Vlog 13

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In der kommenden Woche kam ich immer ziemlich beschwingt zur Schule

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In der kommenden Woche kam ich immer ziemlich beschwingt zur Schule. Ich freute mich auf die anderen, war gespannt, was für eine verrückte Idee Himari wieder ausheckte, überlegte, womit Jimin und Tae uns dieses Mal ärgern würden und freute mich auf Yoongis ruhige Ausstrahlung. Die ganze Woche über schien er aber nicht nur ruhig zu sein, sondern zudem noch übermüdeter als sonst. Am Donnerstag fand ich ihn mit dem Kopf auf seinem Tisch liegend vor, also entschied ich mich am Freitag dazu, ihm etwas mitzubringen, das ihn hoffentlich etwas wacher machen würde. Immerhin saß er diesmal aufrecht auf seinem Stuhl und schrieb mit langsamen Handbewegungen etwas vor sich hin.
Vorsichtig stellte ich einen Becher Grüntee auf ein freies Stück seines Tisches und er sah mit tiefen Augenringen, aber geweiteten Augen zu mir auf.
"Was ist das?"
"Guten Morgen. Das ist Grüntee. Für einen kleinen Koffeinboost."
"Das ... Danke, aber du hättest nicht-"
"Schon okay, ich musste einfach. Du warst die ganze Woche ziemlich hart am Arbeiten, huh?"
Yoongi blinzelte und legte langsam seine langen Finger um den Pappbecher. Mit einem hohlen Klicken nahm er den Plastikdeckel ab. Er nahm einen schnellen Schluck und verzog dann das Gesicht, als hatte er sich verbrannt.
"Warte, woher ..."
"Ach komm schon, ich sehe doch, wie du jeden Tag über deinen Notizen hängst und Texte schreibst. Also ... nicht dass ich dich beobachte, aber es ist mir eben aufgefallen."
Ihm schien ein Licht aufzugehen, als hatte er wirklich nicht gewusst, auf was ich hatte hinausgehen wollen - oder als hatte er an etwas ganz anderes gedacht. Auf seinem Gesicht erschien ein kleines Lächeln, das beinahe erleichtert wirkte. Ich hob die Augenbrauen, aber nur kurz, denn als er mich wieder ansah breitete sich auf meinem Gesicht auch ein Lächeln aus.

"Du beobachtest mich also, während ich versuche Songtexte zu schreiben?"
Ich merkte, dass mein Gesicht rot wurde. Hoffentlich wirkte es durch mein Makeup nur wie eine leichte rosa Färbung, wie bei ihm.
"Habe ich nicht gerade gesagt, dass ich genau das nicht tue?" Ich wollte selbstbewusst klingen, doch meine Stimme klang unsicher und leise. Yoongi schmunzelte, schüttelte belustigt den Kopf und nippte an seinem Tee.
"Ich weiß, dass du mir immer zusiehst. Es ist kaum zu ignorieren, wenn ich deinen Blick auf mir spüre."
Mein Gesicht wurde nur noch heißer, weil er mich eiskalt erwischt hatte. Jeden Morgen, wenn wir hier alleine saßen, betrachtete ich Yoongi verträumt dabei, wie er schrieb. Mittlerweile fand ich es auch schon gar nicht mehr seltsam, dass er mich nach Wörtern fragte, die sich auf seine reimten. Ich freute mich jedes Mal tierisch wenn ich ihm bei seinem Schreibprozess behilflich sein konnte.
"Sorry, es ist nur- Ah, weißt du, wie du dabei aussiehst?", fragte ich ihn, lehnte mich in meinem Stuhl zurück, ließ die Arme neben mir baumeln und starrte an die Decke.
"Uhm, nein? Wie, äh, sehe ich denn dabei aus?" Seine Gegenfrage klang etwas unsicher, auch wenn er darum bemüht war ruhig und gefasst zu reden.
Ich hob langsam meinen Kopf, der sich anfühlte, als wäre er zehn Kilogramm schwer und sah ihn an. Seine Miene spiegelte keinerlei Nervosität wider, doch ich sah, wie er an seinen Fingernägeln herumknibbelte. Um ihn zu erlösen zuckte ich mit den Schultern.
"Naja, du siehst aus ... du siehst aus wie ein Protagonist in einem Film oder wie jemand, der es geschafft hat in dieser Welt unbegrenzter Möglichkeiten genau das zu finden, für das er bestimmt ist. Du siehst aus wie ein verfluchter Traum."
Ich hatte weder fluchen, noch genau das sagen wollen, was mir letztendlich über die Lippen gekommen war. Nach meinem zweiten Beispiel hätte ich einen Cut machen sollen, doch mein Mund hatte schneller geredet, als mein Gehirn an ein Stopp hatte denken können und nun hatte ich Min Yoongi gesagt, dass er aussah wie ein verfluchter Traum. Ich wollte im Erdboden versinken.

The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt