Vlog 29

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Am nächsten Tag verschlief ich meinen Wecker um sage und schreibe fünf Stunden, weil ich die gesamte Nacht wachgelegen und geheult hatte

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Am nächsten Tag verschlief ich meinen Wecker um sage und schreibe fünf Stunden, weil ich die gesamte Nacht wachgelegen und geheult hatte. Hätten meine Eltern es hören können, hätten sie vermutlich gedacht, dass es in unserem Haus spukte. Doch das war nicht der Fall gewesen, denn sie waren die letzten, die etwas mitbekommen würden. Scheinbar war ihnen nicht einmal bewusst, dass ich heute zum ersten Mal in diesem Schuljahr die Schule versäumte.
Ich schlich am Spiegel vorbei, ohne hinein zu sehen, vermied auch den Badezimmerspiegel und ging total ausgelaugt zur Toilette. Mein Kopf blieb gesenkt, während ich mir die Hände wusch und anschließend wieder zurück trottete, nur um mich wieder ins Bett zu werfen.
Mein Kopf brummte, meine Eingeweide schienen sich um sich selbst zu winden, mir war viel zu heiß, aber wenn ich die Decke entfernte, würde ich mich zu schutzlos fühlen. Ich konnte nichts anderes tun, als mich zusammen zu rollen und zu versuchen, wieder einzuschlafen, um das alles nicht fühlen und an nichts denken zu müssen.
Irgendwann wurde mir dieser Wunsch schließlich gewährt.

~*~

Es mussten wieder ein paar Stunden vergangen sein, denn die Sonne hatte den höchsten Punkt bereits verlassen und war weitergewandert, als ich das nächste Mal aufwachte.
Mein Handy hing noch immer am Ladekabel und ich erbarmte mich ihm und zog es endlich ab. Als ich das Display einschaltete, wurde es von unzähligen Nachrichten und einigen entgangenen Anrufen geflutet. Gerade, als ich sie alle wegwischen wollte, ging ein weiterer Anruf ein. Himari.
"Hallo?", fragte ich ins Telefon hinein und war kaum überrascht, dass meine Stimme so tief und kratzig, wie die einer eingefleischten Kettenraucherin klang.
"Oh, bist du krank, Young? Wir haben uns heute alle ziemliche Sorgen gemacht, weil Yoongi und du gefehlt habt. Wie schlimm ist es?"
"Ich möchte nicht drüber reden." Keine Stimmung zeichnete meine Aussage, bloß Energielosigkeit und der Wunsch, mich wieder im Bett zu verkrümeln, bevor der nächste Tag auf mich wartete.
"Also bist du doch nicht krank? Du antwortest genauso wie Yoongi. Moment-"
Sie schien die Erkenntnis einige Herzschläge lang auf sich wirken zu lassen und schien dann außer Hörweite getreten zu sein oder den Lautsprecher zuzuhalten, denn als sie das Wort an jemanden richtete, konnte ich nichts verstehen. Ich versuchte es aber auch nicht, ich wollte nur so schnell wie möglich wieder in Ruhe gelassen werden.
"Young, ich komme bei dir vorbei, wenn das für dich in Ordnung ist. Ist es in Ordnung?"
War es in Ordnung? Wollte ich jetzt wirklich in Gesellschaft sein, statt alleine in meinen Emotionen zu ertrinken oder sie einfach durch Schlaf zu ignorieren? Ich war mir darüber nicht so sicher. Aber allein sein fühlte sich plötzlich ebenfalls ziemlich beklemmend an, wenn es die Aussicht darauf gab, dass Himari mir Gesellschaft leistete.
"Ja, bitte komm vorbei, Himari." Bevor sie hören konnte, wie ich wieder losflennte, legte ich einfach auf und schrieb ihr noch schnell, dass sie mir schreiben sollte, wenn sie vor der Tür stand und ich öffnete ihr.

Ziemlich schnell und gleichzeitig nach langer Zeit, kam Himari an und fiel mir sofort in die Arme, als ich ihr die Tür öffnete. Mit gerümpfter Nase zog sie sich wieder zurück.
"Young, du riechst wie ein kalter, nasser Hund, aber in warm und trocken. Hat jemand einen Eimer Wischwasser über dich ausgekippt oder bist du gestern Abend nach dem Regen einfach nicht mehr duschen geganen? Egal, gehen wir erstmal rein, bevor du erfrierst mit deinem kleinen Top und der dünnen Hose."
Sie scheuchte mich wieder rein und war in Sekundenschnelle aus ihren Schuhen und ihrer Jacke geschlüpft. Sie hatte einen riesigen Rucksack und eine Stofftasche dabei. Beides schwang sie sich über eine Schulter.
"Wo ist die Küche. Ich habe was zu Essen mitgebracht, hat Mom mir für dich aufs Auge gedrückt, weil ich ihr gesagt habe, dass du krank bist. Sie hat noch schnell aufgeschrieben, wie wir es warm machen sollen."
Bevor sie sich an die Arbeit machte, scheuchte sie mich nach oben, um zumindest duschen zu gehen. Sie versprach mir, dass ich mich danach sicherlich etwas besser fühlte, was ich bezweifelte, denn im Moment sah ich mich nicht dazu in der Lage, überhaupt irgendetwas zu fühlen.
Dennoch suchte ich mir ein Loungewear Set aus dem Kleiderschrank, so grau wie mein Trübsinn gerade, und stellte mich dann unter die heiße, dampfende Dusche. Mir war gar nicht aufgefallen, wie kalt mir wirklich gewesen war, bis das Wasser auf meine Haut traf und eine Gänsehaut sich ausbreitete. Langsam entspannte ich mich und plötzlich fühlte es sich an, als würde wieder Blut durch meine Adern fließen. Meine Kopfschmerzen lösten sich ein winziges bisschen und meine Nase und mein Rachen wurden wieder freier.
Am Ende, bereits abgetrocknet und in mein Loungewear Set gekleidet, hätte ich zerfließen können, so gut hatte die Dusche getan. Ich hatte sogar wieder die Motivation mein Gesicht zu waschen. Vielleicht sollte ich auch direkt mein Bettzeug wechseln, nachdem ich heute Nacht mit vom Regen durchnässter Kleidung und Haaren darin geschlafen hatte.

The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt