"Guten Morgen Merle" begrüßt Katja mich strahlend vor dem Bürogebäude. Wie jeden Morgen hat sie zwei Latte Macchiato in der Hand, während ich die dazugehörigen Rosinenbrötchen mitbringe. Ein Ritual, welches wir relativ kurz nach meinem Einstieg hier im Büro eingeführt haben.
"Guten Morgen" strahle ich ebenso zurück. Kurz mustert Katja mich von oben bis unten.
"Du siehst heute irgendwie anders aus. Ich kann dir nur noch nicht sagen, was anders ist" brabbelt Katja vor sich hin auf dem Weg in unsere Büros.
Noch weiß sie nichts von meinem Samstag Abend und auch von Freitagabend auf dem Fernsehturm weiß sie noch nichts. Wundert mich eh, dass sie mich noch nicht ausgequetscht hat.
"Es muss was am Wochenende passiert sein. Apropos Wochenende. Ich habe die ganze Zeit vergeblich auf eine Nachricht von dir gewartet. Wie war es Freitag mit Mr. Kelly?" Ich wusste, dass diese Frage kommen wird. Doch noch grinse ich einfach vor mir her. Dies bleibt Katja natürlich nicht verborgen.
"Ich platze vor Neugier und du lässt mich jetzt ernsthaft noch bis zur Mittagspause warten" ruft sie mir theatralisch hinterher, nachdem sie ihr Büro erreicht hat und ich zwei Räume weiter in meins gehe.
Es ist ein typischer Montagmorgen in einem Büro. Das E-Mailpostfach quillt über. Das Telefon klingelt in Dauerschleife und jeder Mandant ist der Meinung, seine Angelegenheit sei die wichtigste und müsse sofort erledigt werden. So vergeht die Zeit wenigstens schnell und ich habe keine Zeit, in Gedanken abzudriften.
Paddy hatte sich Sonntag Morgen bei mir gemeldet und mitgeteilt, dass er gut bei seinem Termin angekommen ist und er die nächsten Tage weniger Zeit hat, er sich aber zwischendurch melden wird. Seitdem habe ich nichts mehr gehört.
Kaum, dass ich mit meiner Arbeit angefangen habe, ist es auch schon wieder Zeit für die Mittagspause. Ich hole wie jedem Tag Katja ab und wir gehen in den Park. Noch lässt es da Wetter zu.
"So und jetzt meine Liebe, will ich jedes, wirklich jedes Detail wissen" höre ich Katja sagen, kaum dass ich ihr Büro betreten habe.
So fange ich also an zu erzählen. Von Freitag, was Paddy sich einfallen lassen hat. Wie sehr ich das genossen habe. Von dem anschließenden Essen bis zu dem Spaziergang und meiner Offenbarung mit dem Tattoo auf dem Rücken. "Oh mein Gott Merle, also wenn du das jetzt immer noch nicht checkst, dass Mr. Kelly Gefallen an dir gefunden hat, dann kann man dir auch echt nicht mehr helfen". Ich zucke nur mit den Schultern. Kennt sie doch noch gar nicht die Story von Samstag.
"Er stand dann Samstag Nachmittag vor meiner Tür". Katja verschluckt sich an ihrem Wasser. "Was?" "Paddy stand Samstag Nachmittag vor meiner Tür" wiederhole ich meinen Satz von eben. "Ja, das habe ich schon vernommen. Hast du ihm aufgemacht oder wieder draußen stehen lassen?" Diesesmal bin ich es, die entsetzt nachfragt. "Na komm Merle, Beim letzten Besuch von ihm, hast du ihn einfach im Treppenhaus stehen lassen".
So erzähle ich auch noch von Samstag Abend. Bei den Gedanken daran wird mir ganz warm ums Herz und Schmetterlinge fliegen in meinem Bauch. Diese Details lasse ich allerdings unerwähnt. "Du schwärmst ja richtig von ihm. Du kannst nicht mehr leugnen, dass du ihn magst" stellt Katja fest.
Wie Recht sie hat. Ich seufze tief.
"Nein, das kann ich nicht... leider. Weißt du Katja, es ist so schwer für mich. Ich mag ihn, mehr als ich sollte. Aber ich schaffe es nicht, mich von ihm fernzuhalten. Dabei wäre das die bessere Lösung. Ich bin ein Fan von ihm, das weiß er. Allerdings weiß ich nicht, wie er darüber denkt. Was ist, wenn er einfach nur mit mir spielt und sich einen Spaß erlaubt, seine Fans so zu verarschen? Und". Mitten im Satz unterbricht Katja mich. "Traust du ihm das zu? Er hätte den Kontakt zu dir abbrechen können, als er erfahren hat, dass du ein Fan bist. Hat er aber nicht. Er kennt die Wahrheit, du hast mit offenen Karten gespielt und er weiß, woran er ist. Und ganz nebenbei, glaube ich nicht, dass er der Typ dafür ist, Leute zu verarschen".
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Here to stay
Fiksi PenggemarMerle hat eine schwierige Zeit hinter sich und fängt in Berlin ein neues Leben an, fernab von ihrer Heimat, Familie und Freunden. Bereits in den ersten Tagen stellt eine Begegnung mit einem Mann ihr neues Leben auf den Kopf. Begleitet Merle in ihrem...