Die besondere Patientin

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# Heute kann mein Dad die Sprechstunde leider nicht übernehmen, da er selbst einen Termin hat. Feli geht es immer noch nicht besser aber sie will sich partout nicht den Fuß röntgen lassen. Ich versuche mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, denn das bin ich meinen Patientinnen schuldig. Ich gehe kurz vor zu den Helferinnen um das Rezept für Frau Schmidt zu unterschreiben als mich Sandra, meine erste Kraft-Arzthelferin um ein Gespräch bittet. Ausgerechnet heute, denke ich mir aber was solls, bringen wir es hinter uns. Ich bitte sie in mein Besprechungszimmer. Sie nimmt am Schreibtisch Platz. "Schieß los, Sandra. Was gibts?" "Also ich habe eine Freundin, die möchte gern die Pille verschrieben bekommen und natürlich findet sie hier keinen Gynäkologen. Ich wollte fragen ob sie sich hier bei uns vorstellen darf. Ich weiß ja, dass wir auch keine neuen Patientinnen aufnehmen aber vielleicht können wir hier eine Ausnahme machen." Gut, in so einem Fall will ich mal nicht so sein. Das geht ja schnell. Das sage ich Sandra und sie nickt zufrieden. "Wann soll sie denn kommen, es ist alles voll bis November." hakt Sandra nach. "Dann soll sie heute noch kommen, am besten ganz am Ende der Sprechstunde. Das dauert ja nicht lange." Sandra nickt und dankt und verlässt mein Besprechungsraum. So arbeite ich mal schwierigere und weniger schwierige Fälle nach und nach ab, als nur noch eine Neupatientin in der Wartezimmerliste steht. Das wird wohl die Freundin von Sandra sein. Ich lese mir den Anamnesebogen durch, der soweit unauffällig aussieht. Lediglich der Blutdruck ist astronomisch hoch aber das werde ich nach der Untersuchung nochmal nachmessen lassen, denn es ist nichts ungewöhnliches, dass Patientinnen bei ihrem ersten Gynäkolgenbesuch aufgeregt sind. Gut, das sollte jetzt schnell erledigt sein. Durch die Sprechanlage rufe ich Frau Hörd auf. Ich wundere mich etwas , dass sie so lange braucht bis sie in meinem Sprechzimmer ist, normalerweise sind junge Patientinnen immer ratz fatz da. Als ich leise Schritte höre stehe ich auf um ihr entgegen zu kommen. Eine junge Frau kommt langsam den Flur entlang geschlichen, klammert sich an ihre Handtasche, als sei sie der rettende Anker. Ich begrüße sie und bitte sie am Schreibtisch PLatz zu nehmen. Sie hält ihre Handtasche immer noch wie ein Schutzschild vor die Brust und schaut zu Boden. "Frau Hörd, warum sind sie bei mir?" frage ich möglichst freundlich, um ihr die Spannung zu nehmen. "Ich möchte die Pille verschrieben bekommen" sagt sie ganz leise. "Frau Hörd, schauen Sie mich mal an" fordere ich sie auf. Langsam hebt sie den Kopf. "Frau Hörd, haben Sie denn einen Freund oder weshalb möchten Sie die Pille nehmen?" "Ich habe einen Freund" flüstert sie und schaut erneut zu Boden. "Hatten Sie bereits Verkehr mit ihrem Freund?" Sie nickt. "Sind Sie das erste Mal bei einem Gynäkologen?" frage ich weiter, obwohl ich es längst aus dem Fragebogen weiß. Sie nickt erneut. "Gut, dann schlage ich vor, untersuche ich sie kurz, dann bekommen Sie das Rezept. Ihr Fragebogen sah soweit gut aus." informiere ich sie und stehe auf. Sie jedoch nicht. "Frau Hörd, wir würden kurz in den Nebenraum wechseln" sage ich freundlich und gehe Richtung Durchgangstür zum Untersuchungszimmer. "Kann ich das Rezept vielleicht auch erstmal so bekommen? " Fragt sie ganz schüchtern. Ich schnaufe innerlich- setze mich aber wieder geduldig auf meinen Stuhl und lehne meine Unterarme auf den Schreibtisch. "Frau Hörd, keine Patientin bekommt von mir ein neues Medikament ohne Untersuchung. Sie brauchen keine Angst zu haben. Es wird nicht weh tun, ich erkläre Ihnen alles ganz genau und ich kann Sie so untersuchen, dass Sie es fast gar nicht spüren werden. Ich kann Ihnen heute anbieten, dass wir die Untersuchung der Brust fürs erste weg lassen, aber um eine vaginale Untersuchung werden Sie sicher nicht drum herum kommen." "Bitte" fleht sie schon fast. Ich atme schwer aus und lehne mich in meinen Stuhl zurück. "Frau Hörd, das geht nicht. Wirklich. Die Pille ist ein Hormon und ich muss Sie untersuchen, bevor ich Ihnen ein Präparat aufschreiben kann. Es dauert auch nicht lange. Nach spätestens 5 Minuten sind Sie vom Stuhl wieder runter." Beim Wort Stuhl zuckt sie merklich zusammen. "Ich habe solche Angst,bitte geben Sie mir doch einfach das Rezept." gesteht sie mir und schaut immer noch auf den Fußboden. "Möchten Sie ein Beruhigungsmittel?" biete ich an, obwohl ich das meistens nicht mache, weil die Patientinnen danach noch in meiner Praxis zur Überwachung bleiben müssen. Dies teile ich ihr auch mit. Obwohl sie dem Beruhigungsmittel zugestimmt hat, möchte sie aber nicht in der Praxis bleiben. Tja, das eine schließt das andere mit ein, denke ich. Dann fällt mir noch was ein. "Frau Hörd, ich habe einen Vorschlag. Ich habe hier homöopathische Zäpfchen, die zumindest bei meiner Freundin die Angst nehmen aber gleichzeitig nicht müde machen oder das Bewusstsein eintrüben. Sie müssen im Anschluss nicht hier bleiben, im Gegensatz zu klassischen Beruhigungsmitteln." Sie überlegt kurz. "Ein Zäpfchen...."flüstert sie nachdenklich, "und danach kann ich direkt nach Hause gehen und bekomme das Rezept?" "Wenn medizinisch nichts dagegen spricht, bekommen Sie nach der Untersuchung das Rezept, ja" bestätige ich ihr. "Ok, dann machen wir es so" haucht sie,ihre Handtasche immer noch fest umklammert. "Gut, dann gehen wir rüber und Sie legen sich erstmal auf die Liege" # .

Vertrau mir, sonst tut's wehWo Geschichten leben. Entdecke jetzt