Ich öffne behutsam meine Augen und merke, das ich nicht mehr in dem Sessel sitze, sondern auf einem Bett liege. Ich sehe mich sofort um, weil ich Maeve nicht sehen kann.
Sofort sitze ich senkrecht im Bett und erblicke sie dann, rechts neben mir.
Immer noch mit der Sauerstoffmaske auf. Mit dem blassen Gesicht und den nicht glänzenden Haaren. Ihre Haut fühlt sich kälter an. Ich berühre ihren Arm und verschränke ihre Hand wieder, in meiner. Kurz muss ich schmunzeln.Auf dem Sessel bemerke ich Jason, der mich beobachtet. Er grinst, bei dem Anblick auf unsere Hände.
Ich gebe ein kleines Lächeln zurück. Mit seinem Kopf zeigt er nah rechts, zur Wand gegenüber vom Bett. Anna. Sie sitzt auf einem Stuhl und beobachtet, jeder meine Bewegungen.
Eine kleine Träne kullert, über ihre Wange. Ein wenig überrascht sehe ich wieder zu Jason. Er ist schon aufgestanden und macht sich auf den Weg, den Raum zu verlassen.Als er weg ist sehe ich wieder zu Anna. Sie beobachtet immer noch unsere Hände.
Eine Zeitlang, sitzen wir einfach nur schweigend da. Ich hocke im Schneidersitz, auf dem Bett und halte noch Maeves Hand.
"Du bist ihr sehr wichtig." Fängt Anna an und beobachtet den Brustkorb ihrer Tochter. Wie er sich langsam hebt und wieder senkt. Es beruhigt mich, Maeve dabei zuzusehen, wie sie Atmet.
"Sie mir auch." Antworte ich auf Annas Äußerung, ohne meinen Blick von Maeve zu lösen.
"Bisher war ihr noch niemand so wichtig, wie du." Bei diesem Satz löse ich meinen Blick allerdings von Maeve und sehe in Annas Augen. Sie meint es ernst. Völlig ernst."Sie mag dich wirklich sehr, Ivy.", jetzt sieht Anna mir auch in die Augen "Und ich glaube du magst sie auch wirklich sehr."
"Das tue ich." Kommt es mit kräftiger Stimme von mir.
Irgendwie verändert Annas Blick sich in einen etwas traurigen.
"Ich glaube, sie liebt dich, Ivy." Ihr Blick wird noch ein Stück trauriger.
"Nein, das denke ich nicht. Wir sind nur... sehr gute Freunde." Kurz werfe ich einen Blick, auf Maeves Gesicht und vermisse ihr Lächeln direkt wieder. Ich versuche den schweren Kloß, in meinem Hals runter zu schlucken und die Tränen wegzublinzeln."Doch, man sieht es ihr an." Ich glaube, ich erkenne, wie Anna auch ein paar Tränen unterdrückt.
Sie steht auf, nimmt ihre Tasche und geht zur Tür.
"Wo willst du hin?" Frage ich mit kratziger Stimme, da der Kloß in meinem Hals immer noch da ist.
"Ich... ich kann das so nicht. Ich brauche Zeit..."
"Wofür? Ist es, weil du denkst sie ist lesbisch?"
Mit einem traurigen Blick auf Maeve und einem nicht ganz unterdrücktem Schluchzen, verlässt sie das Zimmer.
Ist sie jetzt wirklich gegangen, weil sie denkt ihre Tochter ist lesbisch? Und selbst wenn sie es wäre, Maeve liegt im Koma und wacht vielleicht nie wieder auf und sie verschwindet einfach?
WtfDie Tür öffnet sich erneut und Jason betritt den Raum.
"Warum ist Anna gerade weinend aus dem Krankenhaus gerannt?"
"Sie denkt Maeve ist lesbisch, Bi oder sonst was. Und ich denke, sie kommt damit nicht so gut klar."
Jetzt bin ich sauer.
Etwas geschockt lässt sich Jason wieder in den Sessel fallen.Ein ganzer Tag ist vergangen. Es ist Donnerstag Abend. Maeve liegt, seit über 24 Stunden Im Koma.
Anna ist noch nicht wieder aufgetaucht, Mary wollte mal mit ihr reden. Ich hab die ganze Zeit nicht das Zimmer verlassen. Wenn ich etwas anderes machen würde, nach Hause gehen und duschen oder so, würde ich jede einzelne Sekunde wieder hierher wollen. Sie könnte ja jede Sekunde aufwachen und dann will ich bei ihr sein.Jason will mich die ganze Zeit, dazu überreden was zu essen, aber ich kann nicht. Wenn im Moment was zu Essen sehe könnte ich direkt kotzen.
Ich liege in dem Bett, neben Maeves und fahre ihr durch ihre blonden Haare. Sie glänzen immer noch nicht, aber ich habe das Gefühl sie stechen ein wenig mehr heraus. Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein, weil ich unbedingt will, das sie wieder aufwacht.Ich streiche ihr weiter durch die Haare und werde müde. Meine Augen werden schwer. Alles wird schwer. Mein Körper fühlt sich schwer an. Ich schließe die Augen und kann noch Maeves Hand nehmen, bevor ich einschlafe.
Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep.
Schon wieder diese piepen, das klingt, wie ein Wecker. Dieses mal piept er aber nicht durchgehend, sondern in einzelnen Tönen. Sie werden immer schneller. Es hört sich an, als würde der Sekundenzeiger auf einer Uhr immer und immer schneller werden.
Wieder wird die Tür aufgerissen. Mary und viele andere Leute betreten den hellen Raum.
Wieder drehe ich mich schnell um, zu Maeve.
Der Monitor zeigt große Berge an.
Maeve hustet. Sie hustet. Sie ist wach.Ihre türkisblauen Augen fallen sofort, in mein Blickfeld. Und sofort fühle ich mich, wie in einem See. Ein See mit türkisblauem Wasser. Sie blickt mir tief in die Augen und es fühlt sich fast so an, als würde ich in diesem See liegen.
Es fühlt sich an als wäre die Welt grau, alles ist grau. Farblos. Und diese türkisblauen Augen, sind das einzige, was ich sehe.
Sie hört langsam auf zu husten und ihr Herzschlag beruhigt sich wieder.
Piep. Piep. Piep. Piep.Sie ist wach. Maeve ist wieder wach. Ihre rosanen Lippen sind wieder da. Ihr Haar strahlt sofort wieder. Ihre Wangen sind rot. Ihre Augen haben wieder ihren Glanz. Sie ist wieder da. Sie lebt.
Ich merke wie meine Lippen ein breites Lächeln bilden.
Mit ihrer Kraft schafft Maeves nur ein kleines grinsen, auf ihre Lippen zu zaubern.
Gott danke, ich hab sie wieder."Wir lassen euch dann wieder allein." Sagt der Arzt, nachdem er Maeve ein wenig untersucht hat.
Die ganzen Ärzte und Schwestern verlassen den Raum, außer Mary.
"Soll ich Anna anrufen?"
"Nein. Ich habe die ganze Zeit, in der ich im Koma lag, gehört was sie gesagt hat. Ich werde sie nachher anrufen."
"Okay."Mary verlässt den Raum und sofort blicke ich in Maeves Augen. Wir blicken uns einige Sekunden an und umarmen uns dann fest.
Gott habe ich das vermisst.
Die Gänsehaut die sich auf mir ausbreitet gefolgt von der unbeschreiblichen Hitze, die sich gut anfühlt.
Die Schmetterlinge in meinem Bauch, die sich sofort überall breit machen.
Maeves warme Haut auf meiner.
Ihre Arme um meinen Körper.
Ihren Kopf, in meiner Halsbeuge.
Ihre Nase, in meinen Haaren.
Fuck."Du konntest mich die ganze Zeit hören?"
"Ja, und ich wünschte ich hätte dir irgendwie antworten können. Ich hab dich vermisst, du Dussel."
"Ich dich erst, du Trottel. Tu mir sowas nie wieder an."
Sie lächelt und nimmt mich erneut in den Arm.
"Versprochen." Haucht sie leise, in die Richtung meines Ohrs.
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My cutie
RomanceIvy Johnson wohnt in einer Wohnung über ihres besten Freundes, dessen Mutter ihre Adoptivmutter ist, die sie im Alter von 12 Jahren aufgenommen hat. An ihrem 16. Geburtstag begegnet sie auf einer Party einem Mädchen die noch einiges in ihrem Leben ä...