The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongi

Vlog 22

Nach über zwei Monaten an der Hanim Music Academy, stellte ich plötzlich fest, dass die Zeit wie im Fluge verging. Es war nun warm genug, dass die meisten Schüler ihre Blazer gegen Strickjacken mit dem Schullogo tauschten, mir eingeschlossen. Nur Yoongi sah ich noch immer in seinem Blazer, der in den Räumlichkeiten bereits langsam zu warm wurde.
Unsere Band Cheap Ketchup hatte vor wenigen Tagen ihren zweiten Auftritt beim Open Mic hinter sich gebracht und ein weiteres Mal den ersten Platz ergattern können. Der poetische DURI war nicht da gewesen, was mich mit Erleichterung überschüttet hatte, da ich ganz vergessen hatte, ihm zu schreiben. Warum er gefehlt hatte, konnten andere Teilnehmer des Open Mics nur vermuten und der Veranstalter hatte nichts durchblicken lassen. So wie er geschaut hatte, schien es aber nichts gewöhnliches zu sein, dass DURI plötzlich fehlte. Dadurch fühlte ich mich ein wenig schlecht, dass ich so erleichtert war, aber nur ganz kurz, immerhin gab es für unsere Band wieder was zu feiern.
Allerdings gab es auch ein paar Dinge, die etwas schwer lagen. Niamh und ich waren auf unser Fake-Date gegangen. Das Café in dem ihre Angebetete arbeitete war eine riesige Überraschung gewesen, aber nur kurz. Sie hatte mich in ein Muscle Café geschleppt, das voller muskulöser Kellnerinnen gewesen war, die einem Headlocks gaben, wenn man sie fragte oder gegen die man beim Armdrücken antreten konnte. Zuerst etwas kurios, aber je mehr Menschen ich eingequetscht zwischen den trainierten Armen der Kellnerinnen gesehen hatte, desto mehr Spaß hatte ich. Nur Niamhs Crush war nirgends zu sehen. Als wir nach ihr fragten, sagte uns eine Kellnerin, dass sie sich krank gemeldet hatte. Ich hatte Niamh jedoch versichert, dass ich nichts gegen eine Wiederholung unseres Fake-Dates hatte.

Die andere Sache, die mir persönlich ein wenig zusetzte, war, dass ich aus Yoongi einfach nicht schlauer wurde, sondern nur immer verwirrter. Als wir vor knapp zwei Wochen das erste Mal an meinen Gedichten gearbeitet und versucht hatten, sie in Songs umzuformen, hatte ich eine tiefe Verbindung zu ihm gespürt. Wir hatten nah beieinander gesessen, wie beim Frühstück, dass er mir mitgebracht hatte, er hatte sich immer wieder zu mir gelehnt, Melodien gesummt und mit dem Kopf gewippt und manchmal nickte er nicht nur geistesabwesend, während ich einen Vorschlag anbrachte, sondern war hellauf begeistert und stand auf, um es am Keyboard auszuprobieren.
Aber meistens, wenn wir bei den anderen waren oder die Gerüchte der vorletzten Woche wieder kurz das Tageslicht erblickten, wirkte er distanziert, gebrochen von einem kurzen Lächeln oder einer Geste, die von den anderen ungesehen blieb. Ihn umgab eine Heimlichkeit, die ich nicht so recht verstand und alle Annäherungen, die wir im Privaten erlebten, nahmen wieder ab, wenn wir uns in der Öffentlichkeit befanden.
Das war allerdings nicht das einzige, das mich verwirrte und frustrierte. Jedes Mal, wenn ich Yoongi aus der Ferne beobachtete, in einem Moment, in dem er mit den anderen sprach oder alleine im Klassenzimmer saß, konnte ich nicht anders, als an Verse zu denken, die mir für den restlichen Tag im Kopf herumspukten, bis ich schließlich nachgab und sie aufschrieb. Manchmal hörte es gar nicht mehr auf und nach und nach, durch etwas mehr Übung mit Yoongi und das Schreiben an gemeinsamen Songs, entstanden eigene Lyriks, die ich ohne seine Hilfe zusammensponn und die Melodien in meinen Kopf trieben, so wie es bei ihm der Fall zu sein schien. Doch meine Texte waren nicht wütend, traurig und frustriert wie seine so oft, sondern kitschig und hoffnungslos romantisch. Ich sperrte sie in die kleinste Ecke meines Hinterzimmers, die ich finden konnte, doch holte ich das kleine Notizbuch immer wieder raus, um neue, heimliche Verse zu texten, die mir von Zeit zu Zeit brennende Tränen in die Augen trieben, da die Sehnsucht so groß war, aber die Verwirrung ihr riesige Konkurrenz machte.