Kapitel 11

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Mit einem Knoten, aus Gedanken und Fragen, auf die ich keine Antwort finden kann, liege ich im Bett und starre stumm, an die Decke. Maeve ist vor 1 Stunde wieder nach Hause, seitdem liege ich hier und denke über den heutigen Tag nach.
Ich weiß nicht, was für ein Selbstbewusstseins-Schub ich in diesem Café hatte, aber als Maeve angefangen hat mit ihrem Bein zu wackeln, hab ich einfach meine Hand auf ihren Oberschenkel gelegt.
Warum?! Warum mach ich sowas?
Ich schlage mir die Hände vors Gesicht, drehe mich nach rechts und vergrabe meinen Kopf in meinem Kopfkissen.

"Im verstecken spielen warst du noch nie gut." Kommt die vertraute Stimme, meines besten Freundes, von der Tür. Ich drehe mich wieder um und setze mich, in die Mitte des Bettes.
"Hi." Begrüße ich ihn grummelig.
"Keine gute Laune heute?" Fragt er und setzt sich, vor mich.
"Doch eigentlich schon...," antworte ich und lasse mich zurück, auf mein Kopfkissen fallen.
"Aber?"
"aber ich weiß nicht was ich tue, ich hab zu viele Fragen in meinem Kopf, auf die ich keine Antwort habe und zu viele Gedanken, die ich nicht ordnen kann."
Jason lässt sich neben mich fallen, zusammen starren wir an die weiße Decke.
"Willst du mir von deinen Fragen und Gedanken erzählen?"
"Ich weiß nicht, ob ich mich in sie verknallt habe."
"Ich glaube jeder Außenstehende, der euch beide einen Tag lang beobachtet würde ja sagen, aber nur du kannst wissen, ob du jemanden liebst, oder nicht."

Ich seufze tief und lege meinen Kopf, auf seine Brust.
"Danke Jason."
"Für was?"
"Such dir was aus."
Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, liegen wir in meinem Bett und ich versuche weiter meine Fragen zu beantworten und meine Gedanken zu ordnen. Irgendwann merke ich nur noch, wie meine Augenlieder schwer werden und ich einschlafe.

Langsam öffne ich meine Augen und sehe schon wieder an die weiße Decke. Die Vorhänge sind zugezogen und ich wurde zugedeckt. Völlig verschlafen, schiebe ich die Decke von mir runter und taumle aus dem Bett.
Immer noch im Halbschlaf, schlürfe ich langsam ins Bad und wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser ab. Ich schaue in den Spiegel und fange an zu lächeln.
Er hat mich sogar abgeschminkt. Schmunzelnd verlasse ich das Bad und gehe in die Küche. Auf dem Küchentisch finde ich eine Tasse Kaffee und einen Zettel.

Hey Morgenmuffel,
hab dir nen Cappuccino gemacht, so wie du ihn magst (hoffe er is noch warm wenn du ihn trinkst).
Du weißt wo ich bin, oder wie du mich erreichst, wenn du jemanden brauchst, um den fetten Knoten in deinem Schädel zu lösen.
Hab dich lieb,
Jason :)

Mit einem breiteren Lächeln, als vorher, nehme ich den Kaffee und gehe ins Wohnzimmer, auf die Couch. Dort finde ich auch mein Handy.
Wie spät ist es eigentlich?
11:53
Geht ja noch, zumindest für meine Verhältnisse.
Ich nippe an dem Kaffee und checke mein Handy auf Nachrichten.

Maeve
Hast du Sonntag schon was vor?
10:57

Jason :)
Sag wenn du was brauchst nh, bin heute den ganzen Tag zu Hause. Haben noch bis nächsten Mittwoch frei, falls dus noch nicht weißt.
10:03

Mary
Hey, ich mache heute Abend Lasagne, komm einfach vorbei wenn du was willst.
8:39

War ja klar, das Jason Mary was erzählt. Ich gehe zu meinem Kleiderschrank, um mir einen Pulli zu holen. Das erste, was mir ins Auge fällt, ist der Pulli, den ich mal bei Maeve vergessen habe und den sie nicht gewaschen hat. Einige Sekunden starre ich einfach nur, auf diesen Pulli. Ich gucke mich um, um zu sehen, ob ich noch was anderes habe. Ich finde einen dunkelblauen Oversize Pulli. Ich glaube den hab ich Jason mal geklaut -wie auch immer. Ich ziehe ihn mir, über den Kopf und setze die Kapuze auf. Die viel zu langen Ärmel ziehe ich mir, über meine Hände und setze mich wieder aufs Sofa.

Ich nehme meinen Kaffee und schalte den Fernseher ein. Ich suche mir einen langen Film raus und mache mir noch schnell ein Brot. Die Nachrichten von Jason, Mary und Maeve ignoriere ich erstmal. Das ist das erste mal das ich Maeve ignoriere. Sonst hab ich mich immer gefreut, wenn sie mir geschrieben hat. In dem Moment bekomme ich eine neue Nachricht, sie ist von Jason.

