Auf dem Weg zurück ins Hotel lässt Paddy meine Hand nicht los. Ich genieße es, doch frage ich mich immer wieder, was das zwischen uns ist und viel mehr, wo es hingeht.
Wir reden nicht viel, jeder hängt seinen Gedanken nach. Zu gerne würde ich wissen, was in Paddy vorgeht. Obwohl er aus meinen Augen manchmal lesen kann, wie in einem offenen Buch, so sehr hält er seine Mauer aufrecht. Nur selten lässt er mich hinter die Fassade blicken. Heute am Hafen an der Kelly-Mauer war so ein Moment. Ich frage mich, ob er das auch in einer Beziehung so beibehalten würde und wenn ja, wie ich damit klar kommen würde.
"Was geht dir gerade durch den Kopf?" möchte ich nach ein paar Minuten doch wissen.
"Paddy schüttelt einmal kurz den Kopf, so als müsste er aus seinen Gedanken erwachen, dann sieht er mich an und lächelt.
"Ganz viel. Meine Gedanken fliegen wild umher. Ich mache mir Gedanken, was die Presse über gestern geschrieben haben könnte und ob und wie ich dazu Stellung nehmen sollte. Soll ich meine Trennung öffentlich machen ja, nein. Aber viel mehr beschäftigt mich, wie es dir geht. Mit gestern. Heute. Es war ein recht emotionaler Tag, und das, obwohl heute eigentlich ein fröhlicher Tag sein sollte, schließlich hast du Geburtstag. Ich weiß nicht, wie dir meine Überraschungen bislang gefallen haben und was du zu den nächsten sagst.
Dann höre ich dich immer wieder deine Geschichte erzählen und jedes Mal erschüttert es mich. Das macht mich so wütend. Gleichzeitig fühle ich mich so glücklich, dass du mir so sehr vertraust, mir das zu erzählen.
Ja und dann, am meisten beschäftigt mich, was das zwischen uns ist. Ich weiß nie, wie ich mich verhalten soll. Ist es dir zu viel, erwartest du mehr? Und jetzt deine Geschichte zu kennen, macht es für mich im Moment nicht leichter. Ich weiß einfach nicht, wo deine Grenzen sind und wie weit ich gehen kann. Ich hab es schon einmal fast versaut und das will ich nicht noch einmal".Zwischenzeitlich sind wir vorm Hotel angekommen, wo ich jetzt auch stehen bleibe. Paddy's Worte waren ehrlich und sie überfordern mich irgendwie.
"Eigentlich dachte ich, weißt du, wie mir deine Überraschungen bislang gefallen haben. Immerhin bin ich noch hier. Also ja, ich habe mich gefreut, über alles, was ich bislang hier erleben durfte. Auch wenn ich anfangs oder zwischendrin genervt war, weil ich einfach nichts wusste. Umso größer war die Freude hinterher. Und ich bin gespannt auf die weiteren Überraschungen, die noch kommen."
Paddy's Gesicht entspannt sich bei meinen Worten.
"Bei dem Thema Statement, Presse und deiner Trennung kann ich dir nicht wirklich helfen, außer zu sagen, hör auf dein Bauchgefühl und lass dich zu nichts zwingen."
Kaum waren die Worte ausgesprochen, küsst Paddy mich erneut.
"Ähm ja das wäre das nächste Thema, ich weiß auch nicht, was das zwischen uns ist und wo es hinführt. Ich weiß nur, dass es sich derzeit so gut anfühlt und ich glücklich bin. Alles andere wird sich mit der Zeit ergeben. Ich kann dir auch nicht sagen, wo meine Grenzen sind und was zu viel ist. Ich kann dir auch nicht sagen, was ich erwarte. Ich kann dir lediglich versprechen, dass ich dir sage, wenn es zu viel ist und ..."
Wieder spüre ich seine Lippen auf meinen. Dann löst er sich von mir und wir gehen ins Hotel.
Scheinbar war meine Antwort ausreichend.Vor meinem Zimmer teilt Paddy mir mit, dass er mich in zwei Stunden wieder abholt. Wir würden Essen gehen und ein wenig feiern. Ich würde schon passende Kleidung finden. Dann verabschiedet er sich und geht ebenfalls in sein Zimmer.
Ein paar Minuten stehe ich noch planlos in meinem Zimmer und überlege, was ich anziehen soll.
Ich ziehe mein Handy aus meiner Tasche, eigentlich, um im Internet nach Inspiration zu suchen. Doch sofort springen mir mehrere Nachrichten von Katja ins Auge und auch von Leuten aus meiner alten Heimat. Zuerst gratulieren sie mir zum Geburtstag und diese üblichen Nachrichten.

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Here to stay
FanfictionMerle hat eine schwierige Zeit hinter sich und fängt in Berlin ein neues Leben an, fernab von ihrer Heimat, Familie und Freunden. Bereits in den ersten Tagen stellt eine Begegnung mit einem Mann ihr neues Leben auf den Kopf. Begleitet Merle in ihrem...