TW: Reden über Tod, Anzeichen einer Panikattacke, Alkoholkonsum
(Sehr langes Kapitel)"Letzter Aufruf für den Flug 68394, von Gate 5, um 19:00 Uhr, von New York nach London! Letzter Aufruf!"
Ich glaube, ich bin noch nie so schnell gerannt. Mit einer großen Sporttasche über der rechten Schulter, einem Koffer in der linken Hand und meinem Flugticket in der rechten renne ich zu Gate 5. Ich hoffe, ich schaffe es noch pünktlich.
Im Flugzeug lege ich meine Sporttasche in die Gepäckablage und nehme nur mein Handy, meinen Geldbeutel und meine Kopfhörer mit zum Platz. Platz F11. Na toll.
Ich werfe mich auf den Platz und werfe mir direkt ein Kaugummi ein, um gleich den Druck in meinen Ohren auszugleichen, -auch, wenn das auf meinen bisherigen Flügen nie sehr gut funktioniert hat, ein Versuch kann nicht schaden.
Nach ein paar Minuten setzt sich eine etwas ältere Frau neben mich. Sie grinst mich flüchtig an und ich grinse ihr aus Höflichkeit auch zu. Mir ist im Moment nicht nach glücklich sein zumute.
Ich weiß, ich habe Ivy verlassen, aber das bedeutet nicht, dass es mir nicht leidtut und verdammt wehtut.
Ich fühle mich so leer, seit ich den Brief zusammengefaltet, in den Umschlag gesteckt und ihn ihr vor die Haustür gelegt habe. Wie sie sich wohl fühlt?
Um den Gedanken loszuwerden und nicht zu heulen, stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und mache die Musik so laut, dass ich die Menschen um mich herum nicht hören kann.Das, was ich noch durch Zusehen von der Flugbegleiterin verstehe, mache ich nach und drehe mich dann wieder weg. Ich sehe aus dem Fenster links von mir und beobachte den Flughafenmitarbeiter mit den Leuchtstäben. Er sieht auch ein wenig so aus, als hätte er keinen guten Tag gehabt.
Ein Finger der sanft auf meine Schulter tippt und eine gedämpfte Stimme, die mir anscheinend was sagen will. Ich öffne müde meine Augen und nehme einen meiner Kopfhörer raus.
Ich merke, dass es die ältere Frau neben mir ist, die etwas von mir möchte."Sie weinen, junge Dame."
"Wie bitte, was?", frage ich komplett verwirrt.
Die Frau tippt mit ihrem Zeigefinger auf ihren Wangenknochen, kurz unter ihrem Auge und wiederholt ihre Worte, "Sie weinen".
Ich wische mir mit der Hand übers Gesicht und bemerke tatsächlich, wie sie nass wird. Ich bemerke auch den großen Kloß in meinem Hals, der sich eben erst gebildet haben muss. Die Dame sieht mich ein wenig besorgt an und erst jetzt höre ich erst wirklich, welches Lied gerade läuft.
The night we met von Lord Huron.
Natürlich habe ich dabei an Ivy gedacht.
Ich wische mir noch ein paar mal über das Gesicht, um wirklich alle Tränen zu entfernen."Danke Ihnen", grinse ich ungläubig zu der Frau.
"Wollen sie darüber reden? Wir haben noch 5 Stunden zu fliegen und ich brauche ein wenig Unterhaltung. Mein Mann ist schon nach 10 Minuten eingeschlafen,", sagt sie und deutet auf den Mann auf dem Gangplatz, "aber ich kann im Flugzeug nie schlafen. Also sagen Sie, wohin führt es Sie?"
"Nach London."
"Warum wollen Sie nach London?"
"Ich werde dort Schauspiel studieren."
"Und warum in London?"
"Weil es da die beste Ausbildung für Schauspiel gibt. Warum fliegen Sie nach London?"
"Oh, ich komme ursprünglich aus London, aber meine Kinder und Enkelkinder leben in New York, also waren mein Mann und ich sie dort besuchen."Ich wische mir noch mal über die Nase, da sie immer noch läuft. Sofort kramt die Frau in ihrer Handtasche und zückt ein Taschentuch hervor.
"Vielen Dank", erwidere ich und nehme es schmunzelnd an.
"Wollen Sie mir erzählen, warum sie geweint haben? Sie sind doch noch so jung und Sie werden Schauspiel studieren, was gibt es für einen Grund, dass sie weinen?"
Ich denke kurz darüber nach und sehe gedankenverloren auf das zusammengeknüllte Taschentuch in meinen Händen."Um..., um nach London zu fliegen und das zu machen, was ich schon immer wollte, musste ich jemanden zurücklassen, den ich sehr...., jemanden, der mir sehr am Herzen liegt."
Auf meine Antwort erfolgt keine Reaktion der Frau, sie sieht mich einfach nur an.
"Warum haben Sie diese Person verlassen, wenn Sie Ihnen doch so wichtig ist?"
Erneut brauche ich einige Sekunden, um meine Antwort zu formulieren.
"Weil sie mir zu sehr am Herzen liegt und ich ihr auch. Wenn ich sie nicht verlassen hätte, wäre sie mitgekommen, aber dann hätte sie sich nicht ihren Traum erfüllen können und dafür wollte ich nicht verantwortlich sein."
"Sie lieben sie also, nicht wahr? Ich meine, wenn diese Person sogar mit Ihnen in ein anderes Land ziehen würde, nur um bei ihnen zu sein, muss sie Sie schon sehr mögen und Sie sie auch."
"Ja, ..... ja ich lieb sie."
"Hat diese Person auch nur eine Sekunde gezögert, nicht mit Ihnen umzuziehen?"
"Dafür habe ich ihr keine Möglichkeit gelassen, aber so, wie ich sie kenne, hätte sie schneller die Koffer gepackt, als ich 'Ah' sagen könnte."
"Dann hätten Sie ihr die Möglichkeit geben sollen. Sie liebt sie nämlich mehr, als die Vorstellung ihrer eigenen Zukunft, viel mehr."
Nach diesem Satz ist es eine Weile still zwischen uns. Ich denke darüber nach, was sie gesagt hat.
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My cutie
RomanceIvy Johnson wohnt in einer Wohnung über ihres besten Freundes, dessen Mutter ihre Adoptivmutter ist, die sie im Alter von 12 Jahren aufgenommen hat. An ihrem 16. Geburtstag begegnet sie auf einer Party einem Mädchen die noch einiges in ihrem Leben ä...