Vlog 48

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Nach dieser Nacht fühlten wir uns alle wie gerädert

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Nach dieser Nacht fühlten wir uns alle wie gerädert. Auch als ich allen versichert hatte, dass Yoongi aufgewacht und es ihm den Umständen entsprechend gut ging, wollte einfach keiner gehen. In den frühen Morgenstunden schaffte Yoongi es dann doch, alle loszuwerden, damit sie eine Mütze Schlaf bekamen. Nur mich wurde er nicht los. Ich fühlte mich zwar kaum noch lebendig, beinahe nicht mehr bei Sinnen, fast in einem rauschartigen Zustand, wenn ich es denn beurteilen konnte, aber selbst wenn mein Hirn gerade durchdrehte, war ich stur wie ein Esel und schlief einfach wieder auf dem Stuhl neben Yoongi ein.
Beim nächsten Aufwachen hatte ich mir eine Nackenstarre eingefangen und konnte meinen Kopf nur noch in einem bestimmten Radius hin und her bewegen. Außerdem zitterte ich am ganzen Leib, obwohl draußen vermutlich Höchsttemperaturen herrschten. Die Erschöpfung forderte allerdings ihren Tribut und das in Form von vollkommener emotionaler Überforderung. Yoongi versuchte weiterhin mich dazu zu bekommen, auch endlich nach Hause zu fahren und mich dort richtig auszuschlafen, doch irgendwann gab er auf, versuchte im Krankenbett aufzurutschen und forderte mich auf, mich zumindest zu ihm zu legen.
"Und was, wenn ein Arzt plötzlich seine Visite macht?"
"Fuck it, dann ist es halt so. Ich wecke dich, sollte das passieren und wenn er weg ist, schläfst du weiter."

Ich hatte wohl überschätzt, wie sehr sich die Ärzte hier für die Patienten auf den Gängen interessierten. Immerhin konnte ich fünf Stunden lang ungestört durchschlafen, gemeinsam mit Yoongi, der ebenfalls noch sehr erschöpft war. Wir wurden erst wieder geweckt, als eine Schwester Yoongis Tropf wechseln musste. Das nahm ich zum Anlass, kurz zur Toilette zu gehen und uns irgendwas zu Essen aufzutreiben. Etwas neues zum Anziehen und eine schnelle Dusche wären vielleicht auch nicht schlecht, aber ich ignorierte das ungepflegte Gefühl vorerst.
Yoongi und ich aßen, redeten ein wenig miteinander und warteten dann darauf, dass sich ein Arzt blicken ließ. Als das dann um halb fünf Nachmittags der Fall war, erklärte er uns, dass Yoongis Schulter operiert werden müsste, es aber danach trotzdem weiter zu Problemen kommen könnte, da Yoongi ziemlich unglücklich gefallen war. Da Yoongi nur in einem Minijob arbeitete und nicht über seinen Arbeitgeber Krankenversichert war, geschweige denn das Geld für eine private Krankenversicherung hatte, blieb nur die öffentliche Krankenversicherung und die übernahm in diesem Fall bloß einen Teil der Kosten.
"Ich rufe Dad an und frage ihn, was man von einem Gerichtsprozess erwarten kann. Immerhin hatte der andere Fahrer die Schuld und ist dir eigentlich Schadensersatz oder sowas schuldig. Die Polizei muss ja alles aufgenommen haben, die Beweislage ist sowieso eindeutig."
Meine Gedanken kreisten, ich versuchte eine Lösung zu finden, damit Yoongi die Operation auf jeden Fall machen ließ. Mitten in meinem Geschwafel legte er allerdings eine Hand auf meinen Arm und ich hielt inne.
"Mach dir darum keine Gedanken, Young. Es wird sich schon irgendwie alles regeln."
Yoongi stimmte der Operation zu. Sie würde direkt morgen stattfinden.
Da ich mich mittlerweile selbst nicht mehr riechen konnte, beschloss ich, für den Abend auch nach Hause zu fahren. Ich besorgte Yoongi noch ein Abendessen und verabschiedete mich dann für morgen. Vor der Schule würde ich noch einmal vorbeischauen und nach der Schule kam ich sofort wieder. Auch wenn Yoongi sagte, dass es nicht nötig sei, lächelte er mich dennoch dankbar an.

The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt