Putzdienst | Kapitel 4.

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Putzdienst | Kapitel 4.

Gwi-nam

Es gab wahrscheinlich nichts, das er mehr hasste als Putzdienst. Doch wieso beschwerte er sich überhaupt? Er tat ja im Endeffekt sowieso nichts anderes, als den anderen dabei zuzuschauen oder am Handy herumzuspielen.

Eigentlich hätte er auch genauso gut nach Hause gehen können, doch er wollte sich keine weiteren Strafpunkte zuschulden kommen lassen.

Wieso er mit denen aus der Unterstufe putzen musste? Es war so eine Art Bestrafung, dafür, dass er wie so oft schon den Unterricht mit seinen Faxen gestört hatte. Zufrieden grinste er in sich hinein, irgendwie musste er sich ja während des Unterrichts beschäftigen.

Gelangweilt, schlenderte er mit seinem Besen, den ihm der Naturkunde Lehrer in die Hand gedrückt hatte, durch den Schulflur. Sah er wirklich so aus, als wenn er jetzt den Englischraum Raum fegen würde? Mit Sicherheit nicht.

Genervt seufzte er auf, lehnte sich an eines der Flurfenster und schaute hinaus. Er hatte perfekte Sicht auf die ganzen Volltrottel, die gerade dabei waren, den Müll vom Schulgelände aufzusammeln.

Er blinzelte ein paar Mal ungläubig, als er einen blonden Kopf über das Schulgelände stolzieren sah. Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen, als er daran dachte, wie sie ihn in der Kantine abgesehen hatte. Schnell verwarf er den Gedanken und seine Miene verfinsterte sich wieder.

Für wie blöd hielt sie ihn eigentlich? Dachte sie, dass sie mit ihrer gespielten Nettigkeit aus seinem Radar verschwinden würde? Natürlich würde er nicht darauf hereinfallen. Su-hyeok und seine dämlichen Freunde haben ihr mit Sicherheit schon verklickert, was für ein Typ Gwi-nam war.

Sie schien sich etwas schwer zu tun mit dem riesigen Müllsack, den sie hinter sich herzog. Waren ihre Klassenkameraden wirklich so schwer mit anderen Dingen beschäftigt, dass sie den Sack ganz alleine schleppen musste?

Vielleicht war das Gwi-nams Chance. Gerade wollte er zum Gehen ansetzen und sich auf den Weg zu ihr machen, als er plötzlich Su-hyeok zu ihr rüberlaufen sah. Wütend presste er die Zähne aufeinander und knirschte mit ihnen.

Auf einmal fiel es Gwi-nam wieder ein, es gab tatsächlich etwas, das er mehr hasste als Putzdienst und das war Su-hyeok. Weiter schaute er den beiden dabei zu, wie sie lachten und scheinbar sogar Spaß daran hatten, das Gelände vom Müll zu befreien.

Gwi-nam hatte genug von dem Scheiß, genervt ging er durch den Schulflur zurück in Richtung Ausgang. Gerade wollte er das Schulgebäude verlassen, da bemerkte er, dass die beiden immer noch da standen und sich unterhielten. Er konnte nicht an den beiden vorbeigehen, das wäre irgendwie ... unangenehm.

Obwohl. Warum eigentlich? Energisch stieß er die Tür auf und schlenderte mit den Händen in der Hosentasche über den Schulhof. Stur starrte gerade aus und würdigte den beiden keines Blickes, als er an ihnen vorbeiging.

»Gwi-nam?« hörte er eine mädchenhafte Stimme seinen Namen sagen. Sein Herz begann wie wild zu schlagen und prompt blieb er stehen. Er musste zugeben, dass es wirklich süß war, wie sie seinen Namen aussprach.

Gwi-nam drehte sich zu den beiden um. Su-hyeok funkelte ihn mit ernster Miene an, als die Blondine auf ihn zuging. Sie war relativ klein und ging ihm gerade einmal bis zur Brust.

»Hast du vielleicht ein Feuerzeug für mich?«, fragte sie ihn freundlich und hielt eine Zigarette in der Hand.

Sie funkelte ihn mit ihren blauen Augen an und stand vielleicht eine Armlänge von ihm entfernt. Verstohlen schaute er auf ihr Namensschild und stellte fest, dass die Blondine vor ihm Lydia hieß.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt