Schulbeginn 🚄

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Mit meiner Schultasche unter dem Arm geklemmt stand ich am frühen Morgen in der Bahn. Noch etwas verschlafen gähnte ich in meine Hand, es war erst mein dritter Tag als Oberschülerin . Ich erblickte ein paar Mädchen aus meiner Klasse, die sich bereits angefreundet hatten. Mich bemerkten sie gar nicht, aber das störte mich nicht weiter. An der nächsten Haltestelle schaute ich kurz auf. Unter den einsteigenden Fahrgästen waren zwei Jungen, die ebenfalls die Uniform meiner Schule trugen. Ich glaubte, mich zu erinnern, dass der kleinere mit den längeren Haaren ebenfalls in meiner Klasse war. Kozume oder so ähnlich. Der andere sah schon etwas älter aus, er war irgendwie strubbelig und hatte einen Ball in der Hand...wie ein Fußball sah das nicht aus, vielleicht ein Basketball?... Auch nicht wirklich. Ich schüttelte den Kopf, war mir eigentlich auch egal. Als mein Klassenkamerad mich bemerkte, neigte er grüßend den Kopf. Etwas unsicher, ob er wirklich mich meinte, schaute ich mich um, bevor ich es ihm gleich tat. Verdutzt über die Geste des Jüngeren sah nun auch der Strubbelige zu mir rüber. Nachdem die beiden ein paar Worte gewechselt hatten, hob auch er freundlich die Hand zum Gruß. Erneut sah ich hinter mich, konnte aber noch immer niemanden ausmachen, dem es gelten sollte, also winkte ich zögernd zurück, wobei ich wohl ein wenig verdattert guckte. Ist wohl einer dieser über freundlichen Menschen.

Mittlerweile waren ein paar Wochen vergangen und der Alltag war auch an der neuen Schule wieder eingekehrt. Ich hatte mich nicht geirrt, der Junge aus der Bahn ging tatsächlich in meine Klasse. Kenma Kozume war sein Name und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass wir uns ein wenig ähnlich waren. Ebenfalls erfuhr ich eher zufällig, dass der strubbelige Kerl Tetsurō Kuroo hieß und bereits im 2. Jahr war. Zudem bekam ich mit, dass sie beide im Volleyball-Team spielten. Es war schon fast eine Art Ritual geworden, dass ich von ihnen am Morgen mit einem Kopfnicken und einem Hand winken begrüßt wurde und das obwohl wir bis heute nicht ein Wort gewechselt hatten.

Die Arbeit bei der Schülerzeitung hatte ich mir anders vorgestellt, ich dachte, ich könnte gemütlich an einem Tisch sitzen und interessante Artikel schreiben, stattdessen wurde ich einem älteren Mitschüler an die Hand gegeben, der mich mit Vorliebe durch die Gegend scheuchte. „(v/n)! Beeil dich mal, wir müssen noch die Interviews mit den Sportclubs machen. Wenn du weiter so trödelst, sind die alle schon zu Hause, bis wir da ankommen." Tadelte mein Senpai mich, während er mir die Taschen mit der Kamera und den Unterlagen vor die Nase stellte. Ich lud alles auf meine Schultern und trottete ihm hinterher. Die Taschen waren schwer, aber ich biss die Zähne zusammen, wahrscheinlich mussten alle neuen da durch.

Wir klapperten Sportclub für Sportclub ab und eigentlich machte mein Senpai die ganzen Interviews alleine. Langsam glaubte ich, er nahm mich nur zum schleppen mit. Als wir das Leichtathletik-Team verließen, zitterten mir schon die Beine, als ich die Tasche wieder auf mich lud. „Was ist los? Kannst du etwa schon nicht mehr?" Ich schüttelte den Kopf, nahm noch einmal all meine Kraft zusammen und erwiderte: „Nein, es ist ja nur noch der Volleyball Club, das schaffe ich." Mit einem sadistischen Grinsen im Gesicht ging mein älterer Mitschüler voran. Als ich die Treppe zur Sporthalle sah, wusste ich auch, warum er sich so freute, der blöde Arsch hatte einfach was gegen mich. Aber ich ließ mir mein Entsetzen nicht anmerken, die Genugtuung wollte ich ihm nicht gönnen. Zum Glück war die Treppe nicht sonderlich hoch, eigentlich waren es sogar nur ein paar Stufen, also rückte ich den Tragegurt der Kameratasche zurecht und stieg tapfer die Stufen hoch. Als mein Senpai die Tür öffnete, blieb er mitten im Eingang stehen und unterhielt sich erstmal seelenruhig mit dem Trainer, wogegen ich gezwungen war, beladen wie ein Packesel auf der Treppe stehen zu bleiben.

Endlich hatten die beiden ihren Plausch beendet und es ging vorwärts, nachdem Senpai um die Ecke gebogen war und ich den letzten Schritt tun konnte, um endlich diesen Ballast los zu werden, Zischte knapp über meinem Kopf ein Ball entlang und flog aus der Halle. Ich hätte schwören können, dass er meinen Haaransatz streifte, aber mir blieb keine Zeit darüber nachzudenken, denn vor Schreck war ich zusammengezuckt und hatte darüber hinaus das Gleichgewicht verloren. Ich rollte rückwärts die Stufen, die ich so mühsam hochgestiegen war, mit Ach und Krach wieder runter und landete unsanft auf dem staubigen Boden. Unter mir die Kameratasche, die sich schmerzhaft in meinen Rücken bohrte. Direkt schossen mir die Tränen in die Augen. Neugierig streckten ein paar der Jungs vom Volleyball Club ihre Köpfe aus der Tür. Mein Senpai kam die Treppe wieder herunter gepoltert und schimpfte mich direkt aus. „Menschen du Trampel! Kannst du nicht aufpassen? Weißt du, was so eine Kamera kostet?"
„Was bist du denn für ein Arsch? Hilf ihr mal lieber." Hörte ich einen der Schaulustigen sagen und wurde auch schon mit einem Ruck wieder auf die Beine gestellt. Es war Kuroo, der mich mit besorgtem Blick musterte. "Hast du dir weh getan? Ist nichts gebrochen?" Fragte er und mein Senpai, der direkt die Ausrüstung unter die Lupe genommen hatte, antworte, „nur das Stativ" auf die Frage, die eigentlich an mich gerichtet war.

Stay by my side // Kuroo x Reader 🍋Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt