Im letzten Moment hatten wir uns umentschieden. Wir saßen in einem Restaurant, in dem ausschließlich Hot Pot serviert wurde, statt in einem Fast Food Restaurant. Während wir auf unsere Bestellung warteten, redeten wir über das heutite Finale und die Gewinnerband.
"Ich finde es immer noch schade, dass es für uns nicht gereicht hat. Es war so knapp." Himari tickte ihren Löffel immer wieder auf ihrer Serviette, was ein dumpfes Geräusch verursachte, das trotz des summenden Lärms im Restaurant zu hören war.
Knapp war es wirklich gewesen. Uns hätten wenige Stimmen gefehlt, bis wir als Sieger da rausgegangen wären. Aber wir waren dennoch zufrieden mit unserer Leistung und wie weit wir gekommen waren.
"Wir versuchen es einfach weiter. Irgendwann holen wir uns bei einem Contest den Sieg", entschied Himari betont und hob ihren Löffel an, als übte sie schon jetzt die perfekte Siegerpose.
Mein Blick fiel zu Yoongi, der schuldbewusst den Mund verzog. Vermutlich versuchte er ein Lächeln zustande zu bringen, aber schaffte es nicht wirklich. Auch Tae entging sein gequälter Blick nicht und er zog die Augenbrauen hoch, ließ Yoongis Reaktion aber erst einmal auf sich beruhen. Ich legte unter dem Tisch eine Hand auf Yoongis und drückte seine Finger.
Er wollte den anderen heute ebenfalls von seinen Plänen erzählen.Zuerst machten wir uns aber über das Essen her, als es eintraf. Der Auftritt hatte uns alle super hungrig gemacht.
Nachdem wir uns rege über den Abend und den gesamten Contest unterhalten hatten, saßen wir nun pappsatt um den Tisch herum, bestellten noch eine Runde Getränke und überlegten, ob wir nicht noch in eine Arcade-Halle gehen wollten. Für das, was Yoongi den anderen sagen wollte, würden wir wohl etwas krasseres brauchen, als eine Arcade-Halle. Vielleicht einen Club mit viel Alkohol.
Die Getränkerunde kam an und ehe jemand uns zum Anstoßen auffordern konnte, räusperte Yoongi sich. Jeder hatte eine Vorahnung gehabt, dass er etwas wichtiges mit sich herumtrug. Es war der Atmosphäre anzumerken gewesen. Seine Gedanken hatten einfach für die anderen ungreifbar in der Luft gehangen. Würde ich sie nicht bereits kennen, wäre das für mich ebenfalls der Fall gewesen.
"Ich will euch etwas sagen, Leute."
Die Stille an unserem Tisch war lauter, als die Gespräche an den Tischen um uns herum. Die Luft schien im Raum stehenzubleiben. Auf einen Schlag waren alle wieder nervös, sogar ich, obwohl ich bereits wusste, worum es ging.
"Mir wurde ein Job angeboten. DURI hat ein paar ehemalige Studienfreunde, die gerade eine eigene Plattenfirma eröffnet haben. Sie haben mich gefragt, ob ich nicht das Interesse hätte, ihrem Team beizutreten und ... koreanische Artists auf den amerikanischen Markt zu bringen."
Es blieb still am Tisch, einige Fragezeichen tauchten auf den Gesichtern der anderen auf. Es war Himari, die die Stille brach und das mit immenser Freude.
"Aber das ist doch cool! Herzlichen Glückwunsch, Yoongi! Das bedeutet, du kannst deinen Traum weiter verfolgen, auch ohne vorangegangenes Studium. Bist du jetzt schon mit dabei oder fängst du erst nach deinem Abschluss an? Oh mein Gott, das ist so aufregend."Yoongi warf mir abermals einen gequälten Blick zu, den ich erwiderte.
"Ich beginne erst nach meinem Abschluss, weil ich für den Job nach Amerika ziehe. Das alles findet im Zusammenschluss mit einem größeren Label statt und sie versuchen sich jetzt an einem neuen Zweig, da Kpop weltweit immer mehr Bekanntheit erlangt. Ich habe den Vertrag für eine befristete Abstellung bereits unterschrieben. Alle sind aber zuversichtlich, dass das Label mit dieser Strategie große Erfolge erzielen wird und ich dazu etwas beisteuern kann, weshalb es nicht undenkbar ist, dass es nicht bei der Befristung von einem Jahr bleiben wird. Ich werde vermutlich eine ganze Weile in Amerika bleiben." Wenn nicht sogar für immer, wenn Yoongi sich dafür entscheidet, fügte ich in Gedanken hinzu.
Diese Information musste bei den anderen erst einmal ankommen. Tae und Jimin waren ganz blass geworden. In Himaris Gesicht tauchten neue Fragezeichen auf.
"Du ziehst nach AMERIKA? Das ist eine ganz schöne Strecke." Dann wanderte Himaris Blick zu mir und ich konnte mitansehen, wie irgendetwas in Himari immer weiter zusammenbrach. "Gehst du auch mit, Young?"
Himaris Blick war erschüttert, aber gleichzeitig irgendwie leer.
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich hatte daran gedacht, aber nein. Meine Pläne sehen etwas anders aus und sie finden hier statt. Außerdem ist es ja nicht so, als würde Yoongi verschwinden. Wir haben immer noch seinen Kontakt." Ich klaubte mein Handy vom Tisch und wedelte damit herum, als würde es das besser machen.
"Ich gehe frische Luft schnappen", sagte Himari und stand auf. Jimin nuschelte ebenfalls was von Luftholen und folgte ihm. Tae entschuldigte sich zur Toilette und dann waren nur noch Yoongi und ich übrig.
"Die kriegen sich schon wieder ein", sagte ich. Ob eher für Yoongi oder für mich, wusste ich nicht. "Das war immerhin auch meine erste Reaktion. Sie werden es verstehen."~*~
Das Verständnis unserer Freunde für Yoongis Entscheidung kam gleichzeitig schnell und schleppend. Nachdem sie an dem Abend ins Restaurant zurückgekehrt waren, hatten sie ihm gesagt, dass sie sich freuten, auch, wenn die Nachricht von Yoongis Auswanderungsplänen zuerst ein großer Schock war. Dass alle diesen Fakt aber akzeptierten, nahm noch einige Tage, wenn nicht sogar Wochen in Anspruch.
Wir machten weiter Musik, aber alles war nicht ganz so leidenschaftlich, wie man es von uns gewohnt war. Wir trafen uns immer noch regelmäßig, um irgendetwas zu unternehmen, doch alles war begleitet von dem Wissen, dass Yoongi in ein paar Wochen gehen würde.
Das Ganze wurde erst so richtig real, als Yoongi seinen Mietvertrag kündigte, damit er sie nach den Abschlussprüfungen räumen konnte. Und als wir dann die Schule hinter uns gebracht hatten und Yoongi und ich unsere Abschlusszeugnisse entgegennehmen konnten, war keiner so wirklich in Feierlaune.
"Ist es wirklich okay für dich, dass er einfach geht? Ich meine, ihr liebt euch doch, warum akzeptierst du das alles einfach so?", fragte Himari mich, während wir zusammen mit Niamh in ihrem Zimmer saßen, um den Tag ausklingen zu lassen. Für Himari begannen nun die Ferien, Niamh würde danach ihr Studium an einer Musik-Hochschule beginnen und ich hatte schon zwei Jobs in Aussicht und suchte gerade nach einer eigenen Wohnung. Von meinen eigenen Plänen hatte ich noch niemandem erzählt, außer Yoongi und das würde auch so bleiben, bis alles feststand.
"Ich kann ihn nicht einfach aufhalten. Es ist das, was er tun will und so wie es sich anhört, ist das eine gute Chance für ihn. Ich liebe ihn sehr. Vielleicht ist das ja gerade der Grund, dass ich ihm diese Chance nicht verwehren will. Und gleichzeitig will ich mir etwas eigenes suchen, etwas, für das ich so Feuer und Flamme bin, wie er. Dafür brauche ich aber erstmal Zeit. Wer weiß, vielleicht reise ich ihm ja irgendwann nach oder er kommt nach dem einen Jahr zurück. Aber erst einmal muss jeder seinem eigenen Ding nachjagen. Auch wenn es für den Moment scheiße ist, weil ich ihn wirklich vermissen werde."Am nächsten Tag begannen wir damit, Yoongis Wohnung leer zu räumen. Für die wenigen Tage, in denen wir alles ausräumten, verschenkten oder verschrotteten, blieb ich bei Yoongi. Wir hatten drei Tage für alles eingeplant, waren aber bei Yoongis kleiner Wohnung mit allem in eineinhalb Tagen fertig. Sogar sein Gepäck war schon beinahe fertig gepackt.
Am Abend des zweiten Tages lagen wir nur auf seiner übrig gebliebenen Matratze und schauten einen Film auf seinem Laptop. Irgendwann hatte ich genug und klappte den Laptop zu.
"Was hast du vor?", fragte Yoongi. Er setzte sich auf, während ich aufstand.
"Ich kann hier nicht so depressiv rumliegen und Nichtstun. Lass uns spazieren gehen."
Ich zog mir das schlabberige Shirt über den Kopf und griff nach Yoongis Pullover, der ganz oben in seinem Koffer lag.
"Hey, den kannst du nicht auch noch klauen", sagte er und brachte ein kleines Lächeln zustande.
"Keine Sorge, den werfe ich gleich wieder rein, aber erst, ein Spaziergang", orderte ich und Yoongi gab nach.
Wir liefen durch die angenehme Nacht, hielten uns besonders an den dunkelsten Orten auf, um unter uns zu sein, ungesehen von allen. Zumindest, bis wir an einem Stand auskamen, der Tteokbokki verkaufte. Dort holten wir uns eine dampfende Portion, setzten uns auf die Mauer gegenüber des Standes, nur noch ein wenig von dessen Licht beschienen und teilten uns die heißen Reißkuchen in scharfer Soße.
"Dein Mund ist ganz rot", sagte ich. Ich strich Yoongi mit dem Daumen über die Lippen und fing meine Hand auf, als ich sie wieder sinken lassen wollte. Er küsste meine Fingerspitzen und rückte noch ein wenig näher.
"Deiner ist auch rot." Bevor ich mir mit der Zunge die Soßenrückstände ablecken konnte, überbrückte Yoongi den Abstand zwischen uns und legte seine Lippen auf meine.
Der Rest an Tteokbokki war vergessen, dass Morgen und Übermorgen war einfach nicht existent. Es gab nur Yoongi, der mich küsste, innig und sehnsuchtsvoll, und mich, die diesen Kuss mit der selben Intensität erwiderte.Nach unserem kleinen, Spätabendausflug, auf dessen Rückweg wir uns noch ein Eis holten, kehrten wir zu Yoongis Wohnung zurück und führten die Nacht über fort, was wir auf der Mauer begonnen hatten.
[Der Epilog flogt gleich mit. <3]
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The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongi
FanfictionVlogs sind eine Art an der eigenen Schule und darüber hinaus Bekanntheit zu erlangen, doch für Goh Young geht dieser Plan schief, denn ihre langgezogenen Alltagsvideos sind für ihre Mitschüler die reinste Lachnummer. Das macht Young ziemlich zu scha...