Maeve und ich haben nicht mehr viel geredet. Wir haben uns noch einige male -sehr intensiv- in die Augen gesehen, ich musste mich hüten, meine Lippen nicht auf ihre, zart rosanen, Lippen zu legen. Meine Blicken treffen ihre Lippen des Öfteren, ich merke aber auch, wie ihre Augen auch immer mal wieder einen Blick, auf meine Lippen erhaschen. Ich muss jedes mal ein wenig schmunzeln, wenn sie das sieht, guckt sie direkt wieder weg. Manchmal verkneife ich mir das kleine Lächeln und merke, wie ihr Blick länger auf meinen Lippen kleben bleibt.
Mary hat uns inzwischen ein zweites Bett ins Zimmer geschoben, damit wir, in der Nacht, genug Platz zum schlafen haben, da das eine Krankenbett schon etwas klein für zwei Leute ist, außerdem hat Maeve ein Einzelzimmer, also ist das kein Problem.
(Das soll irgendwie nicht so komisch klingen hab aber den Eindruck, das es das tut. Sorry, nicht falsch denken haha)Wir liegen nah beieinander. Da wir auf der linken Seite liegen, hat Maeve ihren rechten Arm, um meine Hüften geschlungen und unsere Hände ineinander verschränkt. Ich merke, wie sie immer mal wieder an meinen Haaren riecht, sie mag das Shampoo wohl.
Eine Zeitlang, fährt sie noch mit ihrem Daumen, über meine Hand, irgendwann hört sie auf, oder ich bin einfach eingeschlafen.Was ist das? Ein schriller, hoher Ton, in meinem Ohr. Es klingt, wie ein Wecker, allerdings piept er durchgehend. Ich öffne vorsichtig meine Augen. Die Tür fliegt auf und viele Menschen stürmen, in den Raum. Unter ihnen erkenne ich Mary.
Nein, bitte nicht.
Nein, bitte nicht.
Alles ist, wie in Zeitlupe. Ich drehe mich um, zu Maeve. Sie sieht blass aus. Meine Ohren sind noch nicht soweit, die Worte die, die Leute sagen wahrzunehmen. Ich sehe nur auf den Monitor, neben dem Bett.
Nulllinie. Nein. Fuck. Nein. Nein. Nein. Nein!Die Linie, die sonst Schläge, in einem bestimmten Rhythmus anzeigt, zeigt nichts mehr an.
Das Regelmäßige piepsen, piepst durchgehend.
Maeve die sonst rote Wangen und rosane Lippen hat, hat ein blasses Gesicht und blau anlaufende Lippen.
Eine der Schwestern holt einen Defibrillator und eine andere verpasst Maeve eine Spritze mit Adrenalin."Ivy!" Mary.
Ich drehe meinen Kopf zu ihr. Ihr Blick ist besorgt und wenn ich mich nicht irre, sehe ich sogar ein paar Tränen.
Nein. Maeve stirbt nicht. Nicht jetzt. Nicht heute. Nicht hier.
"Ivy, bitte geh raus, wir brauchen genug Platz und du solltest das nicht mit ansehen."
Mary drückt mich fast schon mit aller Kraft durch die Tür. Ich kann nicht anders, als Maeve anzustarren. Ich bin unter Schock und kann gerade gar nichts. Weder sprechen noch mich richtig bewegen. Ich schlage mir nur eine Hand, vor den Mund, um nicht laut zu schluchzen, oder zu schreien. Mit der anderen Hand stütze ich mich, an der Wand ab. Kein Bock jetzt noch auf den Boden zu krachen.Ich kneife meine Augen zusammen und höre immer mal wieder, wie die Ärzte den Defibrillator betätigen. Allerdings traue ich mich nicht, meine Augen zu öffnen. Irgendwann kann ich das Geräusch, des Schocks, den sie ihr andauernd verpassen, nicht mehr hören. Ich sinke, an der Wand, zu Boden, presse meine Augen zusammen und halte mir die Hände, über die Ohren.
Wenn Maeves Herz nicht wieder anfängt zu schlagen, dann.... Nein. Ihr Herz wird wieder schlagen. Sie wird wieder aufwachen.Ich habe keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen ist, aber irgendwann kommt Mary wieder aus dem Raum. Ihr Blick ist besorgt, aber die Tränen sind weg. Ich bekomme immer noch kein einziges Wort raus, das ist aber auch nicht nötig.
