Kapitel 32

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Seit einer Woche haben Maeve, Jason, Marie und ich unseren Abschluss. Wir haben alle sehr gut abgeschnitten, nachdem wir uns zu viert 3 Wochen lang, jeden Tag bis in die Nacht gelernt haben.
Jetzt brauchen wir alle erstmal eine Pause, vor allem, um zu schlafen. Maeve und Anna haben sich wieder vertragen und Maeve schläft jetzt auch wieder regelmäßig zu Hause.

Ich komme gerade vom einkaufen wieder und finde einen rief auf meiner Fußmatte. Mein Vorname steht in einer schönen kursiven Handschrift auf dem Umschlag.
Für Ivy.
Ich hebe ihn auf, schließe die Tür auf und gehe rein. Nachdem ich mein Zeug gepackt habe setze ich mich an den Esstisch und halte den Brief vor mich.

Für Ivy.

Ich reiße den ungewöhnlich dicken Umschlag vorsichtig auf der Rückseite auf und hole die Blätter raus. Viele Blätter. Es ist ein sehr langer Brief.

Ivy, das was mir die ganze Zeit durch den Kopf geht. Du. Morgens. Ivy. Mittags. Ivy. Nachmittags. Ivy. Abends. Ivy. Nachts. Ivy. Überall ist Ivy. In meinem Kopf, meinen Gedanken und meiner Welt.
Und du verschwindest auch nicht, nicht mal 1%, egal wie viele Tage vergehen, seit wir zusammen sind.
Ich liebe dich Ivy. Ich liebe dich über alles. Wirklich über alles.
Trotzdem gibt es etwas, was du nicht über mich weißt. Und zwar habe ich mich an der 'Regent's University' beworben. Schon vor Monaten. Es tut mir leid, das ich es dir nicht erzählt habe, ich wusste ja nicht mal, ob die mich annehmen. Meine Chancen standen, um genau zu sein, sehr schlecht. Und ich wollte nicht, das du dich freust und ich aber am Ende gar nicht angenommen werde. Leider kam die Zusage erst gestern Abend und ich wollte es dir erst erzählen, wenn ich die Absage oder Zusage habe. Und das tue ich jetzt.
Ja, ich wurde angenommen. Ich werde nach England gehen Ivy, für 3 Jahre. Und ich weiß noch nicht, ob und wann ich wieder zurückkomme. Es könnte sein, das ich dableibe. Das ich irgendwann dort lebe und arbeite. Ich weiß, was du jetzt denkst. Du willst natürlich mitkommen, um jeden Preis.
Aber das kannst du, nein, darfst du nicht. Du musst nach Stanford, oder irgendeine der großen Unis, für die du dich beworben hast. Du wurdest an allen angenommen. Ich hab die Zusagen in deiner Schublade gefunden.
Die, die du nie aufmachst.
Ich hab mich vertan, die falsche Schublade geöffnet und die Umschläge gefunden. Ich hab aber nichts gesagt, weil ich wusste, das du es mir gesagt hättest, wenn du es wollen würdest. Aber du hast es nicht gesagt, weil du dann wegziehen müsstest, du mich aber nicht verlassen wolltest. Hab ich recht?
An dem Abend hab ich dann dein Lieblingsessen gemacht und wir haben deinen Lieblingsfilm geguckt. Ich wollte einfach nur, das es dir gut geht, dafür das du alles gibst mir nicht wehzutun, egal ob es dich weiterbringt, oder nicht.
Aber auch wenn ich jetzt gehe, musst du an eine Uni in Amerika und dir deinen Traum, eine Ärztin zu werden, erfüllen. Ich bitte dich von ganzem Herzen, dir deinen Traum zu erfüllen und einmal in deinem Leben was für dich zu tun. Du hast dein Leben lang nur für andere gesorgt. Für deine Mom, Jason und auch für mich. Aber du musst dir deinen Traum erfüllen, bitte. Ich bitte dich so sehr. Ich will, das du einmal das bekommst, was du willst.
Und wenn du jetzt sagst, du hast alles was du willst, dann halt die Fresse.
Du kannst so viel mehr erreichen, als das, was du jetzt hast. Meine Mom hat immer gesagt, "Gib dich nie zufrieden, mit dem was du hast. Es geht immer noch besser."
Ja, vielleicht klingt das total egoistisch, aber du hast es verdient. Du hast es verdient dir DEINEN Traum zu erfüllen. DEIN Leben zu leben. DEINE Entscheidungen zu treffen. Einfach du zu sein.
Vielleicht treffen wir uns ja irgendwann wieder. Ich hoffe es, denn dich zu verlieren, ist nicht nur das schlimmste was ich mir vorstellen kann, sondern es wäre für jeden das schlimmste, wenn man dich richtig kennt.
Deine Liebe ist überwältigend.
Und das ist das Problem.
Du liebst mich so sehr, das du deine Träume in den Hintergrund stellst und das solltest du nicht. Wenn ich jetzt nicht gehe, werde ich mir für den Rest meines Lebens Vorwürfe machen, weil ich dich aufgehalten habe.
Ja, du könntest auch in England Medizin studieren, aber wäre das die beste Ausbildung?
Würdest du dadurch deine Grenzen erreichen und überschreiten?
An einer kleinen Uni in England? Nein.
Du kannst mehr. So viel mehr. SO viel mehr. Ich weiß das. Jason weiß das. Mary weiß das. Und jede/r andere der/die dich kennt auch. Du kannst so viel mehr. In Amerika kannst du deine Grenzen ausweiten und vielleicht die beste Ärztin des Landes werden. Und ich schwöre, wenn du die beste Ärztin der Welt werden willst, schaffst du das auch. Aber nicht wenn ich noch da bin. Du würdest das alles in den Hintergrund stellen. Und das will ich nicht. Auf keinen Fall.
Ich liebe dich. Und du liebst mich, das weiß ich. Du zeigst es mir oft, mit allen möglichen Worten und Taten. Und ich bin dir so dankbar für diese Zeit. Ich werde dich immer lieben. Und wenn ich jemals aufhören könnte dich zu lieben, würde ich mich mit Händen und Füßen und meinem ganzen Herzen dagegen wehren, wie gegen nichts anderes.
Ich verlange keines Wegs von dir mich für immer zu lieben. Ich wünsche dir, das du jemanden findest, der dich unterstützt, egal bei was. Jemanden der dich so sehr liebt, wie ich es tue und vielleicht noch mehr, wenn das geht...
Ich wünsche dir das beste. Ich will das du glücklich bist, egal mit wem. Auch wenn ich dich liebe, ich will das du weiter lebst. Ich will, das du jemanden findest, für den es sich lohnt weiter zu leben. Davon gibt es nicht viele. Du bist so jemand, aber du verdienst auch so jemanden.
Ich werde dich nie vergessen. Bitte werd glücklich und verlier dein Strahlen nicht. Wenn wir uns irgendwann wiedersehen, will ich das Strahlen in deinen Augen, unter 10000 anderen sofort wiedererkennen. Bitte lass es dir von niemandem nehmen.
Ich liebe dich,
Maeve <3

Nass.
Der Küchentisch ist nass.
Mein T-Shirt ist nass.
Der Brief ist nass.
Mein Gesicht ist nass.
Alles ist nass.
Alles was ich sehe ist nass.
Ich stehe auf, um mich von dem ganzen nassen zu entfernen. Ich lasse den nassen Brief auf dem nassen Küchentisch liegen, gehe zwei Schritte und dann geben meine Knie nach.
Der Boden, vor meinen Knien, ist jetzt auch nass.
Mein Körper zittert. Ich sehe nur verschwommen. Und ich versuche nicht dagegen anzukommen.
Ich kann nichts tun. Rein gar nichts.
Sie ist weg.
Einfach weg.
Weg.
Und ich liege auf dem nassen Boden.

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Alter, ich hab so geflennt, während ich das geschrieben habe. Ab dem zweiten Absatz im Brief habe ich bis zum Ende nur noch verschwommen gesehen. Und es ist fcking schwierig mit Tränen in den Augen und verschwommener Sicht zu schreiben. 
Ich entschuldige mich auf jeden fall schonmal, falls bei euch jetzt was nass ist.
Bis zum nächsten Kapitel :)
(Und vielen vielen Dank für 1.6K reads!!!💜)

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