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Die nächsten Tage liefen ähnlich ab. Ich war arbeiten, verbrachte die Pausen draußen im Park mit Katja und grübelte über Paddy nach. In meinen Gedanken gab es kein anderes Thema mehr.

Seit seiner Nachricht am Dienstag habe ich auch nichts mehr von Paddy gehört. Ich habe mich aber auch nicht bei ihm gemeldet. Auch kamen keine neuen Blumen mehr von Paddy. Ich muss ja sagen, dass ich etwas enttäuscht davon bin, obwohl er ja geschrieben hatte, dass er auf eine Nachricht von mir wartet.

Endlich ist wieder Freitag und noch etwas mehr als eine Stunde und dann ist Wochenende. Ich nutze die letzte Stunde dazu, mein E-Mail Postfach aufzuräumen. Dabei kommt Paddy's E-Mail wieder zum Vorschein und ich versinke wieder in seinen Worten.

Vielleicht sollte ich mich doch einfach bei ihm melden. Obwohl ich es die ganze Zeit nicht wahrhaben wollte, vermisse ich Paddy ein bisschen. Ich nehme mir vor, mich am Wochenende bei ihm zu melden. Rückblickend betrachtet habe ich mit meiner Reaktion auch etwas übertrieben. Das zwar nur, weil ich mich schützen wollte und nie wieder ein Mann in mein Leben lassen wollte aber wenn ich ehrlich bin, ist Paddy mit Leichtigkeit in mein Leben gekommen und ihn da wieder rauszuschmeißen ist schlichtweg unmöglich.

Endlich ist es 13 Uhr und das Wochenende ruft. Gemeinsam mit Katja verlasse ich das Bürogebäude und wir gehen ein Stück gemeinsam, ehe sich unsere Wege trennen. Wir verabschieden uns und jede geht in ihre Richtung.

Ein paar Minuten später bin ich auch schon an meiner Wohnung angekommen. Oben vor der Tür erwartet mich allerdings eine Überraschung. Vor meiner Wohnungstür steht ein riesiger Blumenstrauß. Mit einem Lächeln im Gesicht hebe ich diesen auf und weiß sofort, von wem er ist. Ich weiß nicht woher Paddy das weiß, aber in jedem Strauß von Paddy waren Orchideen und Nelken, meine absoluten Lieblingsblumen. Wieder steckt eine Karte in den Blumen. Nachdem die Blumen im Wasser stehen, sitze ich wie immer mit einem Glas Wasser auf dem Balkon, diesesmal noch mit der Karte aus dem Blumenstrauß.

'Liebste Merle,
lange habe ich überlegt, dir diese Blumen zu schicken. Eigentlich wollte ich auf deine Nachricht warten. Aber das Warten macht mich verrückt. Ich hoffe, du bist mir deswegen nicht böse.
Ich habe eine Überraschung für dich. Sei heute Abend um 19 Uhr vor dem Fernsehturm.
P.S.: bitte ziehe dir etwas schickeres aber bequemes an 🙂
Liebe Grüße Patrick'

Verwundert über die Ankündigung der Überraschung überlege ich, ob ich  Paddy schreiben und absagen soll oder einfach nicht hingehen? Was das wohl für eine Überraschung ist?

Kurzerhand rufe ich Katja an. Nach kurzem klingeln hebt diese auch ab. Ich schildere ihr, was geschehen ist und auch die Karte lese ich ihr vor. "Also jetzt mal ehrlich Merle, wie lange willst du den armen Kerl noch zappeln lassen? Er gibt sich so viel Mühe und ich finde das total romantisch, egal, was das heute Abend für eine Überraschung wird." "Ich weiß nicht. Kann er nicht einfach zu mir kommen, wenn er reden will. Dazu muss ich mich nicht aufbrezeln." "Damit du ihm wieder die Tür vor der Nase zuknallst und ihm sagst, dass er gehen soll. Egal was er macht, es ist für dich immer falsch. Für mich klingt das nach einer Einladung zum Date." "Waas? Meinst du? Oh Gott nein, dann kann ich da auf gar keinen Fall hingehen." "Merle weißt du was, ich komme jetzt zu dir, wir trinken ein Glas Sekt und dann machen wir dich so richtig hübsch für heute Abend. Paddy werden die Augen ausfallen, wenn er dich sieht. Und keine Widerrede. Ich bin in 20 Minuten bei dir!" Bevor ich überhaupt noch was sagen konnte, hatte Katja schon aufgelegt.

Wie angekündigt, steht Katja dann auch 20 Minuten später vor meiner Tür. Ich habe es gerade so geschafft, mich zu duschen.

"Ah perfekt, duschen warst du schon, dann suchen wir dir als erstes ein Outfit raus. Irgendwelche Wünsche oder Vorstellungen?" "Nein nur nicht zu overdressed und zu auffällig"

Nach einer gefühlten Ewigkeit und Anprobe von 100 verschiedenen Outfits fand Katja dann doch noch das passende  Outfit. Schlicht aber trotzdem bequem und vor allem schick, egal was Paddy geplant hat.

Nach der Outfitsuche tranken wir erstmal Sekt, bevor es mit meinem Make Up und den Haaren weiterging. Ich muss ja sagen, Katja hat echt Talent was das alles angeht. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen.

Nachdem auch Make Up und Haare fertig sind, ist es ja schon nach 18 Uhr. Meine Nervosität stieg ins unermessliche.

"Ich glaube, ich kann da nicht hingehen. Das wird doch wieder nur peinlich für mich, wenn ich wie sonst auch immer kein Wort in seiner Gegenwart rausbekomme". "Quatsch, du hast doch schon mit ihm geredet. Bleib doch einfach locker".

Um sicher zu gehen, dass ich auch tatsächlich Paddy's Einladung folge, hat Katja mich bis zum Fernsehturm begleitet, bevor sie sich dann von mir verabschiedet hat und mir viel Spaß gewünscht hat.

Ziemlich aufgeregt gehe ich die letzten Meter bis zum Eingang des Fernsehturmes. "Guten Abend, sind Sie Merle Sommer?" werde ich vor der Tür von einem Mitarbeiter angesprochen. "Ähm ja, die bin ich". "Dann folgen Sie mir bitte" und schon ist der Mann losgelaufen. Völlig perplex folge ich ihm zu den Aufzügen. "Ich schicke Sie jetzt hoch zur Aussichtsplattform, dort werden Sie erwartet" waren die letzten Worte des Mannes, bevor sich die Fahrstuhltüren schlossen und es gute 200 m in die Höhe ging.

Was hat Paddy hier auf dem Fernsehturm vor? Doch ehe ich mir darüber weitere Gedanken machen kann, hält der Fahrstuhl an und die Türen öffnen sich. Das erste, was ich sehe, ist ein riesiger Strauß roter und weißer Rosen. Erst auf den zweiten Blick sehe ich Paddy vor der Fahrstuhltür stehen. "Schön, dass du da bist Merle" strahlt dieser mir entgegen und hält mir den Blumenstrauß hin. "Wow Paddy, danke. Die Rosen sind so schön".

Ohne noch was zu sagen, nimmt Paddy meine Hand und zieht mich sanft zu sich und schon finde ich mich in einer Umarmung wieder. Oh Gott, riecht er gut. Es fühlt sich einfach nur schön an, in seinen starken Armen gehalten zu werden. Paddy löst die Umarmung für meinen Geschmack viel zu schnell und greift dann wieder meine Hand und langsam gehen wir weiter auf die Aussichtsplattform. Erst jetzt fällt mir auf, dass außer uns niemand sonst hier oben ist. Zufall oder von Paddy gewollt?

An einer Stelle bleibt Paddy dann stehen und stellt sich hinter mich. Er steht so nah, dass ich wieder sein Parfum riechen kann. "Man muss einmal auf dem Fernsehturm gewesen sein. Also dachte ich mir, für dich ist heute ein perfekter Tag dafür" spricht Paddy leise. Beim Klang seiner Stimme macht sich eine Gänsehaut auf meinem Körper breit. "Heute ist das Wetter perfekt für das, was ich dir zeigen möchte" flüstert er mir nun ins Ohr. "Doch nichts ist so schön wie du, Merle" fügt er noch hinzu und steht gefühlt noch dichter hinter mir. Oh Gott, er treibt mich in den Wahnsinn. Wie soll ich so noch einen klaren Gedanken fassen. Als wären seine Worte nicht genug, legt er jetzt noch seine Arme um meine Taille. Jetzt muss ich mich wirklich konzentrieren, um auch nur ein vernünftiges Wort rausbringen zu können.

"Gleich können wir von hier einen Sonnenuntergang sehen. Das Licht der untergehenden Sonne spiegelt sich dann dahinten im Wasser." erklärt Paddy weiter. Zu mehr als einem Nicken bin ich nicht in der Lage. Liege ich doch quasi immer noch in seinen Armen.

Die nächsten Minuten schweigen wir beide, doch es ist kein unangenehmes Schweigen. Dann beginnt der Sonnenuntergang und was soll ich sagen, es sieht so schön aus. Ich wünschte, ich könnte diesen Moment anhalten und für immer hier so stehen. In diesem Moment fühle ich mich so glücklich und vollkommen.

Das Naturschauspiel geht noch einige Minuten, in denen wir weiterhin schweigend da stehen und den Anblick genießen. "Paddy das war so wunderschön. Danke für diesen Moment" strahle ich Paddy entgegen. "Schön, dass dir das gefallen hat. Das ist aber nicht die ganze Überraschung. Komm mit." fordert Paddy mich auf und wir gehen die Treppe hoch, die in das Restaurant führt.

Dort angekommen traue ich meinen Augen nicht, was ich da sehe.

Here to stayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt