Vlog 19

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Es ging schon eine ganze Weile so, dass ich der Gruppe voran lief und die anderen in meinem Rücken hörte

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Es ging schon eine ganze Weile so, dass ich der Gruppe voran lief und die anderen in meinem Rücken hörte. Himari, Jimin und Tae unterhielten sich wie immer laut. Der einzige, der ebenfalls still war, war Yoongi. Er war auch der einzige, der nicht zwischendurch nach mir ausrief oder mich einholte und fragte, was los war, nur um mit einem 'Nichts' abgespeist zu werden.
Immer wieder driftete ich in meine Gedanken ab und blendete die anderen aus. Ich dachte an Yoongis Schmunzeln, als er meine Reaktion zu DURIs Nummer gesehen hatte. Ich hatte gehofft, dass er Erleichterung verspürt hatte, weil mich das Erhalten seiner Nummer nicht im geringsten reizte. Aber wieso sollte er dann Niamhs Nummer annehmen? Ich hatte die Situation wohl falsch gedeutet.
Ein leises Miauen riss mich so schnell aus meinen Gedanken, dass ich stehen blieb. Hatte ich mich verhört?
Ich sah mich um, doch es war nirgendwo eine Katze auf dem Gehweg oder zwischen den parkenden Autos zu sehen. Ich ging ein paar Schritte weiter und beobachtete die Schatten unter den Bäumen und hinter den Mülleimern. Nichts.
Aber dann hörte ich es schon wieder und dieses Mal konnte ich es eindeutig von oben ausmachen.
Die anderen hatten mich mittlerweile eingeholt und liefen an mir vorbei. Erst, als ich wieder stehen blieb und einen kleinen Schatten in einem Baum fokussierte, hörte ich, wie sie zurückkamen.
"Was ist, Young? Lass uns weiter, es wird langsam echt kalt."
In der Baumkrone miaute es erneut und ich wusste, dass ich unter dem richtigen Baum stand, aber ich konnte nichts ausmachen, also zog ich mein Handy aus der Tasche meiner Shorts und schien mit der Taschenlampe nach oben. Es dauerte noch einen kurzen Moment, dann entdeckte ich es. Ein kleines, schwarzes Kätzchen, das leise und hoch miaute und sich auf einem breiten Ast gegen den Baumstamm drückte.

"Ein Kätzchen? Und es ist noch so jung. Wer weiß, wie lange es schon da oben ist!" Himari verrenkte sich beinahe den Nacken, um hinauf zu sehen.
Ich schaltete die Taschenlampe wieder aus, um das Kätzchen nicht unnötig zu blenden.
"Was machen wir? Sollen wir irgendwo anrufen? Ruft man bei sowas die Polizei?"
"Quatsch", sagte Himari. Sie haute Tae auf den Oberarm. "Man ruft die Feuerwehr."
Ich sah bereits die Diskussion kommen, also trat ich näher an den Stamm des Baumes und schaute mir seine Struktur an.
"Und wenn man doch woanders anrufen soll?"
Ohne sie überhaupt zu öffnen, schlüpfte ich aus meinen Plattformschuhen und streifte die Socken ab. Schließlich machte ich mich daran, mir einen geeigneten Halt an der rauen Rinde zu suchen.
"Dann machen wir das eben", schaltete sich nun auch Yoongi ein.
Ich hatte den ersten Ast erreicht, da waren die anderen noch am Überlegen. Die Blätter begannen zu rascheln.
"Young? Was machst du da?" Himari hörte sich an, als würde sie mir hinterher klettern wollen, um mich wieder runterzuholen.
"Einen gestrandeten Wal zurück ins Meer schieben. Wonach sieht es denn aus?"
"Komm lieber wieder runter."
"Ich bin ausnahmsweise mal Himaris Meinung. Die Äste sehen ziemlich dünn aus", sagte nun auch Tae.
Ich war schon bei dem Ast angekommen, auf dem das Kätzchen saß. Bevor ich es jedoch packen konnte, hüpfte es aus meiner Reichweite und velor beinahe das Gleichgewicht. Im letzten Moment krallte es sich fest und jammerte laut.
"Ist schon gut, ich helfe dir. Du musst mir nur vertrauen."

Vorsichtig kletterte ich weiter und schwang mich schließlich auf den richtigen Ast. Das Kätzchen schien sich nicht weiter zu trauen, sich noch mehr nach außen zu bewegen und so konnte ich es endlich fassen und an meine Brust drücken.
"Jetzt bist du gleich sicher", sagte ich leise und streichelte sein Köpfchen.
"Young, bist du lebensmüde? Komm endlich wieder runter. Oder warte, bis wir die Feuerwehr gerufen haben."
"Wir brauchen keine Feuerwehr. Beruhig dich ein bisschen, Himari. Ich habe alles unter Kontrolle, ich brauche nur jemanden, der das Kätzchen entgegennehmen kann. Tae?"
Er stellte sich unter den Ast und ich rutschte noch ein wenig mehr nach außen.
"Oh mein Gott, ich kann da nicht hinsehn." Trotzdem linste Himari durch ihre Finger hindurch, während ich mich mit einer Hand an dem Ast festhielt und mich langsam nach unten gleiten ließ. Ich hing nun kopfüber im Baum, das Kätzchen noch immer sicher gegen die Brust gedrückt.
"Was machst du da?" Diesmal war es Yoongi und auch wenn seine Stimme ruhiger war, klang er nicht weniger besorgt, als Himari.
"Tae das Kätzchen reichen. Und jetzt seid mal kurz still."
Ich ließ den Ast los und streckte langsam den Oberkörper und schließlich die Arme. Dem schwarzen Kätzchen gefiel es gar nicht, wie ich es kopfüber nach unten reichte, bis Taehyung es mir entnehmen konnte. Aber als es dann endlich sicher war, atmeten wir alle kollektiv auf. Himari nahm sich unmittelbar dem Kätzchen an, immerhin kannte sie sich am besten von uns mit dem Tier aus.
"Kommst du alleine wieder runter?", fragte Jimin und ich winkte ab.
"Ich habe das schon unzählige Male gemacht. Schaut lieber online, ob ihr in der Nähe einen Tierarzt im Notdienst findet, damit wir hinfahren können."

The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt