21. Kapitel

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Bevor das Kapitel beginnt;
die Kapitel werden weiterhin am Samstag folgen, ABER nicht direkt kurz nach 0:00 Uhr, sondern einfach im Laufe des Samstags, das andere setzt mich einfach zu sehr unter Druck. Auf jeden Fall saß ich nun 3 Stunden am Kapitel, um es fertig zu schreiben und zu veröffentlichen. Also viel Spaß damit! ❤

Er.
"Was habe ich dir Arschloch denn angetan?" "Du bist mir in den Rücken gefallen! Ein Verräter bist du, Eymen! Ein mieser Verräter!"
"Was?" Sichtlich erstaunt und geschockt blickte Eymen nun zu mir.
"Du hast schon richtig gehört!", warf ich dazwischen.
"Ne diyon lan sen? (Was redest du da?)"
"Ich habe dein Gespräch mit Michelle mitbekommen. Während du mir predigst, dass alles gut wird, redest du ihr ein, dass ich es nicht verdienen würde, dass sie mir verzeiht!"
"Junge, woher hast du den Mist? Von welchem Gespräch redest du?"
"Von dem, den ihr in der Pause geführt habt." Kurz zog er seine Augenbrauen zusammen, als ob er versuchte sich zu erinnern, danach erhellte sich sein Gesicht und er brachte ein bitteres Gelächter zustande. Hohn. Hohn, das war es, was ich in seinen Augen sah und aus seiner Lache hörte.
"Du kleiner Pisser bist so erbärmlich, weißt du das?" Ich spannte mein Kiefer an. "Du hast nur die Hälfte des Gespräches mitbekommen und hast gehandelt. Ja, ich habe Michelle gesagt, dass ich für sie Verständnis habe, doch ich habe ihr auch gesagt, dass nichts Böses hinter deinem Friedensangebot steckt und du es dieses mal ernst meinst. Dann habe ich ihr auch noch gesagt, dass du für mich durchs Feuer gehen würdest, wenn du müsstest, weil du so ein guter Freund bist. Ich habe ihr gesagt, dass sie dir vertrauen kann. Danke, dass du mich so krass enttäuscht hast und mir so dermaßen in den Rücken gefallen bist. Jetzt schau zu, wie du ohne meine Hilfe, ohne mich, vorankommst. Ich gebe mir diese Kindergarten Scheiße mit dir nicht mehr." Eymen drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort, während ich immer noch versuchte seine Worte zu vearbeiten. Er war mir nicht in den Rücken gefallen. Mein Bruder war mir nicht in den Rücken gefallen! Fuck! Was hatte ich nur getan?

Mit lautem Gebrüll trat ich die Stühle weg, doch das reichte mir nicht, also hob ich den Tisch, auf dem ich bis vor Kurzem stand, hoch und warf ihn in eine andere Richtung. Der Aufprall mit dem Boden erzeugte ein lautes Geräusch, weswegen ich Stimmen wahrnahm, die Richtung Aufenthaltsraum kamen. Auf meinen Vater oder sonstige nervige Lehrer hatte ich keine Lust, also stürmte ich aus dem Raum. Ich hörte nur, wie mir jemand, meinen Namen rufend, folgte. Als mich die Person am linken Oberarm packte, schüttelte ich sie ab.
"Lass mich in Ruhe Nadim!", zischte ich zwischen meinen zusammengebissenen Zähnen hindurch.
"Nein, ich lass dich in dem Zustand nicht alleine." Nadims Ruhe machte mich nur noch wahnsinniger.
"Hast du dein Motorrad dabei?"
"Autobahn?" Ich nickte nur zur Antwort und so gingen wir zu unseren Motorrädern. Auf der Autobahn war die maximale Geschwindigkeit dann schnell erreicht. Sowas nannte ich Freiheit. Pure Freiheit.

Nazile. Eymen.
Seit zwei Tagen ging Nazile nun nicht mehr zur Schule. Das Problem war nicht, mit wem Eymen geschlafen hatte- wobei doch schon irgendwie- aber viel mehr ging es darum, in welcher Beziehung sie zuvor zueinander standen. Sie war seine beste Freundin. Er hatte all ihre Geheimnisse mit ihr geteilt, sie hatten zusammen viel Zeit verbracht. Und mit Nazile? Sie kannten sich ja nicht mal richtig. Erst seit einigen wenigen Monaten. Wie sollte sie da mit Efsun mithalten? Zudem wusste sie auch nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie vor Eymen stehen würde oder gar vor Efsun. Es war einfach besser derzeit die Schule zu meiden. So lange wie möglich. All diese Gedanken machten sie müde, weswegen sie tief seufzte. Genau in dem Moment klopfte es an ihrer Tür, nach ihrem 'Herein' betrat die Person hinter der Tür das Zimmer.
Naziles Augen öffneten sich weit und sie brachte kein Wort mehr aus ihrem Mund. Was für ein Alptraum war das nur?

"Was hast du hier zu suchen?", fragte sie das Mädchen vor sich, als sie sich einigermaßen gefasst hatte, doch man konnte Naziles Stimme die Verwunderung immer noch anhören.
"Ich bin hier, um einiges klar zustellen." Die Stimme des Mädchens klang selbstsicher, was fast schon einschüchternd war, im Gegenzug dazu hatte sie jedoch ein unglaublich warmes Lächeln. Efsuns Lächeln war so warm, dass Nazile gleich ein schlechtes Gewissen für ihre barsche und unhöfliche Art bekam.
"Tut mir leid. Setz dich doch", sie zeigte auf ihr Sofa und Efsun setzte sich dankend hin. "Ich werde nicht lange bleiben, vielleicht ist es auch nicht richtig, dass ich hier bin, aber ich musste einfach kommen. Die Sache zwischen Eymen und mir... Es war ein Fehler. Ein riesengroßer fataler Fehler, dem sind wir uns beide bewusst. Sowohl er, als auch ich bereuen das heute noch. Wir waren nur beide in einem Tief, er auf der Suche nach Geborgenheit, ich nach Liebe. Es war echt das Dümmste, was uns passieren konnte, vor allem mir, weil Eymen mir immer ein sehr guter Freund war, den ich am Liebsten mein ganzes Leben lang bei mir hätte... Ich erzähle dir das alles nicht, um dir weh zu tun oder desgleichen, versteh mich nicht falsch, ich will nur, dass du wirklich merkst, dass von mir aus keine Gefahr besteht. Eymen war mein bester Freund, mein Bruder. Ich könnte ihn nicht mit anderen Augen sehen. Zumal ich auch seit über einem Jahr einen festen Freund habe und wir glücklich miteinander sind. Um nichts in der Welt würde ich meinen Freund loslassen. Er hat mich auch mit meiner Vergangenheit, mit meinem Fehler akzeptiert." Efsun atmete tief aus. Es war lange her, dass sie sich jemandem so geöffnet hatte und über sich selbst gesprochen hatte. Doch sie war froh diesen Schritt getan zu haben, denn es war wichtig. Wichtig für sich selbst. Wichtig für Eymen. Wichtig für Nazile.

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