Beatmungsmaske, die ich ihr im C Griff aufs Gesicht drücke. Gleichzeitig zieht er Diazepam auf. Ich erschrecke! Nein, das darf auf keinen Fall passieren. " Nein, Michael, keine Benzos" schreie ich in meiner Angst. " Riki, sie erstickt sonst. Sie hat einen Panikanfall und eine Lungenentzündung". "Feli, ruhig atmen" versuche ich sie zu beruhigen und streichele mit dem Daumen ihre Wangen."Süße, ich bin da.... denk an Leni, sie braucht dich noch" sage ich fast weinend. Dann kommt mir noch ein Gedanke. Michael kommt mit der Spritze immer näher und Felis Atemzüge werden immer pfeiffender. Ich greife in meine Hosentasche und ziehe einen Schnuller von Leni heraus, den ich ihr in die Hand gebe und ihre Hand darum forme. "Schatz, bitte beruhgt dich.... für Leni." sage ich immer wieder. Michael setzt die Spritze gerade an den Zugang an, als sich Felis Atmung langsam - , ganz langsam beruhigt. Ich atme meine Anspannung stark aus. Felis Hand greift nun bewusst um Lenis Schnuller und sie öffnet die Augen. Ich nehme die Maske aus ihrem Gesicht und Michael legt die Spritze zur Seite. Ihre Lippen wechseln auch so langsam wieder die Farbe, von blau auf rosig-blass. Wir drehen Feli auf die Seite, sind mit ihrem Fuß sehr vorsichtig. Oh Gott, was habe ich nur getan. Mir steigen die Tränen auf als ich sie so verletztlich auf der Seite liegen sehe. Die Haare nass geschwitzt und die Augen geschlossen, der Schnuller von Leni liegt vor ihrer Brust.  Ich muss hier raus, einfach raus....#

Ich wache auf und sehe Michael, der neben mir sitzt und meinen Puls an meinem Handgelenk misst. Meine Lippen sind trocken, ich lecke sie ab. "Hey...na....gehts wieder?" fragt Michael und reicht mir eine Tasse Tee. Ich weiß nicht so richtig, was er mit seiner Frage meint. "Kannst du dich erinnern, was gerade passiert ist?" Ich erinnere mich an nichts. "Wo ist Riki?" ist das einzige, was ich wissen will. "Er ist kurz an die frische Luft" sagt Michael und ich spüre, dass etwas nicht stimmt. "Michael - Was ist los? Warum ist Riki nicht da?" "Du hattest gerade einen Panikanfall. Ich wollte dir in den Hals schauen." erzählt Michael. "Und jetzt ist Riki sauer auf mich" stelle ich fest und der Kloß in meinem Hals wird größer und größer, mein Herz schmerzt, weil ich ihn wieder einmal enttäuscht habe. Eine Träne läuft über meine Nase. Michael wischt sie weg und kniet sich in gleicher weise vor das Bett wie Riki um mir in die Augen zu schauen. "Nein, Feli, er ist nicht sauer auf dich. Ganz sicher nicht. Ich hänge dir jetzt die neue Infusion mit der Antibiose an, da ist auch ein Schmerz  - und ein Fiebermittel drin, dann schaue ich mal nach Riki, in Ordnung?" Ich nicke nur, zu sehr schmerzt es mich, dass Riki nicht bei mir ist.

Vertrau mir, sonst tut's wehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt