Eine Freundin wie I-sak | Kapitel 16.

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Eine Freundin wie I-sak | Kapitel 16.

On-jo

Schon eine ganze Weile lang starrte sie nun schon aus dem Fenster und beobachtete die wandelnden Toten, wie sie über das Schulgelände streiften.

Mit dem Ärmel ihrer Jacke wischte sie sich über ihre geröteten Wangen, trocknete ihre Tränen und strich sich ein paar ihrer Haarsträhnen hinters Ohr.

Hastig blinzelte On-jo ihre Tränen weg, als sie Schritte auf sich zukommen hörte, doch kurz darauf stieß sie erleichtert die Luft aus, als sie ihre Freundin I-sak erkannte.

»Weißt du was?« begann I-sak mit einem schiefen Grinsen, als sie sich zu ihrer Freundin gesellte.

»Du machst dir zu viele Sorgen.« fuhr sie fort, woraufhin On-jo mit ihren braunen Äuglein zu ihr aufsah.

Mit glasigen Augen schaute sie zu ihr, betrachtete das freche und zugleich süße Lächeln ihrer Freundin.

»Su-hyeok kriegt so schnell nichts klein. Der ist ein Hammer Kämpfer und super schnell!« meinte I-sak, nachdem On-jo nichts zu antworten gewusst hatte.

Es ging letztendlich nicht nur um Su-hyeok, weshalb On-jo so traurig war. Natürlich mochte sie ihn und das sehr sogar. Su-hyeok schien sie auch gemocht zu haben, sonst hätte er doch nicht ihr Namensschild angenommen, oder?

Weit und breit war keine Rettung in Sicht. Wie lange also sollten sie noch in der verseuchten Schule verharren. Wo war ihr Vater? Ging es ihm gut? Das waren momentan die Sorgen, die in On-jos Kopf wahllos umher kreisten.

»Sag mal ... ist dir was an Cheong-san aufgefallen? Er ist zurzeit ziemlich reizbar.« fuhr I-sak fort, wobei ihr freches Grinsen breiter wurde.

Etwas irritiert begann On-jo über diese Vermutung zu grübeln und tatsächlich Cheong-san verhielt sich seltsam.

»Ich wette, der steht auf dich, und zwar sowas von! Das erkenne ich doch sofort!« brabbelte I-sak kichernd.

Ein klitzekleines Schmunzeln bildete sich auf On-jo's Gesicht. On-jo war dankbar dafür, dass I-sak versuchte, sie aufzubauen und tatsächlich schaffte sie es, wenn auch nur sehr mühselig.

Vorsicht legte I-sak ihre Hand auf On-jo's. Mit sanften Bewegungen strich sie mit ihren doch recht kalten Fingerspitzen über ihren Handrücken, es kitzelte angenehm auf ihrer Haut und tatsächlich bildete sich sogar ein kleines Schmunzeln auf On-jo's traurigem Gesicht.

»Ach, quatsch, das bildest du dir nur ein«, erwiderte On-jo kleinlaut, während sie wieder ihren Blick nach draußen wandte.

Als ob Cheong-san auf sie stehen würde, das war schlichtweg absurd. Er war ihr Freund, der Beste, den man sich überhaupt nur vorstellen konnte.

Schlagartig ging On-jo ein Licht auf und sofort fiel es ihr ein.

Cheong-san mochte Lydia, eindeutig! Wieso sonst verhielt er sich so seltsam? Er war vermutlich sehr erschüttert darüber, dass sie nicht hier war und auch niemand eine Ahnung hatte, was mit ihr war.

Sie wusste genau, wie er sich im Moment fühlen musste. Su-hyeok und Lydia, sie beide fehlten einfach.

On-jo's Herz setzte für einen kurzen Moment aus

»I-sak« hauchte On-jo mit leiser Stimme, kaum hörbar.

»Deine Hand ist ganz kalt.« erklärte On-jo und tat sich sichtlich schwer damit, nicht in Panik zu verfallen.

»Was?«, fragte I-sak irritiert und ihr süßes Lächeln verabschiedete sich.

»Wirklich, sie ist eiskalt!«, wiederholte On-jo, als sie I-saks Hand gegen ihre Wange drückte.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt