Mitten in der Nacht werde ich wach, als sich Paddy neben mich in das Bett legt und sich von hinten an mich rankuschelt. Seine Arm legt er um meine Hüfte und hält mich fest. Sein Atem und seine Kleidung riechen nach Alkohol.
Paddy bemerkt nicht, dass ich wach bin und kaum, dass er sich hingelegt hat, schläft er auch schon.
Eine kurze Zeit genieße ich seine Nähe, bevor meine Gedanken sich wieder um seine Worte drehen. Durch seine leise Stimme werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Vorsichtig drehe ich mich um und stelle dann fest, dass Paddy nach wie vor schläft. Er scheint jedoch schlecht zu träumen. Er murmelt meinen Namen und irgendwas, was ich jedoch nicht verstehe. Dann verstärkt sich sein Griff um meine Hüften und ich werde noch näher an ihn rangezogen. Selbst im Schlaf wirkt er so verletzlich. Sein Anblick zerreißt mich und stumme Tränen rollen mein Gesicht herab.
"Nicht weinen little Sunshine. Alles wird gut!" Und als wäre das nicht schon zu viel des Guten, spüre ich seine Lippen auf meiner Stirn. Diese Geste lässt mich seine bedingungslose Liebe spüren.
"Ich liebe Dich!" Diese Worte verlassen meinen Mund, bevor ich überhaupt darüber nachdenken kann.
"Ich liebe Dich, little Sunshine!"
Einige Sekunden später liege ich mit dem Kopf auf Paddy's Brust und höre seinen Herzschlag. Nach wie vor hält er mich fest in seinen Armen.
"Wir schaffen das, gemeinsam. Ich stehe hinter dir und unterstütze dich, so gut ich kann."
Kurze Zeit später ist Paddy wieder eingeschlafen und ich liege wach in seinen Armen. Seine Arme, die mich so fest umschlingen, mir Halt geben. Höre seinen Herzschlag, der mich beruhigt. Ich liege da, wo ich hingehöre. An Paddy's Seite.
"Ich möchte mich nach einem freien Therapieplatz erkundigen.
Ja, wenn möglich stationär...
Oh das geht schneller als gedacht. Okay, dann bin ich am Montag um 09:00 Uhr da. Vielen Dank."
Ich habe nicht bemerkt, dass Paddy während meines Telefonates in der Tür stand, erst als er mich in seine Arme gezogen hat, habe ich ihm bemerkt.
"Ich bin stolz auf dich!" Mehr Worte bedarf es in der Situation nicht und ich spüre ganz tief in mir drin, dass ich das richtige getan habe. Dennoch habe ich Zweifel und Angst.
Paddy führt mich wieder zurück ins Schlafzimmer, wo wir uns wieder ins Bett kuscheln und ich tatsächlich nochmal einschlafe.
Am späten Vormittag wache ich auf und Paddy liegt nicht mehr neben mir. Kurz muss ich überlegen, ob das heute Nacht real war oder ob ich es nur geträumt habe. Als ich dann jedoch das Klappern von Geschirr aus der Küche höre, weiß ich, dass es real war.
Bevor ich jedoch aufstehen kann, kommt Paddy mit einem Tablett voll mit Frühstück zurück ins Schlafzimmer.
"Guten Morgen little Sunshine" strahlt er mich an und stellt das Tablett auf dem Bett ab, bevor er sich selbst wieder gemütlich hinsetzt.
Schweigend genießen wir das Frühstück.
"Du hast dich also für eine stationäre Therapie entschieden? In welcher Klinik wirst du die machen?" bricht Paddy dann irgendwann das Schweigen. Hätte er nicht irgendetwas anderes ansprechen können?
"Ja habe ich, in der Hoffnung, dass es schneller geht als eine ambulante Therapie. Es ist die Klinik am Stadtrand." Paddy's Blick ruht auf mir, dann greift er sanft meine Hand. "Du solltest dich für eine Therapieform entscheiden, bei der du dich wohl fühlst und nicht, was schneller geht. Das ist völliger Schwachsinn. Es dauert so lange, wie es dauert. Warum hast du es jetzt plötzlich so eilig? Niemand hetzt dich." - "Egal, welche Form ich wähle, ich kann mich mit beiden nicht anfreunden. Ich habe Angst, dich zu verlieren, dass es dir doch zu viel wird und du mich verlässt..." Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, wünsche ich mir, es nicht getan zu haben. "Dein Ernst? Du machst das also nur für mich und nicht für dich, weil du endlich deine Vergangenheit aufarbeiten möchtest? Das ist nicht wahr Merle! Du bist diejenige, die immer sofort alles hinwerfen will und mich verlässt, nicht andersrum. Habe ich dir je einen Grund gegeben, so zu denken?" Wieder habe ich es geschafft, dass Paddy sauer wird. Dann steht er auf und räumt die Frühstückssachen weg, bevor er sich ins Bad verzieht.
In der Zwischenzeit bin ich ebenfalls aufgestanden und habe bereits die Wohnung aufgeräumt, als Paddy endlich das Bad freigibt. Sofort verschwinde ich ebenfalls darin, nur damit ich mich vorerst nicht weiter mit ihm auseinandersetzen muss. Doch ewig kann ich mich nicht im Bad verkriechen.
Ich hasse mich selbst dafür, dass ich ihn ständig verletze und wegen jedem Mist so überreagiere und aus allem ein Drama mache und mich dann nicht mit den Problemen auseinandersetzen kann oder will.
"Es tut mir Leid, was ich vorhin gesagt habe." Paddy hockt gegenüber der Badezimmertür und hat wohl nur darauf gewartet, dass ich dort wieder rauskomme. Ich wusste, dass für ihn das Thema noch nicht erledigt ist.
"Ist schon okay." lautet meine knappe Antwort. "Nein, nichts ist okay und das weiß ich genauso gut wie du. Ich will nicht streiten und dich auch überhaupt nicht von dem Klinikaufenthalt abhalten. Ich möchte einfach nur, dass du das machst, weil DU es willst und bereit dafür bist und nicht, weil ich oder sonst jemand das von dir verlangt. Solange wie du nicht bereit für eine Therapie bist, bringt das nichts." - "Ich weiß. Ganz tief in mir will ich die Therapie, weil ich weiß, dass es mir helfen wird, meine Vergangenheit endlich aufzuarbeiten und hinter mir zu lassen. Für dich, für uns, vor allem aber für mich. Aber ich habe Angst, verdammte Angst, mich dem allem zu stellen. Den Erinnerungen ausgesetzt zu sein. Wieder verletzt zu werden. Und zu versagen, weil ich zu schwach bin und damit dich endgültig zu verlieren. Andererseits verliere ich dich, wenn ich diese Therapie nicht mache."
Wortlos zieht Paddy mich in seine Arme und hält mich einfach nur fest. Mehr brauche ich in dem Moment auch nicht. Seine Arme, die mich ganz nah an seinen Körper pressen, sind ein stummes Versprechen.
Den restlichen Tag haben wir es uns auf dem Sofa gemütlich gemacht und uns Filme angesehen, dabei lag ich die ganze Zeit an Paddy gekuschelt in seinen starken Armen.
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Here to stay
FanfictionMerle hat eine schwierige Zeit hinter sich und fängt in Berlin ein neues Leben an, fernab von ihrer Heimat, Familie und Freunden. Bereits in den ersten Tagen stellt eine Begegnung mit einem Mann ihr neues Leben auf den Kopf. Begleitet Merle in ihrem...