8. Kapitel

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Sie.
"Was meinte Selen mit 'das ist man nicht anders gewohnt von ihm'?"
"Ich habe dir nicht umsonst gesagt, dass du dich von Eymen fernhalten sollst, Nazile. Heute hast du deine Antwort bekommen." "Du meinst er ist ein Player?", hakte sie vorsichtig nach.
"Hmm... Nein, so würde ich ihn nicht bezeichnen. Wenn ich das tun würde, würde ich lügen und ihm Unrecht antun. Eymen ist nur oft umgeben von Mädchen, was einem bei seinem Aussehen ja nicht wundern darf. Aber er geht keine One-Night-Stands ein, das ist nicht seins. Er führt Beziehungen, dass er kein ernstes Ziel hat, liegt auf der Hand. Na ja zumindest behandelt er sie nicht wie irgendwelche Spielzeuge oder Sexobjekte, was nicht heißen soll, dass ich das deswegen gut heiße."
"Verstehe... Und wie lange führt er eine Beziehung?"
"Seine letzte hat ungefähr zwei Monate gedauert, wenn ich mich nicht täusche. So um den Dreh dauern seine Beziehungen, 3-4 Monate."
"Wie lange ist das her?"
"Vier Monate." Sie zog ihre Augenbrauen nachdenklich zusammen.
"Was ist?"
"Ich dachte nur, er führt öfter Beziehungen." "Normalerweise tut er das auch. Also keine Ahnung normalerweise sollte er seit vier-fünf Wochen seine nächste Beziehung eingegangen sein, aber... Keine Ahnung vielleicht hat er die Nase voll, braucht eine Auszeit von dem ganzen Gezicke oder sonst was." Ich zuckte nur mit meinen Schultern. Was wusste schon, was Eymen durch den Kopf ging. Nazile. Sie war seit 3 Wochen schon auf unserer Schule. Nein, oder? Das konnte doch nicht sein? Oder etwa doch?

"Michelle?"
"Ja?"
"Wo bist du mit deinen Gedanken?"
"Nichts, nichts. Hast du mich denn was gefragt?"
"Ja. Woher weißt du so viel über Eymens Beziehungen? Auch von Selen?"
"Nein. Seine Beziehungen sorgen immer viel für Gesprächsstoff. Keine Ahnung wieso. Und so wie es scheint, tut seine neue Beziehung das auch." Kurz schwieg sie und als sie hörte, wie die Mädchen, die eine Reihe hinter uns saßen, über Eymen uns Saras Freundin lästerten, verzog sich ihr Gesicht. Ich atmete nur tief durch. Zumindest merkte sie nun, dass Eymen endgültig ein Tabu für sie darstellte.
"Wenn du willst, kannst du mir heute helfen."
"Wobei?"
"Lass es mich so ausdrücken, die Jungs wird vor dem Basketballspiel ein kleines Unglück erwarten", grinste ich sie an.

Er.
Ich kriegte Michelles verwirrten Gesichtsausdruck, als ich sie anlächelte nicht aus dem Kopf. Erneut musste ich grinsen. Eymen sah mich mit einem 'an was denkst du'- Blick an, ich schüttelte nur meinen Kopf.
"Was läuft eigentlich zwischen dir und Begüm?" Schulterzucken. "Ihr standet heute ziemlich dicht beieinander. Wirst du mit ihr eine Beziehung führen?"
"Vielleicht. Wenn sich was ergibt. Wieso nicht?" Auch wenn mir mein nächster Satz nicht gefiel, ich würde ihn aussprechen. Schließlich sollte jetzt zwischen Michelle und mir Frieden einkehren -Dank Çağdaş. Das hieß, dass ich auch Nazile in Ruhe lassen musste und was darauf zwischen ihr und Eymen geschah, war seine Sache.
"Was ist mit Nazile?"
"Was soll mit ihr sein?"
"Du hast Gefühle für sie."
"Habe ich nicht. Sie ist ein verdammtes Miststück."
"Sie konnte die Sache nicht wissen, deine Worte waren ziemlich hart."
"Auf wessen Seite stehst du, Milad?", zischte er.
"Die Antwort auf deine Frage kennst du. Daran wird niemals jemand etwas ändern können. Ich werde immer hinter dir stehen. Als dein Bruder ist das meine Pflicht. Nur will ich nicht, dass du einen Fehler begehst, denn du dann büßt."
"So wie du es bei Michelle tust?" Ich schüttelte nur meinen Kopf. "Çağdaş hat gesagt, dass Michelle aufhören wird, wenn wir das Kriegsbeil begraben und uns zügeln. Ich habs ihm versprochen. Erzähl der Neuen doch einfach, was los ist. Ihr Gewissen wird sie schon für ihre Worte büßen lassen." Er musterte mich kurz, hob seine Augenbrauen in die Höhe und widmete sich den Schnürsenkeln seiner Sportschuhe.

"Seid ihr bereit?", fragte ich mein Team. Wir würden gleich aufs Spielfeld gehen. Es war zwar nur Training, aber unser letztes. Zumal würde auch fast die ganze Schule zu sehen, wie immer wenn die Meisterschaften anstanden.
"Bereit!", riefen sie. So liefen Eymen und ich vorne und der Rest des Teams folgte uns.
Als Eymen und ich durch die Tür gingen, hörte ich ein komisches Rauschen, doch bevor ich verstehen konnte, woher es kam, war ich nass.
"Fuck! Was soll der Scheiß?!", rief Eymen, den es ebenfalls erwischt hatte.
"Wer war das?", rief ich außer mir vor Wut. Als ich Gekicher über mir auf der Tribüne wahrnahm, traf mein Blick Michelles. Genugtuung. Das wars, was ich in ihren blauen Augen sah. Neben ihr stand die Neue, ebenfalls kichernd. Bevor ich etwas brüllen konnte, erfüllte die Stimme meines Vaters den Sportsaal.
"Michelle und Nazile in mein Büro, sofort! Milad und Eymen, ihr holt euch Handtücher und kommt ebenfalls ins Direktorat."
"Wieso das?", widersetzte ich mich meinem Vater. Wir waren unschuldig!
"Weil ich das -als euer Direktor- befehle." Mein Vater sprach ungern Befehle aus und wenn er das tat, dann war die Situation ernst. Ziemlich ernst. Schnaubend lief ich in die Umkleide, um mir ein Handtuch zu holen. Zum Glück war der Eimer nicht all zu groß gewesen, weswegen wir nur leicht nass waren und nicht komplett durchnässt.

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