In Gedanken versunken sitze ich in meinem Büro und gucke in die Ferne.
Auf die Arbeit kann ich mich schon die ganze Woche nicht wirklich konzentrieren. Zum Glück ist heute schon Mittwoch und das Wochenende rückt näher.
Ich seufze einmal auf und versuche mich dann wieder auf die Arbeit zu konzentrieren, schließlich habe ich hier ja erst angefangen und möchte keinen schlechten Eindruck hinterlassen.
Ich bin so in meine Arbeit vertieft, dass ich mich tierisch erschrecke, als mein Telefon klingelt. Der Empfang ruft an und teilt mir mit, dass unten ein Herr für mich steht, der allerdings seinen Namen nicht nennen möchte, mich aber um ein kurzes Gespräch bittet. Kopfschüttelnd teile ich meiner Kollegin mit, dass ich in 5 Minuten nach unten komme. Was fällt diesem Typen eigentlich ein? Will seinen Namen nicht nennen. Wie soll ich mich so auf ein Gespräch vorbereiten.
Wie gesagt, stehe ich 5 Minuten später am Empfang und traue meinen Augen nicht. Der Besucher ist Paddy Kelly. Das ist doch ein schlechter Scherz.
Seit Freitag Abend beherrst eben dieser Mann meine Gedanken und hält mich von meiner Arbeit ab und jetzt taucht er hier auf. Sofort habe ich aber auch ein schlechtes Gewissen, denn ich habe mich nicht bei ihm gemeldet. Warum sollte ich auch. Ich bin nach Berlin gekommen, um neu anzufangen. Damit meinte ich keine Männergeschichte. Damit bin ich erstmal durch und Paddy hat sich scheinbar auch erst getrennt und die Scheidung ist erst am Anfang.
Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen gehe ich auf meinen Mandanten zu und begrüße ihn. Er aber zieht mich in eine Umarmung. Gott ist mir das gerade peinlich, meine Kolleginnen am Empfang können das alles sehen und gleich weiß das ganze Büro von dieser Begegnung hier.
"Herr Kelly, wie kann ich Ihnen helfen?" Etwas verwirrt sieht Paddy mich an. Es dauert einen kleinen Moment ehe er sich wieder gesammelt hat und mir mitteilt, dass er noch ein paar Fragen zum Ablauf der Scheidung hätte.
Da uns meine Kolleginnnen immer noch prüfend beobachten, gehe ich mit Paddy in einen der Besprechungsräume. "Du hast dich nicht bei mir gemeldet, warum?" ertönt seine Stimme, kaum dass ich die Tür hinter mir verschlossen habe. Darum geht es eigentlich. Hätte ich mir gleich denken können. Nur was antworte ich jetzt ohne ihn zu verletzten. Vorsichtig drehe ich mich zu Paddy um und sofort treffen mich seine blauen Augen. Oh Gott, diese Augen. Sie bringen mich echt aus der Fassung. Wartend sieht Paddy mich an und ich habe immer noch keine Antwort. "Ähm ja... ich...du...du bist ein Mandant von mir und es geht einfach nicht. Ich trenne berufliches und privates. Es würde Ärger geben, wenn mein Chef wüsste, dass wir uns privat treffen und" weiter kam ich mit meiner Ausrede nicht, denn Paddy unterbricht mich. "Merle, das ist doch Schwachsinn. Du kannst in deiner Freizeit tun und lassen, was du willst und dich treffen, mit wem du willst" versucht Paddy es weiter. "Nein, das geht nicht. Ich könnte dann deine Angelegenheit nicht mehr neutral bearbeiten. Und das ist mein Job und auf den bin ich angewiesen. Das kann ich nicht aufs Spiel setzen" erkläre ich mich nunmehr deutlicher. Überrascht über meinen Tonfall sieht Paddy mich an. Seinen Blick kann ich nicht deuten. Ist er wütend, verletzt? "Es tut mir wirklich leid, ich hoffe du kannst das verstehen" richte ich meine Worte an Paddy, der im Begriff ist zu gehen, was er auch ohne eine weitere Reaktion tut.
Damit es nicht auffällt, begleite ich ihn zur Tür und verabschiede mich von ihm.
Auf dem Weg zurück in mein Büro schaue ich bei Katja vorbei und frage sie, ob sie kurz Zeit hat. Seit dem Wochenende haben Katja und ich viel Kontakt, ich würde sagen, da entwickelt sich eine Freundschaft.
Ich setzte mich bei ihr auf den Besucherstuhl und muss mich kurz sammeln, bevor ich ihr von dem Gespräch eben erzähle. Ruhig hört Katja mir zu und als ich geendet habe, sagt sie mir einfach so, dass ich übertrieben habe und sie mich nicht verstehen kann, warum ich Paddy Kelly wegschicke. Katja's Worte verletzten mich irgendwie. Hatte ich doch eine andere Reaktion erwartet. Das das Gespräch wohl nicht so wird, wie ich es mir erhofft habe, stehe ich auf und gehe in mein Büro. Schließlich wartet noch jede Menge Arbeit auf mich.

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Here to stay
FanfictionMerle hat eine schwierige Zeit hinter sich und fängt in Berlin ein neues Leben an, fernab von ihrer Heimat, Familie und Freunden. Bereits in den ersten Tagen stellt eine Begegnung mit einem Mann ihr neues Leben auf den Kopf. Begleitet Merle in ihrem...