Nackte Angst | Kapitel 17.

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Nackte Angst | Kapitel 17.

Joo-won

Von der Panik seines einstigen Sitznachbarn angesteckt, eilte Joo-won zum Fernseher.

Sichtlich verwirrt kramte er hektisch in einer seiner Schubladen umher, woraufhin er dann auch endlich seine Fernbedienung fand.

»Beeilung!« knurrte Deok-su mit tiefer Stimme, nachdem er von seiner improvisierten Barrikade abgelassen hatte.

»Was ist denn bloß los mit dir?!«, erwiderte Joo-won fauchend, als sein Kumpel ihm grob die Fernbedienung aus der Hand riss.

Wortlos und immer noch keuchend schaltete Deok-su durch die vielen verschiedenen Sender. Der angesammelte Schweiß auf seiner Stirn lief ihm bereits seine Schläfen hinab, weshalb er einmal mit dem Ärmel seiner Lederjacke hinüber wischte.

Irritiert schaute Joo-won sich in seinem Restaurant um. Er verstand nicht ganz, was plötzlich mit seinem Kumpel los war, geschweige denn wieso er ihm nicht einfach erzählte, was draußen passiert ist.

»Sieh hin!«, sagte Deok-su und deutete auf den Fernseher.

»Hier mit uns Hr. Cha Hyeon-suk, Leiter des nationalen Seuchenschutzes.« erklärte die Nachrichtensprecherin, weshalb Joo-won irritiert aufhorchte.

»Hr. Cha Hyeon-suk, was können Sie uns über die aktuelle Situation sagen?«, fragte die Nachrichtensprecherin.

»Die Vorkommnisse in Hyosan sind auf einen Krankheitserreger neuen Typs zurückzuführen.
Wir gehen von einem Virus aus, das hochgradig ansteckend ist. Nach einer extrem kurzen Inkubationszeit geben die infizierten Personen den Erreger durch Bisse weiter.« erklärte der Leiter des Seuchenschutzes kurz und knapp.

Die darauffolgenden Bilder, die im Fernsehen gezeigt wurden, ließen Joo-won erstarren. Hastig wandte er den Blick vom Fernseher ab, sein Kumpel Deok-su jedoch betrachtete weiterhin mit knirschenden Zähnen den Monitor.

Mit einem gezielten Handgriff schnappte Joo-won sich eines der Handys, die auf dem Tisch vor ihm lagen. Es war das Handy von Deok-su und er hatte tatsächlich noch denselben Entsperrcode von früher, stellte Joo-won mit einem kleinen Schmunzeln fest, welches allerdings genauso schnell verschwand, wie es gekommen war.

»Du hast die Schule deines Sohnes nicht eingespeichert?« stellte Joo-won empört fest, als er die Nummer der Hyosan Oberschule nicht finden konnte.

Mit einem doch recht wütenden Blick wandte Joo-won sich nach seinem Kumpel, woraufhin dieser nur desinteressiert mit den Schultern zuckte.

Hätte er es sich nicht eigentlich denken können? Dachte Joo-won kopfschüttelnd und schnappte sich nun sein eigenes Handy.

Minutenlang versuchte er, jemanden aus er Schule zu erreichen, vergeblich. So langsam wurde ihm mulmig zumute. Mit rasendem Herzen versuchte er Lydia anzurufen, doch zu seiner Enttäuschung ging auch sie nicht an ihr Telefon.

»Verfluchte Scheiße!« murrte Joo-won leise vor sich hin, weshalb er selbst erschrak. Es war nicht seine Art, solch vulgäre Ausdrücke zu benutzen und schon gar nicht in der Anwesenheit anderer.

Lautes, panisches Kreischen riss Joo-won aus seinen Gedanken. Erschrocken sah er durch die Glasscheiben seines Restaurants und das, was sich draußen abspielte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.

Es war eine junge Frau, die weinend und kreischend seinem Restaurant entgegen stürmte. Ihr Haar war zerzaust, ihre einst elegante Kleidung war zerfetzt und blutverschmiert.

Noch immer panisch am Kreischen hämmerte sie gegen die aus Glas bestehende Eingangstür.

»Helfen Sie mir!«, flehte die Frau, wobei weitere Tränen ihre Wangen hinab kullerten.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt