20. Kapitel - Part II

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Sie.
"Es geht um die Neue, Nazile. Ihre hübsche Narbe wurde ihr durch ihren Ex-Verlobten verpasst, der einen Eifersuchtsanfall hatte. Wer weiß, was ihn dazu getrieben hat. Welches Verhalten ihn dazu getrieben hat."
Eisige Stille umhüllte den Raum, bis jeder aus seiner Trance aufstand und anfing sich zu unterhalten. Die Gespräche wurden immer lauter, so laut, dass es irgendwann nicht mehr ertragbar war. Während all das geschah, sah ich Milad tief in die Augen, ich wollte wissen, was ihn dazu trieb. Wollte wissen, ob er nun glücklich war.
Doch wieso sah ich dann nicht Genugtuung, sondern pure Wut in seinen Augen? Worauf war er wütend? Was hatte ihn denn wieder zur Weißglut gebracht? Dabei müsste doch ich diese Wut in meinen Augen tragen, nicht er!

Als Milad vom Tisch abstieg, baute ich mich vor ihm auf und klatschte ihm eine. Das war nun das zweite mal. Durch das Geräusch, welches dabei entstand, verfielen alle erneut in tiefes Schweigen.
"Du bist das mieseste Arschloch, das ich je gesehen habe, Milad! Und ich Idiotin hätte dir fast geglaubt, dass du wirkich Frieden haben willst. Gott, wie dumm von mir! Du hast mal wieder bewiesen, wer und was du bist. Gratuliere!"
Nach diesen Worten drehte ich mich zu Eymen. "Was soll ich zu dir noch sagen? Sie hat dir diese Sache anvertraut! Ich weiß nicht, ob du dir das bewusst bist, aber du hast somit ihr Vertrauen kaputt gemacht. Und ich hoffe, dass du sie somit für alle Male verloren hast, denn du verdienst sie kein bisschen, Eymen!" Ich drehte mich um und rannte raus, um Nazile zu suchen, ich sah auch auf den Toiletten nach, doch Nazile war nirgends zu finden. Wann war sie eigentlich verschwunden?

"Ihr habt euch doch alle gefragt, wieso Eymens und Efsuns Freundschaft in die Brüche gegangen ist? Sie haben einen Fehler begangen. Einen Fehler, den eine Freundschaft nicht erträgt. Sie haben miteinander geschlafen", erst als ich Milads Stimme erneut wahrnahm, wurde mir bewusst, dass er nicht Naziles Geheimnis verraten hatte, sondern Eymens. Ich hatte mir all das nur eingebildet, erleichtert atmete ich auf.
Eymens Geheimnis? Eymen und Efsun hatten miteinander geschlafen? Stopp! Wieso hatte Milad seinem besten Freund sowas angetan? Was war der Grund dafür? Wo waren wir nur reingeraten?

"Wer ist Efsun?", hörte ich eine zittrige Stimme neben mir flüstern. Nazile. Das hätte sie nicht mitbekommen sollen. Es hatte keinen Sinn sie anzulügen.
"Eymens ehemalige beste Freundin."
Sie schnappte nach Luft. "Stimmt das, Milad?", rief sie nun in den Raum. Woher sie diesen Mut nun hatte, war mir unklar.
"Habe ich denn einen Grund, um euch anzulügen, Nazile? Aber wenn du mir nicht glaubst, kannst du ja Efsun fragen." Efsun? Efsun! Natürlich, ich hatte sie am Eingang des Aufenthaltsraumes gesehen. Gott, in ihrer Haut wollte ich jetzt nicht stecken!

Alle Anwesenden im Raum drehten sich nun zu Efsun, die nichts anderes als eisige Kälte ausstrahlte.
"Stimmt das Efsun?", stellte irgendjemand die Frage.
"Ja. Habt ihr ein Problem damit?", entgegnete sie lediglich kühl. "Nein? Gut, dann kann ich ja in den Unterricht gehen." Sie warf noch einen vernichtenden Blick zu Milad und verschwand.

"Wohin gehst du, Nazile?"
"Ich-ich muss hier raus, Michelle. Lass mich kurz alleine." Sie verschwand und ich wandte mich zu Milad, der nun vom Tisch abstieg. Dabei benahm er sich wie ein König, der auf seinem Thron saß. Eymen zeigte keinerlei Regung. Irgendwie war das ziemlich beängstigend. Ein Gebrüll entstand und bevor ich verstehen konnte, was geschah, stürzte sich Eymen auf Milad.

Er.
Nazile verließ den Raum, doch meine Blicke hafteten nur auf Michelle, die verständnislos durch den Raum blickte, bis ihre Blicke an meinen hängen blieben. Vermutlich fragte sie sich, wieso ich Eymens Geheimnis verraten hatte. Dabei kannte sie den Grund doch am besten!
Sobald ich vom Tisch abgestiegen war, ertönte Eymens Gebrüll. Wie ein angriffslustiger Löwe stürzte er auf mich. In seinen Augen spiegelte sich pure Wut wider. Dann teilten wir also die selben Gefühle. Schön zu wissen.

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