Vlogs sind eine Art an der eigenen Schule und darüber hinaus Bekanntheit zu erlangen, doch für Goh Young geht dieser Plan schief, denn ihre langgezogenen Alltagsvideos sind für ihre Mitschüler die reinste Lachnummer. Das macht Young ziemlich zu scha...
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Mit aufgebissenen Lippen und strapazierten Haarspitzen, tigerte ich in meinem Zimmer auf und ab und durchlebte die Situation im Proberaum wieder und wieder. Meine Hausaufgaben lagen angefangen aber unfertig auf meinem Schreibtisch und die Uhr über meiner Tür tickte laut in die Stille hinein. Es war bereits Mitternacht angebrochen und je mehr die Nacht voranschritt und mir meine Energie klaute, desto größer wurden die Schuldgefühle. Ich war zu grob gewesen, eindeutig. Wenn ich daran zurückdachte, wie ich Himari das Handy abgenommen hatte und durch ihre Galerie gegangen war, um das Video zu löschen, jagte ich mir beinahe selbst Angst ein. Ich hatte ihre Privatsphäre gestört, für etwas, das ich eine Zeit lang frei zugänglich im Internet gepostet hatte.
Ich stieß einen frustrierten Laut aus und versuchte dabei so leise wie möglich zu sein. Ich wusste nicht, ob meine Eltern schon wieder Zuhause waren. Wenn es so war, hatten sie es nicht für nötig gehalten, in mein Zimmer zu schauen. Wenn sie noch in der Kanzlei waren, dann hatten sie vermutlich vergessen, mich wissen zu lassen, dass esnwie immer länger wurde. In dieser Nacht war ich also vollkommen mir und meinen Gedanken überlassen. Es war nicht so, dass ich es nicht gewöhnt war, doch normalerweise waren meine Gedanken leichter, sorgenloser, trivialer. Ganz im Gegensatz zu jetzt, denn ich wusste, ich hatte es verbockt. Mein Platz in der Band war nebensächlich - größtenteils -, aber ich hatte mir eine Freundschaft mit Himari verscherzt, obwohl sie die erste war, die sich mir angenommen hat. Ohne sich über mich lustig zu machen oder sichtbare Hintergedanken zu hegen. Bis auf den Clubraum, den die anderen zum Proben benötigten.
Mit einem Klick schaltete ich den Bildschirm meines Smartphones an. Es gab keine Nachrichten in unserer Gruppe. Generell war mein Messanger ziemlich leergefegt. In meinen Kontakten suchte ich nach Himari und öffnete einen Chat mit ihr. Meine Daumen schwebten über dem Keyboard. Würde sie es sich überhaupt durchlesen, wenn ich mich entschuldigte? Und wie sollte ich mich entschuldigen? Sie wollte bestimmt eine gerechtfertigte Erklärung für mein übergriffiges Verhalten haben, doch ich wollte nicht erwähnen müssen, was andere bereits mit meinen Videos angestellt hatten. Ohne zu viel zu überlegen tippte ich ein paar Worte ein, dann einen ganzen Paragraphen, einen zweiten. Und dann löschte ich alles wieder, weil ich genau das getan hatte, was ich nicht hatte tun wollen, nämlich, eine zu ausführliche Erklärung abzugeben, warum ich so reagiert hatte. Ich schrieb immer wieder einen neuen Text und brauchte schließlich eine Pause vom ganzen Überlegen und auf dem Bildschirm starren. Als ich mich müde und mit rauchendem Kopf auf mein Bett warf, versuchte ich es ein letztes Mal.
Young: Hey, Himari. Es tut mir leid, dass ich dir einfach das Handy aus der Hand gerissen und durch deine Galerie gegangen bin wie eine Verrückte. Es war in diesem Moment eine Kurzschlussreaktion - was nicht bedeuten soll, dass es dadurch weniger falsch war. Du musst meine Entschuldigung natürlich nicht annehmen, aber ich wollte dich einfach wissen lassen, dass ich den Vorfall bereue und weiß, dass ich zu Unrecht so gehandelt habe.
Ich ließ die Arme neben mich fallen und schickte die Nachricht ab, ohne weiter hinzuschauen. Dann begann endlich die Müdigkeit richtig einzusetzen und ich schloss die Augen. Auch wenn Himari meine Entschuldigung nicht annahm, war ich nun etwas beruhigt, dass ich ihr zumindest eine gegeben hatte. Das war nur fair. Mit einem etwas besseren Gewissen driftete ich schließlich in den Schlaf ab.