Keiner außer dir // Kuroos Sicht ❤️

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Wir sprachen kein einziges Wort mehr miteinander, seit (v/n) ihre Drohung wahr gemacht und ihren Posten als unsere Managerin aufgegeben hatte. Ab und an waren wir uns im Schulflur über den Weg gelaufen, doch die einzige Reaktion, die wir dabei aufeinander zeigten, war ein verhaltenes Senken des Blickes. Ich hatte es wirklich mit ihr verscherzt, mir zu viele Fehltritte geleistet und vor allem zu viel Zeit gelassen. Nun war es zu spät.
„Wollt ihr euch nicht vielleicht mal langsam aussprechen?" Merkte Kenma nach dem Training in der Umkleide an, da er sich selbst als Leidtragenden in der ganzen Sache sah. „Seit Tagen gucke ich mir nun ihr betrübtes Gesicht im Unterricht an, ganz zu schweigen von deiner Selbstmitleidsmiene. Ich bin mir sicher, ihr würdet euch vertragen, wenn ihr nur endlich miteinander redet."
Unbeteiligt zuckte ich mit den Schultern, ich wollte keine guten Ratschläge von ihm hören, denn ich war es leid, dass sich ständig alle Leute in mein Liebesleben einmischten. Das Resultat hatten wir ja nun, nachdem Aki und Akaashi mir in den Sommerferien ins Gewissen geredet hatten, war alles nur schlimmer geworden.
„Wenn ich dazu bereit bin, werde ich schon mit ihr sprechen." Gab ich mit genervtem Unterton zurück und schwang meine Tasche über die Schulter, um mich auf den Nachhause weg zu machen. Beim Überqueren des Schulgeländes kam ich vorbei an dem Großen Sportplatz, auf dem der Leichtathletik-Club noch immer sein Training vollzog. An einer schattigen Ecke schnappte ich ansatzweise das Gespräch zweier Schülern auf, die sich auf der anderen Seite des eingezäunten Bereiches befanden. „Natürlich, wir ziehen das morgen auf jeden Fall durch. Die Schlampe wird es bereuen, mich so vorgeführt zu haben." Davon aufmerksam geworden, spähte ich im Vorbeigehen durch das Gitter, während mir der Gedanke kam, dass die beiden wohl nichts Gutes im Schilde führten. Sogleich bemerkte der Sportliche von beiden meinen neugierigen Blick. „Was glotzt du so? Geh weiter, hier gibt es nichts zu sehen!" Fuhr er mich feindselig an. Beschwichtigend hob ich die Hände, denn ich hatte momentan keine Lust, mich mit dem anzulegen. Im Grunde ging es mich ja wirklich nichts an was die zwielichtigen Gestalten planten. Bevor ich mich wieder auf den Weg vor mir konzentrierte, drehte sich der andere, der zuvor geredet hatte, aber bis dahin mit dem Rücken zu mir stand, in meine Richtung, sodass ich ganz kurz sein Gesicht sehen konnte. ' Woher kannte ich den Kerl? Naja, wir besuchten dieselbe Schule, da war es nicht verwunderlich, dass er mir bekannt vorkam.' Damit tat ich diesen Gedanken ab und suchte das Weite, ohne weiter darüber nachzudenken.

Vielleicht hätte ich doch lieber nachhaken sollen? Was, wenn sie einem unschuldigen Mädchen übel mitspielten? Ich bekam die Sache einfach nicht aus dem Kopf, es beschäftigte mich die ganze Nacht und auch am folgenden Tag fand ich innerlich einfach keine Ruhe, zumal mir immer noch nicht einfallen wollte, woher ich den schmächtigen Typen kannte. Er hatte nicht unbedingt ein Gesicht, das einem im Gedächtnis blieb, wenn man ihm einfach so über den Weg lief. „Du bist so still...ist irgendwas?" Fragte Kenma besorgt und blickte über den Rand seines Handys. „Ne, nichts Wichtiges. Ich denke da gerade nur über etwas nach." Winkte ich ab. „Hm..ich hoffe darüber, wie du dich mit (v/n) vertragen kannst." Spottete er herausfordernd. Gerade als ich mich aufregen wollte, vibrierte das Handy in meiner Tasche und ließ den Ärger wieder verpuffen.

Akaashi
Hey, sag mal, du und (v/n)
redet immer noch nicht miteinander?
Hast du ihr zufällig einen Zettel ins Fach gelegt,
um sie nach dem Unterricht zur Sporthalle zu bestellen?

Kuroo

Was? Nein, wieso sollte ich sowas kitschiges machen?
Wenn ich mich mit ihr vertragen möchte,
mache ich das von Angesicht zu Angesicht.
Wie kommst du überhaupt darauf?

Akaashi
Ja, das habe ich mir schon gedacht.
Briefchen schreiben passt nicht zu dir.
Vielleicht mache ich mir auch umsonst sorgen,
aber ich habe eben mit ihr geschrieben,
sie hat mir von so einem Zettel erzählt
und natürlich als erstes gedacht, er könnte von dir sein.
Mir kommt das irgendwie komisch vor.

Kuroo
Ich werde sofort nach ihr sehen!
Danke

Nun fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Alles passte zusammen. Ich wusste, wieso der mir so bekannt vorkam, er war der Mobber von der Schülerzeitung. "......(v/n)" wisperte ich angsterfüllt vor mich hin, bevor ich überhastet umdrehte und Kenma, bereits im Rennen, „hol einen Lehrer! Turnhalle!" Kurz gefasst entgegen brüllte. Ich stolperte die Treppe hinauf und rief abermals ihren Namen, doch wo ich sie zu finden vermutete, herrschte gähnende Leere. Meine Schritte hallten auf dem Boden wieder, als ich mich hinein begab und genauer umsah. Ein Poltern aus dem Geräteraum ließ mich aufhorchen, jemand war da drinnen, zweifellos. Meine Augen verengten sich und ich konnte förmlich spüren, wie die Wut in mir hochkochte. Bei dem Gedanken, was diese Arschlöcher da drinnen mit ihr machen könnten, sah ich rot. Das Adrenalin schoss durch meinen Körper. Wie mit Scheuklappen preschte ich durch die Tür und riss die erste Person, die ich zu fassen bekam, mit mir zu Boden. In meiner Rage schlug ich Augenblicklich zu, ohne nachzudenken. Selbst sein Wimmern hielt mich nicht davon ab, ihn am Kragen seiner Schuluniform hochzuziehen und gegen das Regal zu stoßen. Erst als er sich nicht mehr rührte fiel mein Blick auf (v/n) die festgehalten von dem Sportler, mit zerrissener Bluse und Tränen unterlaufenen Augen auf dem Boden lag. Ihr Anblick versetzte mir tausend Stiche ins Herz, ich ertrug es nicht, sie so leiden zu sehen. Erneut ballte ich meine Faust, wütend auf die beiden Mistkerle und ebenso auf mich selbst, denn statt den Beleidigten zu spielen und mir Gedanken über mein Geständnis zu machen, hätte ich sie beschützen müssen. Zähneknirschend zerrte ich ihn zunächst von ihr weg, hinaus in die große Halle. „Ich reiß dir den Kopf auf." Zischte ich zornig und gab ihm eine Kopfnuss, da wir beide den Kragen des jeweils anderen im Griff hatten. Kurz nachdem er von mir abließ, spürte ich die Wucht seines Schlages gegen meine linke Gesichtshälfte schmettern. Meine Lippen brannten wie feuer und ich vernahm den metallischen Geschmack, der sich über meinen Rachen einen Weg in meinem Mund suchte. Das rote Blut tropfte von meiner Nase auf den hellen Hallenboden und hinterließ dort dunkle Flecken. Ich leckte mir über die aufgeplatzte Lippe und grinste meinen Gegner frech an, „ist das alles?" Forderte ich ihn heraus, woraufhin er einen Moment unaufmerksam wurde und mir die Chance gab, ihn zu überwältigen. Ich rang ihn zu Boden, rangelte mit ihm um jeden Vorteil. Wir schenkten uns gegenseitig nichts, ein Faustschlag folgte auf den anderen, bis ich es schaffte, die Oberhand zu gewinnen.

Mein Atem ging schwer und mein Herz schlug so heftig, als würde es jeden Moment aus meiner Brust springen, während ich mich als Sieger dieser Prügelei mit wackeligen Beinen aufrichtete und die Blutung mit dem Handrücken wegzuwischen versuchte. (V/n) saß zusammengekauert auf dem Boden, noch immer liefen ihr unaufhörlich die Tränen über die Wangen. Beschämt versuchte sie, die zerrissene Bluse ihrer Uniform zusammenzuhalten. Mühsam schleppte ich mich zu ihr rüber und legte ihr behutsam meine Jacke über die Schulter, damit sie ihre Blöße verbergen konnte. Schweigend sank ich zu ihr hinunter und schloss sie fest in meine Arme. Zaghaft erwiderte sie meine Geste und gab sich endgültig dem Gefühlsausbruch hin, den sie tapfer zurückgehalten hatte. Sie zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub als sie mit brüchiger Stimme zu schluchzen anfing, „ich wollte nie von jemand anderem berührt werden als von dir, nicht von Akaashi, nicht von Kenma und schon gar nicht von diesem Ekel...ich bin keine Schlampe....bitte glaub das nicht...nur du allein darfst mich anfassen..." Ich drückte sie so fest an mich, wie ich nur konnte. Nie hätte ich gedacht, sie könnte solche Schlüsse aus meinem kindischen Verhalten ziehen, aber das war jetzt egal, alles war egal, denn ich würde sie nie wieder loslassen. „Das weiß ich doch" hauchte ich beruhigend und legte sanft meine Lippen auf ihren Scheitel. „Es tut mir so leid, hast du wirklich gedacht, ich würde so von dir denken?" Mit dem Gesicht gegen meine Brust gedrückt, nickte sie zaghaft, bevor sie sich ein wenig von mir löste und die Tränen fort wischte, „Was sollte ich denn sonst denken? Du hast mich ignoriert, ohne mir den Grund zu verraten. Das hat mir wehgetan." Seufzend legte ich die Hände auf ihre Wangen und zog sie ein wenig zu mir um meine Stirn an ihre zu halten, „natürlich war ich angefressen wegen Akaashi und vielleicht auch ein bisschen wegen Kenma, aber deswegen würde ich dich doch nicht ignorieren. Das war, weil...." Es war, als bildete sich wie immer, wenn ich es ihr sagen wollte, ein Knoten in meinen Hals, außerdem war dies wohl kaum der richtige Ort, geschweige denn Zeitpunkt, ihr meine Gefühle zu gestehen. „Lass uns später in Ruhe darüber reden." Ich half ihr aufzustehen und legte beim Laufen den Arm um sie. Draußen war zu ihrem Erstaunen Kenma mit einem Lehrer eben eingetroffen. Dass wir die Information, sie könne in Schwierigkeiten sein, von Akaashi erhalten hatten, hätte er ruhig für sich behalten können. Bei dem Gedanken grinste ich in mich hinein, ich war immer noch ein wenig eifersüchtig auf ihn, aber ich würde ihn später anrufen und mich in aller Form bei ihm bedanken.

Stay by my side // Kuroo x Reader 🍋Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt