Zartes Wesen | Kapitel 21.

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Zartes Wesen | Kapitel 21.

Gwi-nam

Für so ein kleines zartbesaitetes Mädchen wie sie es war, hatte sie eine verdammt große Klappe, wie Gwi-nam erneut feststellen musste. Die Sache mit Jin-su war ein Unfall gewesen, Gwi-Nam hatte nicht vorgehabt, den Jungen absichtlich vom Dach zu stoßen und doch besaß Blondi die Frechheit, allein ihm die Schuld dafür zu geben.

Hat sie ihm heute Morgen nicht noch gedroht, ihn und seine Clique an den Direktor zu verpfeifen? Vielleicht wäre es das Beste, sie hier und jetzt aus dem Weg zu räumen, nur für alle Fälle. Gwi-nam könnte sie töten, auf der Stelle, ohne zu zögern. Es würde sicher in einer ziemlichen Sauerei enden, doch er müsse sich dann wenigstens nicht weiter mit ihr herumschlagen.

Grübelnd verfestigte Gwi-nam seinen eisernen Griff um das Messer, das sich noch immer in seiner Hand befand. Ihr die Kehle aufzuschlitzen, wäre für sie selbst wahrscheinlich angenehmer und nicht ganz so qualvoll, wie wenn er ihr das Scheiß Teil direkt ins Herz rammen würde.

Doch die Frage hierbei war nur, ob sie überhaupt einen schnellen Tod verdient hatte...

Gwi-nam war wie im Rausch, sein Herz hämmerte regelrecht gegen seine Brust und auch seine Atmung verschnellerte sich immer mehr. Er bemerkte nicht einmal, dass sich bereits ein großer Teil der Zombies aus der Kantine gegen die Absperrung der Küche drängte. Selbst die bestialischen Laute, der ekelerregende Geruch, all das blendete er vollkommen aus.

Gwi-nam starrte stur zu ihr hinunter, wechselte zwischen ihren blauen Augen hin und her, bevor er schließlich ihr Gesicht musterte. Vollkommen fasziniert, fast schon verträumt, bewunderte er ihre Sommersprossen. Sie waren nur leicht zu erkennen und sie zierten hauchzart ihr ebenmäßiges Gesicht. Ein perfides Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, als er sie etwas genauer betrachtete. Gwi-nam stand nicht auf diese Art von Mädchen, weder auf Blondinen noch auf blauen Augen. Dennoch, sie hatte etwas an sich, etwas, das sein Blut in Wallung brachte und seinen Schwanz hart werden ließ.

Schließlich war es ihr heißer Atem, der sein Gesicht streifte, ihm Gänsehaut am ganzen Körper bescherte und ihn schlussendlich aus seiner Trance riss.

»Lass mich los!« zischte das Mädchen forsch und schlug abermals mit der flachen Hand gegen seine Brust, wovon Gwi-nam sich jedoch alles andere beirren lassen wollte.

Es war, als hätte sich ihre vorherige Nervosität vollkommen in Luft aufgelöst. Sie hielt seinem Augenkontakt stand, zwar noch immer, mit schmerzverzerrtem Gesicht, aber dafür hatte sie plötzlich dieses angriffslustige Funkeln in den Augen, welches er grinsend bewunderte.

Gwi-nam schüttelte für sich selbst den Kopf, er versuchte seine Gedanken neu zu sortieren, denn schließlich gab es gerade Wichtigeres zu tun.

Abrupt ließ er von dem Mädchen ab, natürlich nicht, ohne noch einmal kräftig an ihrem Haar zu ziehen und sie schmerzerfüllt aufstöhnen zu lassen. Es war wie Musik in seinen Ohren, genauso lieblich wie Jin-su's jämmerliches Betteln nach Erbarmen.

Gwi-nam würde sie nicht töten, jedenfalls noch nicht. Vorerst würde er noch ihre anderen Qualitäten unter die Lupe nehmen und diese vielleicht sogar etwas ausreizen, natürlich nur, um sich etwas die Zeit zu vertreiben. Doch dazu müsste er die Sache vorerst etwas anders angehen.

Teilnahmslos sah er ihr dabei zu, wie sie sich ihre schmerzende Stelle am Kopf rieb und dabei leise vor sich hin schimpfte. Kaum war sie fertig, schob sie sich auch schon grob an ihm vorbei, doch natürlich nicht ohne ihn noch einmal finster von der Seite an zu funkeln.

Wortlos und mit gelangweiltem Gesichtsausdruck schlenderte auch er schließlich los, um sich etwas in der Küche umzusehen. Gwi-nam konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, wann er sich das letzte Mal in der Schulküche befand, an dem Ort, wo sich die Magie mit den Lebensmitteln abspielte. Es muss gewesen sein, als er in der achten Klasse war, bevor sein Vater ihn dazu zwang, Hauswirtschaftslehre abzuwählen. Im Endeffekt hatte sein Vater wie immer recht behalten, die Küche war das Reich der Frauen, der einzige Ort, an dem sie tatsächlich wirklich nützlich waren.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt