Etikette. Mom hatte mich hierher beordert, um mir die Etikette einzubläuen, die für die Hochzeit ohnehin dieselben waren, wie für jede andere auch. Ich durfte mir also beinahe zwanzig Minuten anhören, was ich nicht tun durfte. Am besten blieb ich einfach den ganzen Abend still und zog mich zurück. Aber halt, da war ja noch die Sache mit dem Kontakte pflegen und nicht unhöflich sein, indem man vor den anderen Gästen davonlief. Moms Anweisungen ergaben also überhaupt keinen Sinn.
Zudem kam auch noch, dass sie ein Kleid für mich abgeholt hatte, von dem ich nicht einmal gewusst hatte. Sie hatte mir nur einen weißen Kleidersack in die Hand gedrückt, nachdem sie mit mir fertig war und mich damit nach oben geschickt.
Natürlich war ich neugierig, was für ein Kleid darin steckte, also öffnete ich den Kleidersack sofort, nachdem ich ihn aufs Bett geworfen hatte.
"Ach du heilige Scheiße", entfuhr es mir und ich blickte auf die Bronze-Monstrosität hinab, als würde sie mich gleich anspringen.
Wer hatte sich dieses Design ausgedacht? Ich hob den Stoff mit den Fingerspitzen an. Schon das Material, fest und beinahe ledrig, fühlte sich schrecklich an. Aber der Schnitt, eine Kombination aus Bleistiftrock, der mir bis unter die Knie reichen würde und Ärmellosem Oberteil, das aber äußerst hochgeschlossen war. Und das Ganze in einem glänzendem Bronzeton. Sowas wollte doch niemand auf seiner Hochzeit sehen. Nicht einmal eine meiner verhassten Cousinen. Da fragte ich mich wirklich, ob Mom nicht einen heimlichen Komplott gegen ihre restliche Familie plante und mich mit ihrer äußerst ernsten Unterredung nur unterschwellig darüber informieren wollte. Wie Geheimagenten, die nicht wussten, was gute Tarnung bedeutete, oder sowas.Mein Entschluss stand fest. Den Fummel würde ich mit Sicherheit nicht anziehen. Schnell versteckte ich ihn wieder in dem weißen Kleidersack und stopfte ihn lieblos in eine Ecke meines Schrankes.
Das sollte wohl ein schlechter Scherz sein. Und dafür hatte sie mein Treffen mit Yoongi unterbrochen. Für eine Zurechtweisung, bevor überhaupt etwas passieren konnte und die Modesünde des Jahrhunderts.
Ich schloss meine Zimmertür ab und ließ mich frustriert mit dem Gesicht voran auf mein Bett fallen. Wäre es jetzt gerade ungünstig, sich herauszuschleichen und Yoongi zu fragen, ob ich doch noch vorbeikommen durfte? Ich hatte die Befürchtung, dass nochmal jemand zu mir hochkommen und mich stören würde, also war das wohl eher eine schlechte Idee.
Tatsächlich hatte mein Gefühl richtig gelegen und später klopfte Mom noch einmal, um mich daran zu erinnern, dass wir dann am Tag nach der Hochzeit zu den Stallungen fahren würden, statt an dem Samstag, an dem die Hochzeit stattfand. Ich entgegnete ihr genervt, stimmte aber schnell zu, damit sie mich wieder in Ruhe ließ.
Danach plante ich, wie ich Yoongi rechtzeitig einen passenden Anzug beschaffte, damit er nicht in Trauerkleidung mit mir zur Hochzeit gehen musste.~*~
Jimin war nicht begeistert, als ich ihn am nächsten Schultag nach Unterrichtsende abfing und mit mir mit schleifte.
"Ich brauche wirklich dringend deine Hilfe. Würdest du diese Kleinigkeit für mich tun?"
"Und Yoongi belügen? Ungerne."
Ich schnaubte und öffnete die Tür zum Wagen.
"Es ist keine Lüge. Wir verbiegen nur ein paar Tatsachen und machen neue daraus. Ihr habt ungefähr die selbe Größe, jemand anderen kann ich nicht fragen, bitte."
Mit zusammengepressten Lippen sah er mich an. Dann gab er seufzend nach und stieg ein. Freudestrahlend schloss ich die Tür und lief zur anderen Seite. Unser Ziel war eine Maßschneiderei, zu der ich den Anzug heute Morgen bereits hingebracht hatte. Dadurch war ich beinahe zu spät gekommen.
Wir betraten das Geschäft. Der Laden gehörte einem Designer, bei dem sich Dad einige seiner Anzüge hatte Maßschneidern lassen. Mit einer netten Nachfrage und ein paar Komplimenten, hatte ich herausbekommen, dass die Mitarbeiter Anzüge auch noch einmal anpassten, sollte etwas damit nicht stimmen - und sollte die Bezahlung stimmen. Sie wussten noch nicht, dass die Bein- und Armlängen auf eine völlig andere Person zugeschnitten werden mussten, aber das war ein Problem für den Zeitpunkt, wenn das hinterfragt wurde.
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The Uninteresting Life of Goh Young || min yoongi
FanfictionVlogs sind eine Art an der eigenen Schule und darüber hinaus Bekanntheit zu erlangen, doch für Goh Young geht dieser Plan schief, denn ihre langgezogenen Alltagsvideos sind für ihre Mitschüler die reinste Lachnummer. Das macht Young ziemlich zu scha...