Vlog 35

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"Ein Kino, Young? Du weißt, dass ich mir das nicht leisten kann

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"Ein Kino, Young? Du weißt, dass ich mir das nicht leisten kann."
Ich war bereits abgestiegen und hatte den Helm abgezogen. Auf dem Roller war es ein wenig kalt gewesen, obwohl ich ein langärmliges Oberteil trug. Vielleicht war es etwas frisch gewesen, weil es bauchfrei war.
"Bitte, ein Film! Als kleines Dankeschön."
"Dankeschön wofür?", fragte Yoongi und weigerte sich partout von seinem Roller zu steigen.
"Dafür, dass du mir beibringst, Songs zu schreiben. Ich habe in den letzten Wochen eine Menge gelernt und ich habe mich nie richtig bedankt."
"Du hast gerade dankeschön gesagt, das reicht mir."
Er meinte es ernst, aber ich meinte es auch ernst. Ich zog an seinem Arm und hüpfte auf meinen Fußballen vor und zurück.
"Weißt du, was manche Leute online für einen Kurs übers Songschreiben an Bezahlung verlangen? Da müsste ich dich jeden Tag für ins Kino einladen und anschließend mit dir Essen gehen. Bitte. Nur ein Film. Und wirklich nur als Dankeschön. Und, weil ich gelesen habe, dass Horrorfilme entspannen sollen."
Yoongi ließ sich von mir von seinem Roller ziehen und stellte das Fahrzeug regelgemäß zur Seite.
"Du willst wirklich einen Horrorfilm schauen? Was soll daran bitte entspannend sein?"
Ich grinste wissend und zog Yoongi mit mir in das Kino, während ich ihm erklärte, wie die kurze Ausschüttung von Adrenalin für einen temporären Angst-Kick sorgt, bevor das Gehirn realisiert, dass gar keine Gefahr bestand und stattdessen das Glückshormon Endorphin hinterherschickt, was für Entspannung und Wohlgefühl sorgt. Yoongi lachte erstaunt, sein leises, kaum hörbares Lachen, das nur einmal kurz zu hören war und dann wieder verschwand.

Ich bat Yoongi, mir seine Schlüssel für seinen Roller zu geben und ohne groß nachzufragen reichte er sie mir. Dann stellten wir uns an den Schalter zum Kartenverkauf und bestellten zwei Karten für den gerade laufenden Horrorfilm. Der einzige.
"Dürfte ich noch Ihre Ausweise sehen?", fragte die Verkäuferin freundlich und sah dabei vor allem Yoongi an.
"Natürlich", sagte ich gelassen zurück und suchte meinen Körper ab, während Yoongi seinen bereits parat hatte.
"Oh", fügte ich erstaunt hinzu. Hoffentlich wirkte es nicht zu übertrieben. "Ich muss noch einmal zurück zu meinem Auto, ich habe mein Portemonnaie dort vergessen. Warte kurz hier auf mich."
An die Verkäuferin wandte ich eine schnelle Entschuldigung und wedelte mit dem Schlüssel, als Wink mit dem Zaunpfahl. Und tatsächlich, meine Taktik war erfolgreich.
"Ach, nein, ist schon gut. Ich nehme dann mal an, der Mann zahlt?"
"Nein, die Karten gehen tatsächlich auf mich. Ich zahle mit Keditkarte."
Ein Glück gab es Keditkarten mittlerweile auch digital, also musste ich nur mein Handy ans Kartengerät halten und wir hatten unsere Karten.
Wir liefen mit unseren Freifahrtsscheinen zu den Kinosälen. Auf Snacks verzichteten wir, weil ich gerade Intervallfasten machte und nach achtzehn Uhr nichts mehr aß und Yoongi fragte ich gar nicht erst, damit er nicht ablehnen musste.

Unser Kinosaal war beinahe leer. Es hatte sich ein Paar in einen der Loveseats, genau in der Mitte des Saals gesetzt und eine Freundesgruppe saß auf der linken Seite in einer der letzten Reihen verteilt. Yoongi und ich setzten uns in die drittletzte Reihe auf der rechten Seite. Wir breiteten sofort unsere Arme auf den Lehnen aus und versuchten auszumachen, wer zusätzlich die Lehne zwischen uns bekam. Wir losten aus, wer die Lehne für die erste Hälfte des Filmes und wer sie für die zweite bekam, indem jeder sich eine Zahl ausdachte und der jeweils andere sie erriet. Wer näher an der Zahl des anderen dran war, bekam die Lehne für die erste Hälfte.
"Drei", riet ich und Yoongi stieß einen frustrierten Laut aus.
"Sieben", riet Yoongi und ich verkniff mir ein Jammern.
"Wer löst zuerst auf?"
"Gleichzeitig?" Ich nickte. Wir drehten uns in unseren Sitzen zueinander, bis sich unsere Knie berührten und nickten uns noch einmal zu, ehe wir beide Luft holten und gleichzeitig unsere Zahlen nannten.
"Sieben", sagte ich.
"Drei", sagte Yoongi.
Kurz sahen wir uns einfach nur an, kaum glaubend, was wir da gerade gehört hatten. Dann grinsten wir uns an und brachen so leise wie möglich in Gelächter aus. Yoongi fiel das ein bisschen einfacher, als mir.
"Sollen wir uns die zwei Reihen nach vorne setzen und uns auch so einen Doppelsitz teilen?"
Ich fand es süß, dass Yoongi Doppelsitz sagte, um nicht Loveseat sagen zu müssen. Aber ich hatte nichts dagegen. Vielleicht war es umso besser wenn wir uns etwas nach vorne setzten, dann stieß ich mit dem Ellenbogen auch nicht ständig gegen die Lehne zwischen uns, sondern gegen seinen Ellenbogen.
"Das ist eine gute Idee", sagte ich. Wenige Sekunden später ließen wir uns in den Loveseat fallen.

The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt