28. Kapitel

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Er.
"Schachmatt Milad", sprach sie. Schachmatt? Was hatte ich denn verloren?
"Wovon redest du?"
"Du hast das Spiel gewonnen." Von was für einem scheiß Spiel sprach sie? Sie würde mich noch in den Wahnsinn treiben!
"Rede Klartext Michelle!" Sie atmete tief aus. "Ich hab mein Herz an dich verloren, du hast das Spiel gewonnen. Du hast mich da, wo du mich haben wolltest. Schachmatt." Ich habe mein Herz an dich verloren, ging es mir immer wieder durch den Kopf und ich konnte ein Grinsen nicht verhindern. "Schön, dass dich das so erfreut." Kurz schloss sie ihre Augen, als sie diese öffnete sah ich blanken Schmerz in ihnen. Blanker Schmerz, der mich erschaudern ließ. Sie zog ihren Stuhl nach hinten, schnappte sich in Windeseile ihre Sachen und verließ das Café. Michelle verließ das Café. Was tust du Idiot dann noch hier? Renn ihr doch hinterher, du Arschloch!
Schnell legte ich einen 10€-Schein auf den Tisch und rannte ebenfalls aus dem Café. Mittlerweile schüttete es wie aus Eimern. "Michelle! Bleib stehen!", rief ich ihr nach, doch sie beschleunigte nur. Dieses Mädchen würde mich in den Wahnsinn treiben! Ich war Sportler, dachte sie wirklich, dass sie vor mir fliehen konnte? Das war doch absurd!

Als ich sie 100 Meter später einfing, waren wir beide komplett durchnässt. Ihre Augen waren rötlich umrandet. Hatte sie geweint?
"Hast du geweint?" Sie wandte ihre Blicke ab. "Antworte!"
"Ja, habe ich, okay? Du bist der erste Junge, der es geschafft hat mich zum Weinen zu bringen, bist du jetzt glücklich? Nicht mal als ich betrogen und verraten wurde, habe ich geweint! Was hast du nur mit mir angestellt?", schrie sie sich die Seele aus dem Leib und wollte sich meinem Griff entreißen, doch ich ließ es nicht zu.
"Jetzt wirst du, dummes blondes Mädchen, mir zu hören! Haben wir uns verstanden? Ich habe keine Ahnung, wie du auf den Scheiß kommst, dass du verloren hättest, denkst du, das alles war ein Spiel für mich? So blond bist du nicht Michelle! All das war ernst, ja ich habe gewonnen. Aber ich habe dich gewonnen, dein Herz! Bist du wirklich so blind, dass du das nicht sehen kannst?", brüllte nun ich. Sie zog ihre Augenbrauen fragend zusammen, danach weiteten sie sich und sie fing stotternd an zu sprechen.
"Du- du hast auch...-" "-ja Michelle, ja verdammt! Ich habe auch dieselben Gefühle für dich! Mein Herz klopft auch wie wild, wenn ich in deiner Nähe bin, so wie deins in meiner Nähe klopft!"

Immer noch verständnislos blickte sie mir in die Augen. Ich hielt es nicht länger aus, lehnte mich zu ihren Lippen runter und fing an sie zu küssen. Schnell erwiderte sie dies und schlang ihre Arme um meinen Nacken. Unser erster Kuss. Und ich konnte aus ihm alles schmecken und fühlen. Alles was wir durchgemacht haben. Wie gebrochen wir beide waren, wie wir uns gegenseitig noch mehr gebrochen hatten und nun heilen würden. Endlich.

Da standen wir, zwei Verrückte, also nun draußen im Regen und küssten uns. Ich glaube dieses Bild beschrieb uns am Besten. Dieses absurde Bild, was wir gerade abgaben, beschrieb uns.
Während wir beide vor der Liebe flohen, hatte sie uns voll erwischt, so wie der Regen. Als wir uns voneinander lösten, waren wir außer Atem. Michelle schüttelte ihren Kopf. "Das ist verrückt!", rief sie lachend und ich grinste nur. Das war es vermutlich wirklich. Sie lachte einige Sekunden, als sie mir dann in die Augen blickte, sah ich diese zum ersten Mal strahlen. Dieses Strahlen hieß Frieden. Zum ersten mal seit Jahren sah ich ihre Augen vor Glück strahlen und dieses Strahlen galt mir.

"Komm, ich fahre dich nach Hause, bevor wir uns noch eine Erkältung einholen." Sie nickte und wir liefen zu meinem Motorrad. Der Regen hatte etwas nachgelassen. Ich setzte ihr den Helm auf und versicherte mich, dass er auch gut saß, danach setzte ich mir meinen Helm auf und stieg auf mein Motorrad, Michelle tat es mir gleich. Normalerweise drückte ich sowohl meine Trauer, als auch mein Glück durch die Geschwindigkeit aus, doch heute nicht. Es regnete, weswegen ich nichts riskieren wollte, also fuhr ich langsam. Michelle hatte sich an meinem Rücken gekrallt. Doch dieses mal zeigte sie mir, dass sie mir vertraute. Dass sie sich wohl fühlte. An ihrer Wohnung angekommen, stieg sie ab, ich tat es ihr gleich.
"Geh direkt heiß duschen, damit du nicht krank wirst", forderte ich sie auf.
"Mache ich, solltest du auch tun."
"Werde ich." Ich beugte mich nochmal kurz an ihre Lippen runter, gab ihr einen kurzen Kuss, verabschiedete mich von ihr und fuhr dümmlich grinsend nach Hause.

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