2. Kapitel

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Sie.
"Wieso vertraust du mir Nazile? Du hast gestern doch gesehen, mit wem ich abhänge."
"Du bist anders als sie Michelle. Ich weiß nicht, wieso du gestern bei ihnen standest, eigentlich spielt das auch keine Rolle, nur habe ich direkt gemerkt, dass du nicht zu ihnen gehörst. Allein wie du da standst, dein Kleidungsstil, all das unterscheidet dich von dem der Mädchen. Du bist nicht wie sie, du bist anders. Außerdem hast du mir geholfen, während sie gerne zugesehen hätten, wie ich Milads Beute geworden wäre." Nazile war viel cleverer als ich dachte, abgesehen davon war sie eine ziemlich gute Beobachterin. Ich fing langsam an sie zu mögen, doch war ich nicht wirklich bereit dazu erneut jemandem zu vertrauen.
Naziles Blick blieb an jemandem hängen, weswegen ich kurz in die Richtung sah, Milad und seine ah so tolle Gang hatten nun die Mensa betreten, ich sah wie Eymen, Nazile zuzwinkerte und diese beschämt wegsah. Oh nein, bitte nicht.
"Nazile, weißt du noch, wovor ich dich gestern gewarnt habe?"
"Ich darf niemandem vertrauen."
"Dieses niemandem beinhaltet auch Eymen, nein, es beinhaltet vor allem Eymen!" Sie nickte nur ausatmend. Und im nächsten Moment geschah etwas, womit ich nicht in 1000 Jahren gerechnet hätte. Milad und Eymen saßen sich zu uns. Eymen neben Nazile und Milad neben mich, während die anderen Jungs sich weiter weg saßen.
"Was wollt ihr?"
"Nur ein nettes Gespräch führen."
"Du und nett? Das ist mir ja ganz neu Milad." "Ah komm schon Mimi, ich bin doch ganz in Ordnung."
"Nenn mich nie wieder so!" Danke Papa. Nur weil ihm damals mein Spitzname neben Milad aus dem Mund gerutscht war, dachte er wirklich, dass er ihn ebenfalls benutzen durfte. Er brachte ein tiefes Lachen zustande. Gott, wie konnte man nur so nervig sein?
"Und wieso bist du hier? Was hat dich in unsere Schule und Stadt geführt?", wurde Nazile von Eymen gefragt.
"Kann dir doch egal sein, Eymen!", zischte ich diesem zu und machte Nazile mit meinem Kopf ein Zeichen, damit wir aufstanden.
"Tschüß Nazile", hörte ich Eymen noch Nazile hinter herrufen.
"Nazile, sag mir ja nicht, dass du anfängst Gefühle für Eymen zu entwickeln!"
"Nein, nein... Natürlich nicht. Nur sieht er ziemlich gut aus und ist ganz sympathisch." Das tat er tatsächlich, auch wenn Eymen nicht mein Typ war, musste ich zugeben, dass sein Aussehen und Charme reichten, um viele Mädchen um den Finger zu wickeln.
"Es ist mehr Schein als Sein. Er hat diese Masche auch versucht bei mir durchzuziehen. Milad setzt immer erst Eymen auf Mädchen an, er ist sozusagen sein Köder. Wenn du anbeißt, dann verlierst du. Sie werden dich vernichten, deswegen halte dich gefälligst fern von Eymen! Er versucht dir Nahe zu kommen, um deine Geheimnisse zu erfahren und dich mit ihnen vor der Schule bloß zu stellen."
"Oh..." Nach einer Weile des Schweigens, fragte sie mich: "Ist dir das etwa passiert? Also du musst nicht drauf antworten, nur wenn du-"
"Nein, ist es nicht. Eymen sieht zwar nicht schlecht aus, doch vom Typ her spricht er mich nicht an, abgesehen davon habe ich die Masche ziemlich schnell begriffen. Ich habe nur mitbekommen, wie sie ein anderes Mädchen dadurch zerstört haben. Es war einfach nur ekelhaft. Sie kennen keine Gnade, weswegen du dich von Anfang an fernhalten sollst." "Verstehe. Danke Michelle."
"Nicht dafür, wir sitzen schließlich beide im selben Boot."
"Was wird geschehen, wenn ich Eymen nicht vertraue? Werden sie uns in Ruhe lassen?" Kurz lachte ich verächtlich. "Schön wärs. Sie werden sich andere Dinge überlegen, um uns vor der Schule bloß zu stellen, aber immerhin können sie uns so nicht mit unseren eigenen Waffen schlagen." Sie schwieg, vermutlich dachte sie über meine Worte nach. Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich gespannt auf das, was sich Milad dieses mal einfallen lassen würde und im Gegensatz zu vor 3 Jahren machte mir dieser Krieg dieses mal sogar fast schon Spaß.

Er.
"Sie beißt an", sprach Eymen triumphierend. "Wird sie nicht, Michelle wird das Nötige dafür tun."
"Sicher?"
"Jap." Die Sache nervte mich. Wieso ging Michelle auch dazwischen, verdammte Scheiße!
"Was willst du tun?"
"Versuch die Woche noch mit ihr in Kontakt zu treten, falls es nicht klappt, werden wir uns am Wochenende zusammensetzen und uns was einfallen lassen."
"Wieso beendest du diesen Kampf nicht einfach Milad? Du willst Michelle nicht bekämpfen."
"Sie hat ihn angefangen und ich werde keine Ruhe geben, bis ich als der Gewinner aus der Sache hervorgehe."
"Du verspielst deine Chancen komplett." "Von welchen Chancen sprichst du?", keifte ich ihn an. Kopfschüttelnd lachte dieser nur verbittert.
"Was meinst du woher Nazile diese Narbe hat?" Mein Kindheitsfreund war in Gedanken versunken.
"Keine Ahnung, was vermutest du?"
"Ein Unfall? Was aber nicht wirklich sein kann, dafür ist die Narbe viel zu sauber, als ob sie jemand ihr absichtlich verpasst hätte." "Mhm... Meinst du etwa häusliche Gewalt?" "Kann sein oder... Ach, keine Ahnung alter." "Dann hör auf dir den Kopf darüber zu zerbrechen", warnte ich ihn.

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