"Ihr Herz schlägt wieder normal. Die blauen Lippen und ihr Gesicht haben wieder ein wenig Farbe angenommen und ihre Pupillen zeigen eine deutliche Reaktion, auf Licht." Erklärt sie mir, nachdem sie sich neben mich gesetzt hat.
Ich weiß genau, das jetzt noch ein aber kommt.
"Aber wir wissen nicht wann sie wieder aufwacht. Sie liegt im Koma und niemand weiß genau, wie lange das anhält."Sie sieht mich bedrückt an und umarmt mich dann fest.
"Wenn du willst und dazu bereit bist, kannst du zu ihr reingehen. Ich hab das mit dem Arzt abgeklärt."
Haucht sie, nachdem wir uns lösen.
"Ich werde Anna anrufen. Ich glaube sie wird froh sein, zu sehen das du bei ihr bist." Lächelt sie, das man es kaum sehen kann.
"Es ist übrigens 6 Uhr morgens. Soll ich dir mal einen Kaffee holen?"
Ich nicke nur stumm und setze ein kleines, gezwungenes Lächeln auf. Ich drehe mich schon um, um in den Raum zu gehen, da ertönt erneut Marys Stimme.
"Es hilft wenn du mit ihr redest. Manche Menschen können einen hören, selbst wenn sie im Koma liegen. Sag ihr also alles, was du ihr zu sagen hast."Mit einem weiteren kleinen Lächeln, drehe ich mich wieder um und atme noch einmal tief ein und aus, bevor ich in das Zimmer gehe.
Ich betrete das Zimmer und bleibe erstmal stehen. Maeves Lippen färben sich langsam wieder zu einem zarten rosa und sie ist nicht mehr so blass. Ihr wurde eine Sauerstoffmaske aufgesetzt und sie liegt einfach nur da, so..., wie tot.Ihre türkisen Augen strahlen mir nicht entgegen, sie stechen nicht vor. Ich habe das Gefühl ihr Haar glänzt weniger. Fast gar nicht.
Ich mag diesen Anblick nicht. Ich hasse ihn.
Nicht mehr ihr strahlen zu sehen.
Nicht mehr ihre wärme zu spüren.
Nicht mehr ihre gute Laune sehen, die sich immer unkontrolliert auf mich überträgt.
Nicht mehr ihre Hände, auf meiner Haut zu spüren.
Nicht mehr ihre strahlend schönen Augen zu sehen, die mich jedes mal faszinieren.
Ich hasse es einfach nur. Es löst ein schreckliches Gefühl in mir aus.Es fühlt sich an, als würden sich 1000 Nadeln in mein Herz bohren und das immer und immer wieder von neuem. Es ist schrecklich.
Ich hole mein Handy raus, um Jason anzurufen.Er sagt er ist in 15 Minuten da. 15 Minuten werde ich noch aushalten müssen.
"Hey Maeve, ich weiß nicht ob du mich hören kannst, aber ich hoffe du tust es. Ich hoffe du weißt das ich dich lieb habe und das ich hier bleiben werde, bis du aufwachst. Ich werde nicht von deiner Seite weichen und hier auf dich warten. Ich hoffe du wachst schnell auf, denn ich brauche dich. Ich will alles wieder haben, dein glitzern, in den Augen, deine Umarmungen... einfach dich. Ich will dich wiederhaben! Neben mir, in meiner Nähe. Und ich will nicht, das du neben mir bist, wie tot und mich nicht ansiehst. Ich fühl mich so verdammt wohl bei dir, aber so... ich will nicht neben dir sitzen, ohne zu wissen ob du je wieder aufwachst. Das ist schrecklich. Ich will das du mich mit deinem herzlichen Lächeln und deinen funkelnden Augen ansiehst und ich will dich in den Arm nehmen."
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My cutie
RomanceIvy Johnson wohnt in einer Wohnung über ihres besten Freundes, dessen Mutter ihre Adoptivmutter ist, die sie im Alter von 12 Jahren aufgenommen hat. An ihrem 16. Geburtstag begegnet sie auf einer Party einem Mädchen die noch einiges in ihrem Leben ä...