Schmerzhafte Erkenntnis | Kapitel 53.

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Schmerzhafte Erkenntnis | Kapitel 53.

Lydia

Die junge Blondine hatte große Mühe, nicht hier und jetzt vor ihren Mitschülern in Tränen auszubrechen. Die Tatsache, dass Gwi-nam infiziert war und er sie auch hätte infizieren können, bereitete ihr einen Schauer. Wie konnte sie nicht bemerkt haben, dass etwas mit ihm nicht stimmte? War sie wirklich so geblendet von ihm gewesen? Sie versuchte den Gedanken an ihn zu verdrängen. Es gab keinen Grund mehr an Gwi-nam zu denken, denn jetzt war er …

Lydia schüttelte für sich selbst den Kopf. Sie war entsetzt über die Tatsache, dass sie einen Hauch von Trauer verspürte, als sie an das geschehene Szenario dachte. Die Blondine warf einen beschämten Blick auf die Klassensprecherin, die gerade zum Gehen ansetzte.

»Bitte geh nicht«, das war es jedenfalls, was sie sagen wollte, doch Su-hyeok kam ihr zuvor. Die Stimme des Jungen war flehend und nur widerwillig wandte Nam-ra sich zu ihm, bevor sie zu sprechen begann.

»Wenn etwas unausweichlich ist, muss man es akzeptieren«, erwiderte Nam-ra schließlich mit gewohnt monotoner Miene. Sie wirkte wie immer kalt und Lydia war verblüfft über die Tatsache, dass Nam-ra keine Angst zu haben schien.

»Red nicht so einen Quatsch«, sprach Su-hyeok und schüttelte den Kopf. Er schien sich noch immer nicht ganz der Situation bewusst zu sein. Er folgte der Klassensprecherin mit hastigen Schritten und packte sie grob an ihrem Handgelenk. Das Herz der Blondine zog sich auf seltsame Weise zusammen, als sie die Art und Weise bemerkte, wie Su-hyeok die Klassensprecherin ansah.

»Sie ist nicht infiziert«, verkündete Su-hyeok in einem Ton, der keine Widerworte gelten lassen sollte. Man möchte geradezu meinen, dass er sich, was diese Sache betraf, vollkommen sicher war.

»Gwi-nam ist hundert pro ein Zombie, er wurde mehrfach gebissen«, entgegnete Cheong-san sogleich. Seine Hände hielten noch immer den Notenständer fest umschlungen.

»Ich habe gegen ihn gekämpft, ich weiß, wovon ich rede«, zischte Su-hyeok mit angriffslustig funkelnden Augen.

»Lydia, bitte sag …-«, begann Su-hyeok zum Flehen, doch Cheong-san funkte ihm kurzerhand dazwischen. Was sollte sie sagen? Was erwartete er? Lydia war sichtlich verwirrt und auch bei ihr machte sich langsam die Angst bemerkbar.

»Du sollst sie in Ruhe lassen!« knurrte Cheong-san. Die Miene von Su-hyeok wurde düsterer und Lydia schaute schuldbewusst zwischen den beiden hin, ehe sie letztendlich wieder einen Blick auf Nam-ra warf. Die Klassensprecherin fühlte sich sichtlich unwohl und das Getuschel der anderen machte das ganze nicht wirklich besser.

Su-hyeok schien die ganze Sache allmählich leid zu sein. Mit schnellen Schritten zerrte er Nam-ra mit sich zu einem der Fenster und öffnete dieses.

»Also gut, ich halte sie fest und falls sie sich verwandelt, stoße ich sie aus dem Fenster«, sprach der junge Schüler, woraufhin er lediglich entsetzte Blicke erntete.

»Ihr braucht nicht so zu gucken«, fügte er murrend hinzu, während der Rest der Gruppe untereinander ratlose Blicke austauschte.

»Su-hyeok«, hauchte Cheong-san doch Su-hyeok wollte nichts dergleichen hören.

»Halt doch einfach die Klappe!«, zischte er abwehrend.

»Du musst das nicht tun«, flüsterte Nam-ra ehe sie zu dem Jungen neben sich aufsah.

»Ich lass’ dich nicht im Stich«, erwiderte Su-hyeok mit sanfter Stimme und seine Hand umklammerte ihre noch immer schützend.

»Lass den Scheiß!«, zischte Su-hyeok abermals, als sich Cheong-san mit leichtfüßigen Schritten den beiden Schülern näherte und er seinen Griff um den Notenständer einmal mehr verstärkte.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt