(K)ein Kuss | Kapitel 32.

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(K)ein Kuss | Kapitel 32.

Gwi-nam 

»Es geht dich nen Scheiß an.« knurrte Gwi-nam, ehe er seinen Rücken erneut reflexartig durchdrückte. Die Blondine wollte einfach nicht locker lassen, immer und immer wieder fragte sie ihn, wer es war, der ihm das angetan hatte und jedes Mal blockte er ab. Gwi-nam hatte keine Lust, sich mit ihr zu unterhalten, geschweige denn, ihr irgendwelche Fragen zu beantworten. Vor ein paar Stunden noch hatte er die Hoffnung gehabt, sie demnächst ein für alle Mal los zu sein, aber nein, das Glück war wie immer nicht auf seiner Seite. Nun saß er hier, halbnackt und falsch herum auf dem Drehstuhl des Direktors, nur damit die Zicke sich um seine Wunden kümmern konnte. Man möchte vielleicht meinen, dass er ihr dankbar dafür sein sollte und dass es eigentlich keine Selbstverständlichkeit war, nachdem wie er zuvor mit ihr umgegangen war, doch Gwi-nam war da ganz anderer Ansicht. Das Mädchen wusste mit Sicherheit selber, dass sie ohne ihn aufgeschmissen sein würde, vielleicht wollte sie sich aber auch einfach nur auf diese Weise bei ihm einschleimen und seinen Groll ihr gegenüber etwas besänftigen. Sicher war er sich nicht, aber wenn er sich über eines im Klaren war, dann dass sie es nicht aus Nächstenliebe tat.

Mit Schmerz verzerrtem Gesicht krallte Gwi-nam seine Fingernägel in die Rückenlehne des Bürostuhls, auf welchem die Blondine ihn zuvor rauf beordert hatte. Das Mädchen benetzte großzügig seinen Rücken mit einer Art Spray, es konnte sich nur um etwas Alkoholisches handeln, denn es brannte wie die Hölle auf Erden, sodass Gwi-nam im ersten Moment gar nicht so recht wusste, wie ihm eigentlich geschah. 

»Wissen deine Eltern von deinen Verletzungen?« hörte er das Mädchen hinter sich fragen, sie war so leise, dass er sie kaum hörte. Gwi-nam konnte ein genervtes Seufzen nicht länger unterdrücken. Wann würde dieses Mädchen nur endlich ihre scheiß Schnauze halten?

»War es dieses Arschloch Myeong-hwa?«, fragte sie plötzlich in einem geradezu fassungslosen Tonfall. Es schien, als würde sie glauben, das Rätsel um seine Wunden gelöst zu haben.

»Hör endlich auf zu reden«, murmelte er genervt, ehe er erneut zusammen zuckte. Lieber wollte er in Ruhe vor sich hinvegetieren und diesen unaussprechlichen Schmerz, der sich auf seinem Rücken abspielte, verschnaufen.

»Es war nicht Myung-hwa … jedenfalls nicht direkt.« berichtigte Gwi-nam sie schließlich kleinlaut, er wollte sie nicht in dem Glauben lassen, dass dieser Dreikäsehoch dafür verantwortlich war. Zugegeben, als Petze trug Myeong-hwa schon seinen Teil zu den klaffenden Wunden an Gwi-nam’s Körper bei, doch das spielte momentan keine wirklich große Rolle mehr.

»Wie du sicherlich schon mitbekommen hast, kann ich dich nicht sonderlich gut leiden.« begann sie etwas zögerlich, während sie weiter vorsichtig mit einem Tuch auf seinem Rücken umher tupfte.

»Ist mir gar nicht aufgefallen«, erwiderte er sarkastisch. Nun, dass das ganze auf gegenseitig beruht, brauchte er ihr wohl nicht zu sagen.

»Dennoch sollst du wissen, dass du mit mir reden kannst …« erklärte sie erneut so leise, dass er sie kaum verstand. 

»Ich bin fest davon überzeugt, dass niemand es verdient hat, so behandelt zu werden …« begann das Mädchen hörbar nachdenklich, kurz bevor sie innehielt.

»Selbst so einer wie du nicht.« fügte sie schließlich hinzu, nur um dann erneut im Erste-Hilfe-Kasten umher zu wühlen.

»So einer wie ich?«, fragte Gwi-nam, ehe er krampfhaft versuchte, ein schmerzerfülltes Stöhnen zu unterdrücken. Dieses brennende und pochende Gefühl, welches sich auf seinem Rücken abspielte, war mittlerweile unerträglich. Der Schweiß, der sich auf seiner Stirn gesammelt hatte, lief ihm bereits die Schläfen hinunter. Dieses Brennen, dieser penetrante Schmerz, er wusste nicht, wie lange er es noch überstehen würde, ohne jeden Moment ohnmächtig zu werden. Übelkeit stieg in ihm auf und für einen kurzen Moment glaubte er doch tatsächlich, sich übergeben zu müssen.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt