Vlog 3

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Die ersten Stunden waren vergangen und bis zur Mittagspause hatte ich aus meinen eigenen Beobachtungen herausgefiltert, dass Min Yoongi, der finster dreinblickende Schüler neben mir, sowas wie ein musikalisches Genie sein musste

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Die ersten Stunden waren vergangen und bis zur Mittagspause hatte ich aus meinen eigenen Beobachtungen herausgefiltert, dass Min Yoongi, der finster dreinblickende Schüler neben mir, sowas wie ein musikalisches Genie sein musste. Er benutzte jede Pause, um einfach nur auf seinen Zetteln herumzuschreiben und leise Wörter vor sich hinzumurmeln, die sich aufeinander reimten. Manchmal tippte er auch einen Rhythmus auf seinen Tisch und schrieb daraufhin etwas nieder, so als hätte er gerade bloß anhand einer Schlagabfolge eine Melodie erschaffen.
Er war eine immense Ablenkung, während ich durch meinen Instagram-Feed scrollte oder mir überlegte, ob ich die weiße Miu Wander Hobo Bag kaufen sollte oder lieber die Version in rosa. Ich wollte immer wieder zu ihm herüberlinsen, so sehr störte er meinen Denkprozess.
Als es zur Mittagspause klingelte, seufzte ich beinahe erleichtert auf. Alle beeilten sich aus dem Raum heraus zu kommen. Alle bis auf Yoongi. Er saß einfach da und starrte nach vorne, mit halbgeschlossenen Lidern, als würde er gleich einschlafen.
Kurz wägte ich ab, ob ich ihn fragen sollte, ob er nicht auch etwas Essen gehen wollte, doch dann merkte ich wieder, wie mir die Hitze den Nacken hochkroch. Eine weitere Peinlichkeit konnte ich heute nicht gebrauchen. Was ich gebrauchen konnte, waren Kontakte. Richtige Kontakte, die mich nicht nach Reimwörtern für Mitternachtszug, Begehr und Misere fragten.

Auf dem Weg zur Cafeteria hielt ich Ausschau nach Schülerinnen und Schülern, mit denen ich mich verstehen konnte. Es war allerdings ziemlich schwer, jemanden zu finden, da alle bloß über die Schule, Musiktheorie und die anstehende Begrüßungsshow sprachen. Keiner redete über Mode, Make-Up und in welches Restaurant sie am liebsten gingen. Ich erfuhr nicht einmal, welche Schuhmarke hier angesagt war oder welcher Lip-Tint gerne benutzt wurde, so dass ich mich zumindest anpassen konnte.
Ich war ziemlich frustriert. Bis ich ein bekanntes Gesicht am Eingang der Cafeteria stehen sah und mir dachte, warum auch nicht?
"Hey", sagte ich zu Himari und sie strahlte, als sie sich zu mir umdrehte.
"Ich wusste, dass du uns gesellschaft leisten wirst. Komm mit, die anderen haben uns schon einen Tisch gesichert."
Himari und ich steuerten auf einen runden Tisch zu, der am nächsten zur Essensausgabe lag. Auf zwei der fünf Stühle lümmelten zwei Jungs, die sich gegenseitig auf die Schultern schlugen und laut lachten. Der kleinere der beiden wirkte neben dem großen Jungen schmal und fein. Beide hatten ein schelmisches Lächeln aufgesetzt und winkten Schüler vorbei, wenn sie sich auf einen der freien Plätze setzen wollten.

"Das sind Kim Taehyung", Himari zeigte auf den größeren der beiden, "und Park Jimin. Tae, Jimin, das ist Goh Young."
Jimin sah mich ruhig an und warf einen schnellen fragenden Blick zu Himari, der wohl unauffällig hatte sein sollen. Taehyung hingegen grinste mich an und ich wusste nicht genau, was ich davon halten sollte.
"Du hast dich ernsthaft von Himari aufgabeln lassen? Ich hoffe, dir ist bewusst, worauf du dich einlässt." Er kniff bedrohlich die Augen zusammen und stand von seinem Platz auf. Oh nein, nicht noch ein Verrückter. Hilfesuchen sah ich zu Himari, die mir erklären sollte, was er meinte, doch da umrundete sie schon den Tisch und schob Taehyung in die Richtung der Essensausgabe.
"Hör auf, Goh Young einen falschen Eindruck von uns zu vermitteln. Und jetzt geht euch was zu Essen holen, damit wir auch noch eine reele Chance haben, damit anzufangen."
Sie schien die beiden vollkommen im Griff zu haben, denn sie bewegten sich von ihren Plätzen und liefen zu den Tabletts.
"Nimm die beiden nicht zu ernst. Sie haben die seltsame Angewohnheit, Leute zu ärgern. Du solltest dich aber darauf gefasst machen, dass sie dich beim Essen durchlöchern werden."
"Okay", sagte ich langgezogen und ließ mich auf dem Stuhl neben Himari nieder. Auf den anderen beiden Plätzen ruhten die Taschen der anderen beiden und Himari stellte ihre auf dem letzten freien Platz ab, als wollte sie auch diesen für jemanden freihalten.

The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt