Vlog 15

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Seit Tagen beschäftigte mich das, was Jeon Jungkook gesagt hatte

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Seit Tagen beschäftigte mich das, was Jeon Jungkook gesagt hatte. Ich hatte versucht meinen Dad zu fragen, was es mit den Spendengeldern auf sich hatte, aber er war entweder in der Kanzlei oder verbarrikadierte sich in seinem Büro und schickte mich bei jedem Klopfen wieder weg. Das aller schlimmste war aber, dass Jungkook in den letzten Tagen immer wieder extra langsam an unserem Tisch in der Cafeteria vorbeilief, was Himari beinahe in eine Ohnmacht und mich zu einem Tobsuchtsanfall trieb. Auch den Jungs fiel die veränderte Stimmung am Tisch auf, wobei Jimin eher traurig darüber wirkte und Tae ziemlich wütend. Yoongi bekam die Hälfte gar nicht mit, weil er immer erst später kam, aber wenn er sich zu unserer schweigenden Gruppe setzte, wirkte er meistens irritiert.
"Sagt mal, wie wurdet ihr auf die Schule aufgenommen", brach es dann schließlich in einer Pause aus mir heraus und ich riss alle aus ihrer eigenen Stimmung. Sie musterten mich verwirrt, als hatte ich die dämlichste Frage überhaupt gestellt und vermutlich war sie das auch, aber es ließ mich einfach nicht mehr los.
"Naja, soweit ich weiß, hat man entweder die Möglichkeit, die Ergebnisse von Musikwettbewerben einzureichen und sich danach einstufen zu lassen oder man wird zu einem Vorspiel eingeladen. Und deine Noten müssen natürlich stimmen. Das alles gilt für später eingestiegene Schüler und Stipendianten mehr, als für reguläre Schüler oder die, die schon vorher eine Musikakademie oder eine Schule mit musikalischem Schwerpunkt besucht haben."
Mir dröhnte der Kopf. Das bedeutete, ich war durch unfaire Behandlung in die Schule gekommen. Wie peinlich. Jungkooks Gerücht wandelte sich immer mehr zur Wahrheit um.
"Warum fragst du?" Himari schien sich nicht weiter daran zu stören, dass ich die Frage gestellt hatte. Sie fragte mich aus reiner Neugierde nach dem Grund, nicht, weil sie vermutete, dass ich mit unfairen Mitteln hier gelandet war.

Ich ließ den Kopf auf den Tisch sinken und stieß einen jammernden Laut aus. Irgendjemand schob mein Essen von meinem Kopf weg.
Leise murmelte ich in die Lücke zwischen Tisch und meinem Körper hinein: "Weil ich weder Siege von Musikwettbewerben einreichen, noch zu einem Vorspiel kommen musste. Ich wurde mit illegalen Mitteln hier eingeschleust."
Ich stapfte mit den Füßen auf den Boden und Hände legten sich auf meine Schultern und meinen Kopf, damit ich mit dem Theater aufhörte. Peinlicher konnte es nicht werden, also konnte ich auch weitermachen.
"Musstest du stattdessen nicht etwas anderes einreichen?"
Bei Yoongis Stimme hob ich den Kopf vom Tisch und hörte auf. Er stopfe sich gerade eine Teigtasche in den Mund und sah mich danach unberührt an.
"Naja, mein Vater sollte Videomaterial einsenden, damit sie mein Spiel an Piano und Harfe überprüfen konnten."
"Das war bei mir auch der Fall, weil ich zum Zeitpunkt meiner ersten Bewerbung noch in Deagu gewohnt habe. Bei manchen Schülern machen sie Ausnahmen, was nicht bedeuten muss, dass sie bevorzugt werden. Ich wurde beim ersten Mal nicht angenommen."
Das hob meine Laune schlagartig an, zumindest der Teil mit der Ausnahme, nicht der Teil, in dem Yoongi sagte, dass er zuerst nicht angenommen worden war.
"Also ist Jeon Jungkook doch nur ein Schwätzer. Ich hab's gewusst, diesen kleinen, selbstgefälligen Bubis kann man einfach nicht trauen."

Am Tisch wurde es bedeutend still. Es war, als hatte gerade die Welt aufgehört, sich zu drehen und die Zeit war dadurch stehengeblieben. Himari war die erste, die sich zu mir umdrehte.
"Du, du hast mit J-jungkook gesprochen? Wann? Wieso? Wie?"
"Wie? Er hat mich angesprochen. Hat sich angeschlichen wie ein Geisterkind in einem Horrorfilm. Er meinte, Yoongi sei kein guter Umgang und du hättest dich auch sehr verändert, seitdem ihr befreundet seid. Er hat nicht sehr begeistert geklungen, aber wie alle anderen Gerüchte, ist auch sein Gerede nicht wirklich ernst zu nehmen, so wie es aussieht." Ich redete in lockerem Plauderton, als tauschten wir gerade den aktuellsten Klatsch und Tratsch aus. Als ich Himaris wackelnde Unterlippe und die beinahe wütend zusammengezogenen Augenbrauen sah, wünschte ich mir jedoch, ich hätte es nicht so gesagt. Oder noch besser, einfach gar nicht.
Hilflos sah ich zu den anderen. Tae und Yoongi zuckten ebenfalls mit den Schultern und Jimin schien kaum mitzubekommen, dass wir uns nonverbal unterhielten, sondern sah nur mit traurigem Blick zu Himari. Warum verliebte man sich eigentlich nie in diejenigen, die einen auch mochten? Oder zumindest in die, die wenigstens nett zu einem waren.
"Anderes Thema", sagte ich, in der Hoffnung, dass alle darauf eingingen und Himari ihren Kummer vergaß. "Wie wäre es, wenn wir uns für den Open Mic Abend ein Gruppenoutfit überlegen? Wir würden bestimmt ziemlich cool aussehen, wenn wir unsere Kleidung aufeinander abgestimmt haben."
"Sind wir noch eine Rockband, wenn wir uns wie Kpop Idols anziehen?", fragte Jimin in die Runde. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und hielt dagegen.
"Sehen wir aus wie eine Rockband, wenn jeder einen anderen Kleidungsstil hat? Keiner in unserer Gruppe sieht aus wie ein Rockstar - bis auf Yoongi und Himari vielleicht. Wobei Himari mehr in Richtung 90s-Grunge geht." Verwundert blickte Yoongi mit vollem Mund auf und zeigte mit zusammengezogenen Augenbrauen auf sich. Ich fuhr fort. "Wir sahen bei unserem letzten Auftritt aus wie ... na, wie eine Gruppe High School Schüler halt."

The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt