Vlog 33

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Um Mul-Naengmyeon zu machen, mussten wir erst einmal Fleischbrühe aufkochen und abkühlen lassen

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Um Mul-Naengmyeon zu machen, mussten wir erst einmal Fleischbrühe aufkochen und abkühlen lassen. Ich schlug vor, dass wir uns vorerst mit Snacks zudeckten und eine Serie starteten. Wir lümmelten also den restlichen Mittag im Wohnzimmer herum, lehnten in stummem Einverständnis mit den Schultern aneinander und vergaßen dabei fast unsere Brühe und was wir ursprünglich damit vorhatten. Die gemütliche Stimmung und das friedliche Beisammensein tat einfach gut und war eine Abwechslung zu dem Vermeidungsverhalten, das wir beide in letzter Zeit mal mehr, mal weniger an den Tag gelegt hatten.
Dennoch begaben wir uns nach der vierten Folge zurück in die Küche, stellten die Brühe noch kurz in den Kühlschrank, kochten Eier, Buchweizennudeln, schnitten ein großes Stück Gurke und weißen Rettich klein und mussten diesen dann nur noch marinieren und am Ende alle kalten Zutaten zusammengeben. Es war ein simples Rezept, das selbst ich beherrschte, doch es schließlich fertigzustellen brachte mir dennoch einiges an Zufriedenheit ein.
Nach dem Essen lagen wir wieder auf der Couch, zappten durch das Programm und dachten wohl beide an die anderen. Wir hätten sie hierher einladen können, doch keiner sprach den Gedanken aus, denn dann wäre die seltene Zweisamkeit vorbei. Eine Zweisamkeit, die nach den vergangenen Vorkommnissen und Worten nicht hätte möglich sein sollen. Dieser Moment fühlte sich an wie eine Grauzone, in der Zeit nicht existierte, in der die restliche Welt nicht existierte. Nur zwei Menschen und ihre Gefühle.

"Young", sagte Yoongi dann irgendwann heiser und räusperte sich. "Habe ich gestern eigentlich irgendetwas schlimmes gesagt? Ich erinnere mich ziemlich gut an gestern, aber ich habe das Gefühl, das etwas fehlt."
Ich drehte meinen Kopf, der an der Rückenlehne lehnte, zu Yoongi. Am liebsten hätte ich nach seiner Hand gegriffen, die nur wenige Zentimeter entfernt von meiner auf der Couch lag.
"Nein", entgegnete ich, ebenfalls etwas heiser. "Zumindest zu mir nicht. Yoongi, mir hast du nur Dinge gesagt, die mich dich noch mehr mögen lassen."
Nach diesem Geständnis sah ich wieder nach vorne und verfolgte das Programm, ohne wirklich aufzupassen. Eine santfe Berührung auf meinen Fingerknöcheln zog meinen Blick wieder zu Yoongi. Er hatte den Blick auf meine Hand gesenkt und seine rauhen Fingerkuppen erkundeten die Hügel meiner Knöchel und wanderten dann zu meinem Handgelenk.
"Ich weiß nicht, was ich tun soll, Young. Ich kann nicht vermeiden, dass ich immer wieder von dir angezogen werde, aber ich lebe in einer Realität, die meine Gefühle zu dir einfach nicht zulassen will, ohne mir irgendetwas in den Weg zu stellen. Würde wenigstens nicht immer mehr dazu kommen."
Yoongi hatte aufgehört, Kreise um meinen Handgelenkknochen zu malen. Seine Hand lag geöffnet neben meiner, wie eine Einladung, meine eigene in sie zu legen. Seinen Blick hatte er zur Decke gerichtet. Eine Miene aus Verzweiflung und Zwiespalt färbte sein Gesicht.
"Denkst du, das würde das alles möglich machen?", fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
Er schüttelte den Kopf. "Erst, wenn ich nicht das Gefühl haben muss, dass ich dir nicht gerecht werden kann."

Meine Berührung war genauso leicht, wie die von Yoongi, als ich meine Finger zwischen seine gleiten ließ. Er reagierte direkt darauf, indem er seine Finger um meine schloss. Wir waren immer noch in unserer Grauzone, hier war alles möglich, solange die Realität uns nicht vollkommen einholte.
"Jetzt gerade wirst du mir gerecht. Ich würde sogar sagen, du bist mehr, als ich verdiene."
Yoongi setzte sich auf, ließ meine Hand dabei jedoch nicht los. Er beugte sich über mich, versuchte sich mit seiner freien Hand abzustützen, aber er schien nicht mit dieser Position zufrieden zu sein.
Er steckte seinen Arm aus, bis er ihn auf der anderen Seite meines Körpers abstützen konnte. Seine Finger der anderen zog er zwischen meinen hervor, nur, um meine Hand unter seiner wieder aufzunehmen. Er drückte unsere Hände gegen seine Brust und ich spürte seinen warmen Körper, sein schlagendes Herz auf meinem Handrücken.
Ich sah zu ihm auf, sein Gesicht schwebte über meinem. Yoongis Miene war so, so zärtlich, dass ich meine freie Hand auf seinen Oberarm legte und als es mir nicht ausreichte, sie zu seiner Schulter und schließlich in seinen Nacken wandern ließ.
"Du verdienst alles, Young."
"Du auch, Yoongi."
Sachte strich ich mit dem Daumen über die Stelle an seinem Hals, in der ich seinen Puls spüren konnte. Yoongi erschauderte und sein Arm knickte ein. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen.
"Ich weiß nicht, was ich tun soll, Young", sagte er erneut, seine Worte verzweifelt und gleichzeitig sehnsüchtig.
"Tu nichts. Denk an nichts. Bleib einfach für einen Augenblick in diesem Moment."
Und das tat er. Er entspannte sich sichtlich, schloss die Augen und rückte noch ein Stück näher. Seine Nase strich über meine und ich spürte die Wärme seiner Lippen, ohne, dass sie meine berührten. Dann schloss ich meine Augen ebenfalls, versuchte mir einzuprägen, wie Yoongi sich anfühlte, wie schnell sein Herz für mich schlug, wie es war, wenn er für einen Moment nicht von der Last der Welt erdrückt wurde.

The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt