Here to stay

34.

"Sie wollen mir gerade erzählen, dass Sie mit Herrn Kelly liiert sind? Mit meinem Mandanten Michael Patrick Kelly?"

Ungläubig sieht mein Chef mich an und ich werde in dem Stuhl immer kleiner.

Ich bin heute morgen früher ins Büro gegangen. Hab schon ein bisschen vorgearbeitet und hab dann mein Chef um ein Gespräch gebeten.

Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee war, ihm von meiner Beziehung mit Paddy zu erzählen. Wobei eigentlich kann ihm das egal sein. Es ist meine Privatsache. Aber ich wollte meinen Chef auch nicht anlügen und was vorspielen. Doch seine Reaktion verunsichert mich.

"Ja Herr Wagner, das habe ich Ihnen gesagt. Sie können dazu Herrn Kelly gleich selbst befragen. Ich denke, das Gespräch ist an dieser Stelle vorerst beendet und ich gehe weiter arbeiten."

In meinem Büro angekommen, muss ich erstmal tief durchatmen. Dass mein Chef nicht unbedingt Freudenschreie von sich gibt, war klar aber mit der Reaktion habe ich nicht gerechnet. Als hätte ich etwas verbotenes getan.

Bevor ich weiter arbeiten kann, wird mir die Ankunft von Paddy mitgeteilt. Also mache ich mich auf den Weg nach unten, um ihn abzuholen und zu meinem Chef zu bringen.

Mit Paddy habe ich gestern noch abgesprochen, dass von meinen Kollegen vorerst niemand von uns erfahren soll. So begrüße ich ihn förmlich und bitte ihn, mir zu folgen.

Kaum, dass die Aufzugtüren geschlossen sind, spüre ich seine Lippen auf meinen. Viel zu schnell müssen wir uns lösen, da der Aufzug gehalten hat.

"Setz dich, magst du was trinken? Herr Wagner wird gleich hier sein." - "Wie hat er reagiert? Du hast dich nicht gemeldet?" - " Ich denke, er wird dich gleich dazu ansprechen."

Ich wollte gerade den Raum verlassen, als Paddy mich festhält und mich zwingt, ihn anzusehen.

" Little Sunshine, was ist passiert? Wie hat er reagiert? Hast du jetzt deswegen Ärger oder Probleme?"  Ich kann Paddy's Besorgnis hören. Doch jetzt ist der falsche Moment dafür. Seine Gerichtsverhandlung hat Priorität. "Das ist unwichtig jetzt, versprich mir, dass du dich auf die Verhandlung konzentrierst." Paddy lässt mich los und geht einen Schritt zurück. "Also gab es Ärger? Ich hätte das mit deinem Chef besprechen sollen."- "Paddy bitte, das ist jetzt nebensächlich. Konzentriere dich bitte auf die Verhandlung. Alles andere bereden wir später."

Damit verlasse ich den Besprechungsraum und wäre fast mit meinem Chef zusammen gestoßen. Ich lasse ihm durch und schließe hinter mir die Tür.

Gerade als ich gehen wollte, höre ich Paddy reden. Abrupt bleibe ich stehen und lausche an der Tür.

"Warum bekommt Merle jetzt Ärger, nur weil sie mit mir zusammen ist? Wenn das ihr Ernst ist, werde ich mir einen anderen Anwalt suchen!"

Geschockt starre ich die Tür an. Das kann doch nicht sein Ernst sein. Am liebsten würde ich da jetzt reingehen. Bevor ich mein Vorhaben jedoch in die Tat umsetzen kann, kommt Katja um die Ecke und hält mich auf. "Lass das lieber Merle. Die regeln das schon. Paddy wird sich auch wieder beruhigen." Dann schiebt Katja mich zurück in mein Büro.

Immer wieder schaue ich nervös auf die Uhr. In weniger als 10 Minuten müssen die beiden los zum Gerichtstermin und noch sind beide im Besprechungsraum.

Kurz vor knapp kommen mein Chef und Paddy dann endlich aus dem Besprechungsraum direkt auf mein Büro zu.

Mein Chef sieht nicht so begeistert aus, doch Paddy lächelt siegessicher.

"Frau Sommer, Sie begleiten uns. Sind Sie soweit, dass wir los können?"

Hastig greife ich nach meiner Tasche und Jacke, dann folge ich den beiden. Paddy greift kurz nach meiner Hand, doch ich schüttel nur den Kopf und halte etwas Abstand. Ich will nicht, dass jeder weiß, dass wir in einer Beziehung sind. Ich muss vorher nochmal mit meinem Chef sprechen.