Sie.
Als ich mich unserer Küche näherte, wusste ich, was brannte. Nicht unser Ofen. Nicht unser Herd. Unsere Küche. Unsere ganze Küche stand in Flammen. Alles in mir gefror, obwohl es heiß war.
Wie konnte das sein? Wie konnte unsere Küche brennen?
Ich fing an zu husten. Es fühlte sich so an, als ob der Rauch meine Lungen zusammendrücken würde.
Du musst hier raus!, schrie in dem Moment meine innere Stimme.Erst da fingen meine Beine an sich zu bewegen, ich machte kehrt und rannte zu den Treppen, während ich diese hochstieg, knallte ich gegen einen Körper, worauf ich kurz davor war nach hinten zu fallen, doch die Person hielt mich an meinem Handgelenk fest. Die Person schleppte mich die Treppen hoch und in meinem Zimmer angekommen, schloss sie die Tür. Ein Hustenanfall überkam mich. Milad fuhr sich nur verzweifelt durch die Haare.
"Wir.. müssen hier- r-raus", brachte ich schwer zwischem meinem Gehuste hervor. Milad setzte ein Glas Wasser an meine Lippen und ich trank gierig einen großen Schluck davon. "Lass uns... gehen. Jetzt."
Das Reden fiel mir immer noch schwer und ich hatte das Gefühl, dass meine Lungen zusammengedrückt wurden. Wenn Menschen so bei einem Brand starben...
Ich schüttelte schleunigst diesen Gedanken ab. An so einen grauenvollen, erbarmungslosen und quälenden Tod wollte ich nicht denken.
"Wie Michelle? Wie sollen wir das Haus verlassen?" Ich sah mich panisch um. Meine Bewegungen wurden immer träger. Mein Körper müder. Ich wusste, was das hieß. Mein Vater war Feuerwehrmann und ich wusste, was bei einem Feuer alles passieren konnte. Und ich wusste, was gerade mit mir, mit meinem Körper, geschah. Bitte nicht!, stieß ich trotzdem ein Stoßgebet aus.
"Das-das Fenster!", brachte ich keuchend raus. Milad öffnete das Fenster in Sekundenschnelle und sah kurz raus. "Spring!", befahl ich ihm.
"Was ist mit dir?"
"Du zuerst, vielleicht musst du mich auffangen", brachte ich zwischen meinem Gekeuche schwer hervor. Voller Panik sah er mich an. "Mach jetzt!", schrie ich mit letzter Kraft. Milad setzte sich auf die Fensterbank und sprang. Von unten sah er zu mir und befahl mir auch zu springen. Als ich auf der Fensterbank saß, fing sich an alles zu drehen. Ich hörte Milad mir etwas zurufen, doch nahm seine Worte nicht wahr. Als ich mich mit letzter Kraft von der Fensterbank stieß, sah ich nur noch Sternchen bis sich meine Welt in Schwärze einhüllte. Das Einzige, was ich danach noch wahrnahm, war ein dumpfer Aufprall. Darauf verschluckte mich das schwarze Loch.Er.
Im Gegensatz zu mir sprang Michelle nicht, viel eher fiel sie. Während dem Fall schlossen sich ihre Augen. Sie kam mit dem Hintern auf und kurz darauf landeten ihr Oberkörper und ihr Kopf auf den Boden. Alles in mir erstarrte. Was war los mit ihr? Wieso lag sie da wie tot?
Als mein Gehirn wieder anfing normal zu arbeiten, rannte ich zu ihr.
"Michelle, öffne deine Augen! Wenn du mich hörst, dann sag was!" Nebenbei klatschte ich ihr ins Gesicht. "Sarışın Güzellik aç gözlerini, nolursun aç! Beni şimdi bırakamazsın! (Blonde Schönheit öffne deine Augen, bitte öffne sie! Du kannst mich jetzt nicht im Stich lassen!)" Genau in dem Moment nahm ich Sirenengeräusche wahr. Als ich aufsah, erblickte ich einen Krankenwagen und einen Feuerwehrwagen. Schnell rannte ich zu den Notfallärzten und dirigierte sie zu Michelle. Sie schauten nach ihrem Puls und setzten ihr direkt eine Sauerstoffmaske auf.
Genau in dem Moment hörte ich eine bekannte Stimme nach Michelle rufen.
Als ich mich umdrehte, stand Michelles Vater in seinem Feuerwehranzug vor mir.
"Was hat meine Tochter?", fragte er besorgt, doch im Gegensatz zu mir war er nicht panisch.
"Wie lange wart ihr da drin?", fragte einer der Mediziner auf das Haus hinter uns deutend.
"Ich weiß nicht. Also keine Ahnung, wann es angefangen hat zu brennen, ich vermute, wir haben es ziemlich spät festgestellt. Und sie ist runtergegangen, um nach zu sehen." Einer der Notfallärzte holte eine Spritze raus und injizierte ihr diese.
"Was geben Sie ihr?" Doch da die Ärzte damit beschäftigt waren, sie in den Krankenwagen zu transportieren, hatten sie mir nicht geantwortet.
"Das Gegengift zu Cyanid", klärte mich Michelles Vater auf.
"Was ist Cyanid?" Er atmete tief durch.
"Gift, welches bei einem Brand entstehen kann. Es dringt in die Körperzellen ein und sorgt für einen Erstickungstod."
"Er-Erstickungstod?"
"Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Milad. Sie tun das Nötige."
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Gebrandmarkt
AléatoireSie. Diese Wut in mir würde mich umbringen, ich hatte das Bedürfnis alles um mich zu schmeißen, ohne darauf zu achten, ob es danach in Trümmern lag oder nicht. Denn genau das hatte man tagtäglich mit mir gemacht. Die Einsamkeit, Trauer und Verzweifl...