Jason :)
Sonntag, Party bei Mikey, 20 Uhr. Bist du dabei?
12:03

Ich lasse die Nachricht auf ungelesen, schalte mein Handy auf stumm und lege es weg. Ich kuschle mich zurück aufs Sofa, mit meinem Marmeladenbrot und meinem Kaffee und fange an den Film zu gucken.
Ich hab jetzt kein Bock auf irgendjemanden. Im Moment will ich nichts anderes, als mit meinem Frühstück und einem viel zu großen Hoodie, auf der Couch zu sitzen und einen Film zu gucken.

Der Film ist vorbei. Inzwischen liege ich auf dem Sofa und denke wieder nach. Ich will eigentlich gar nicht nachdenken, aber mein Kopf macht einfach das was er will.

Das hämmern an meiner Wohnungstür und die Stimme, die lauthals meinen Namen schreit, weckt mich. Ich liege immer noch auf dem Sofa, in dem großen Pulli. Der Fernseher hat sich von selbst ausgeschaltet. Die Tasse und der Teller, stehen noch auf dem kleinen Tisch, vor mir. Mit komplett schlechter Laune quäle ich mich vom Sofa und laufe zur Wohnungstür. Ich öffne sie und sehe Jason vor mir, der schon bereit war, erneut meinen Namen zu rufen.

"Was?" Frage ich, komplett genervt.
"Warum bist du angepisst? Es ist 17:56! Du antwortest seit fast 8 Stunden auf keine einzige Nachricht. Nicht auf meine, nicht auf Marys, nicht mal auf Maeves! Was ist denn los?!" Schreit er mich sofort an, ohne jegliche Begrüßung, oder sonstiges.
"Dir auch einen wunderschönen guten Tag Jason." Begrüße ich ihn, mit einem ironischen Lächeln.
Er verdreht die Augen und läuft neben mir, in die Wohnung.

"Was ist los, Ivy?!"
"Ok, also als erstes, könntest du aufhören so zu schreien? Zweitens, ich bin nur eingeschlafen, beruhig dich mal. Ich bin gegen 12 aufgewacht, hab den Kaffee getrunken, den du mir gemacht hast, mir ein Brot geschmiert, mich aufs Sofa gesetzt, einen Film geguckt und dann bin ich anscheinend eingeschlafen, tut mir ja leid ok?"
"Man ich dachte dir ist sonst was passiert!" Schreit er weiter.
"Bitte hör auf zu schreien!"
"Hör du doch auf!"
Mit einer abwinkenden Handbewegung, gehe ich ins Schlafzimmer und ziehe die Tür, hinter mir zu.

Ich setze mich erneut, auf mein Bett und umklammere meine Decke. Nach ein paar Minuten, geht die Tür auf und Jason kommt mit einem Friedensangebot rein. Marys Lasagne.
"Sie hat sie noch schnell gemacht, bevor sie zur Schicht musste." er macht eine kleine Pause "Tut mir leid, ich hab über reagiert." Entschuldigt er sich darauf.
"Ich auch, tut mir leid." Entschuldige ich mich.
Ich klopfe auf den freien Platz, auf dem Bett, neben mir. Langsam bildet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht, er stellt die Lasagne, vor mich und setzt sich, mir gegenüber.

Zusammen verschlingen wir, Marys super leckere Lasagne -Mary macht einfach die beste.
"Willst du drüber reden?"
Kurz denke ich nach und fange an, in der Lasagne herumzustochern.
"Das klingt komisch, aber je mehr ich darüber nachdenke, ob ich in sie verliebt bin und sie in mich und ich mir vorstelle, das wir eine Beziehung führen, desto weniger will ich das diese Beziehung zu Stande kommt und ich wünschte mir dann nicht mehr in sie ver..." ich hörte auf zu reden und dachte darüber nach, was ich gerade sagen wollte.
"Du hast Angst. Angst das du verletzt und verlassen wirst." Erklärt er, ohne auf mein unbeendetes Satzende zu achten.
Ich wünschte, ich könnte ihm widersprechen, sagen das er falsch liegt, aber er hat recht.
"Du kannst da nichts für, für deine Vergangenheit auch nicht." Beruhigt er mich, als er merkt das ich nur noch bedrückt auf das Essen schaue.
"Lass dir dein Leben nicht von diesem Arsch kaputt machen, das ist Jahre her. Du solltest leben, anstatt nach dem Prinzip zu gehen, allem aus dem Weg zu gehen, was dich verlassen, oder verletzen könnte. Wie willst du da jemals glücklich werden, hm?"

Mit einem kleinen Lächeln sehe ich zu ihm rauf. Er stellt den Teller, mit den Gabeln drauf, auf den Boden und sieht mich, mit einem kleinen Lächeln an.
"Komm her."
Ich rutsche näher zu ihm, in seine Arme.
Der Ort, an dem ich mich am meisten Zuhause fühle.
"Danke Jason."
"Für was?"
"Such dir was aus."

Er lacht kurz auf und nimmt mich dann fester, in den Arm.
"Das ist übrigens mein Pulli."
"Manno, ich dachte du merkst es vielleicht nicht."
"Doch, schon seit letztem Winter. Hast du keine eigenen Pullis."
"Nein?" Lache ich und schaue ihn dabei an.
Er fängt an zu schmunzeln und schüttelt langsam den Kopf.

My cutieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt