Die Höhle des Löwen | Kapitel 39.

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Die Höhle des Löwen | Kapitel 39.

Cheong-san

Seine Lungen schmerzten bereits durch sein immer heftiger werdendes Atmen. Das Herz raste, hämmerte unermesslich gegen seine Brust und tatsächlich glaubte er, für einen kurzen Moment ohnmächtig zu werden. Cheong-san blieb keine andere Wahl, er musste weiter rennen, so schnell und so lange er konnte. Die Infizierten waren dem Jungen dicht auf den Fersen, er konnte die Schritte hinter sich überdeutlich wahrnehmen, konnte geradezu spüren, wie sich die hungrigen Augen der Zombies durch ihn hindurch bohrten.

So schnell er konnte, rannte er durch die Flure seiner Schule. Der Junge kam regelrecht ins Stolpern, als er sich an den Zombies vorbei drängelte und einen Sprung durch das Fenster direkt in den Innenhof der Schule wagte. Geschickt rollte Cheong-san sich auf dem weichen Sandboden des Innenhofes ab, doch die Infizierten ließen nicht lange auf sich warten. Röchelnd stürmten diese widerlichen Missgestalten auf den Jungen zu, jedoch schaffte Cheong-san es seinen Verfolgern, gekonnt auszuweichen. Immer wieder musste der Junge sich ducken und zügig hin und her winden, um nicht in den Fängen der Infizierten zu geraten.

Cheong-san konnte nicht länger im Innenhof verharren, er musste schnellstmöglich aus dieser Sackgasse entkommen, bevor sein Glück ihn früher oder später verlassen würde. Sichtlich entschlossen verfestigte Cheong-san seinen Griff um das gefundene Handy, ehe er erneut losstürmte. Der Junge machte einen Hechtsprung durch das nächstgelegene Fenster, nur um dann wieder zurück in den langen Schulflur zu gelangen, der zum Haupteingang der Schule führte. Erneut musste Cheong-san in Deckung gehen, als die nächsten Infizierten sich bereits auf den Weg zu ihm machten.

Der junge Schüler schaffte es, sich letztlich in den nächstgelegenen Raum am Ende des Flures zu retten. Cheong-san stürzte geradezu in das Büro des Direktors, nur um dann die Tür mit voller Wucht hinter sich ins Schloss knallen zu lassen. Er brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen und um seine Gedanken neu zu sortieren. Bisher war seine Mission doch eigentlich recht erfolgreich, oder nicht? Er hatte ein Handy und Su-hyeok war vermutlich bereits wieder bei den verbliebenen. Was also sollte jetzt noch schiefgehen? Der Junge kehrte der Tür noch immer schwer atmend den Rücken zu, ehe er erstarrte.

»Herr Direktor!«, entkam es Cheong-san panisch kaum, als er hinter sich blickte. Schockiert musste der Junge mit ansehen, wie der Direktor von Yoon Gwi-nam, einem der Schul-Mobber, gefesselt und mit einem Messer bedroht wurde. Der Direktor lag mehr oder weniger auf dem kleinen Couchtisch inmitten des Zimmers, Gwi-nam hatte die Arme des älteren Herren auf seinem Rücken mit einer Art Tuch fixiert.

»Hilf mir, dieser Junge ist völlig übergeschnappt!«, bat der Direktor den Jungen kaum, als er ihn bemerkte. Cheong-san konnte regelrecht heraushören, dass der Herr Direktor verängstigt zu sein schien.

»Halt die Fresse!« zischte Gwi-nam abermals, ehe er sich zum Direktor hinab beugte, um ihm diese Worte regelrecht ins Ohr zu knurren.

»Hey, Yoon Gwi-nam!« entkam es Cheong-san sogleich, als Gwi-nam die Klinge auf den Direktor richtete. Er schien sich gar nicht darum zu scheren, dass inzwischen eine weitere Person anwesend war.

»Oh, hallo Cheong-san, gut das du da bist, du kannst mir helfen«, erwiderte Gwi-nam nebensächlich, als er schließlich dem Jungen endlich einen Blick würdigte.

»Was soll das werden?« erkundigte sich Cheong-san geradezu stotternd und trat ein paar Schritte näher an das Geschehen.

»Jetzt mach dich nützlich!«, erwiderte Gwi-nam genervt und deutete mit seinem Messer auf den gefesselten Direktor.

»Das sage ich dir, Freundchen, ich werde dich von der Schule verweisen!«, keifte der Direktor mahnend, woraufhin Gwi-nam erneut sein Messer zückte und es geradewegs auf den Direktor richtete. Der Herr Direktor kniff ängstlich die Augen zusammen und sein Gesicht verzerrte sich. Es schien, als würde sich die Spitze der scharfen Klinge bereits in seine Haut bohren.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt