30.

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Während dem Essen und dem restlichen Abend war das Thema Paddy vorerst erledigt.

Kurz habe ich überlegt, die Beziehung noch weiter geheim zu halten, doch eine Nachricht von Paddy hat den Plan verworfen. Er hat Christian bereits aufgeklärt und selbigem Redeverbot erteilt, bis ich mit Katja gesprochen habe. Also muss ich heute wohl oder über noch auspacken.

Wir laufen gemütlich nebeneinander her auf dem Weg zu meiner Wohnung. Ich habe Katja unter dem Vorwand, ihr etwas zeigen zu wollen, mit zu mir gelockt.

Je näher wir meiner Wohnung kommen, desto nervöser werde ich. Wie wird Katja reagieren? Schneller als mir lieb ist, sind wir da und die Stunde der Wahrheit rückt näher.

Katja macht es sich auf dem Sofa bequem, während ich uns noch Wein und Gläser hole, bevor ich mich ebenfalls auf das Sofa setze.

"Also was willst du mir zeigen, dass ich unbedingt heute noch mit zu dir kommen musste?"

Ich habe mir auf dem Weg verschiedene Sätze zurecht gelegt, doch jetzt ist mein Gehirn wie leer gefegt. Fieberhaft überlege ich mir eine Antwort, während Katja mich ungeduldig mustert. Dann fällt mir ein Foto von Paddy und mir ein, wo wir eng aneinander gekuschelt in meinem Bett liegen, mein Kopf auf seiner Brust und er küsst meine Stirn. Das dürfte aussagekräftig genug sein. Ich greife nach meinem Handy und halte Katja das Foto vor die Nase.

Es vergehen ein paar Sekunden, in denen man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Katja mustert das Foto immernoch schweigend, dann springt sie auf und rennt in mein Schlafzimmer, bevor sie wie wild anfängt zu kreischen.

"OH MEIN GOTT! MERLE, DEIN ERNST???" Du und Paddy? Das Bild ist eindeutig hier in deinem Bett entstanden. Ich will jetzt auf der Stelle alle Details wissen!"

Erleichtert atme ich aus. Das schlimmste ist geschafft. Gerade als ich anfangen will zu erzählen, setzt Katja wieder an.

"Du blöde Kuh hast mich verarscht. Von wegen Streit und kein Kontakt. Du hast mich eiskalt angelogen und mir was vorgemacht..."

Das war die Reaktion, die ich erwartet hatte.

"Setz dich bitte wieder hin, dann erkläre ich dir alles." Mit etwas Abstand zu mir setzt sie sich wieder hin und ich kann anfangen, die Story zu erzählen.

"Wir sind erst seit Sonntag zusammen und wir wollten erst schauen, wie sich das mit uns entwickelt, bevor wir irgendwem davon erzählen. Dass ich dich angelogen habe, tut mir wirklich wahnsinnig leid. Ich wollte das wirklich nicht aber ich wollte auch die Absprache mit Paddy nicht brechen. Mir fiel es so schwer, dir nicht gleich alles zu erzählen und dich um Rat zu fragen, wie du und Christian das macht. Ich bin auf der einen Seite so glücklich aber auf der anderen Seite sind da immernoch meine Zweifel. Und es fällt mir schwer, diese Zweifel und Gedanken nicht zuzulassen bzw. nicht zu mächtig werden zu lassen. Da hast du mir als Freundin und Kummerkasten und Ratgeberin echt gefehlt!"

Jetzt, wo ich all das endlich aussprechen konnte, fühle ich mich irgendwie erleichtert. Auch wenn das meine Gedanken und Zweifel nicht verschwinden lässt, kann ich endlich mit jemandem darüber reden. Natürlich kann ich das auch mit Paddy aber mit einer Freundin ist es halt was anderes.

Ich erzähle dann noch in Ruhe, was am Wochenende alles passiert ist und wie Paddy und ich letztlich zusammen gekommen sind. Auch erzähle ich, dass Paddy mich gestern Abend überrascht hat und mich besucht hat.

Wir sind so in unser Gespräch vertieft, dass wir völlig die Zeit vergessen. Auch haben wir unsere Handy's irgendwo abgelegt und nicht mehr beachtet. Die zweite Flasche Wein haben wir auch schon geleert, was sich durchaus schon bemerkbar macht. Nüchtern sind wir beide nicht mehr. Gerade als ich die leere Flasche Wein gegen eine volle tauschen wollte, klingelt es an der Tür. Erschrocken schaue ich zu Katja, die genauso überrascht drein blickt. Sofort müssen wir beide los kichern, dann öffne ich schwungvoll die Tür, um dann zu erstarren.

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