Hochverrat | Kapitel 42.

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Hochverrat | Kapitel 42.

Gwi-nam

Der Schlafmangel und der enorme Durst machten dem Jungen allmählich zu schaffen. Sein Kopf dröhnte und Gwi-nam konnte förmlich spüren, wie das Blut durch seine Adern rauschte. Doch damit nicht genug, es war dieses seltsame Gefühl, das sich in seiner Magengegend breit machte, zunehmend stärker wurde und ihn geradezu quälte. Diese hilflos funkelnden Augen der Blondine, es war, als würden sie ihn auf Schritt und Tritt verfolgen.

Sein Herz hatte sich auf seltsame Art und Weise zusammengezogen, als sie ihn wortlos verlassen hatte, ohne sich auch nur ein letztes Mal nach ihm umzusehen. Für Gwi-nam war es wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, doch mal ehrlich, konnte er es ihr verdenken? Er hatte doch tatsächlich geglaubt, dass sie bei ihm bleiben würde, welch törichter Gedanke von ihm. Gwi-nam hätte es von Anfang an besser wissen müssen. Er hätte wissen müssen, dass sie ihn bei der erstbesten Gelegenheit im Stich lassen würde, ihn einfach fallen lassen würde, genauso wie es seine eigene Mutter damals getan hat.

Der großgewachsene Junge schüttelte für sich selbst den Kopf, es gab gerade wichtigeres, als sich über diese blonde Fotze den Kopf zu zerbrechen. Wenn man es genau nimmt, konnte sich Gwi-nam eigentlich glücklich schätzen, dass er sie endlich los war.

Gwi-nam erschrak, als ein Zombie aus dem Nebenzimmer rannte und sich geradewegs auf ihn stürzte. Reflexartig wehrte er den Infizierten ab, indem er diesem achtlos in den Hals stach und den leblosen Körper schließlich von sich stieß. Da war er wieder, dieser Blutrausch, dieses unaufhaltsame Verlangen und dieses Mal würde er diesen voll und ganz auskosten. Wie von alleine holte der großgewachsene Junge mit seinem dominanten Arm aus, atmete noch einmal tief ein, ehe er seine Zähne wütend aufeinander presste und die scharfe Klinge in seiner Hand schließlich losließ. Ein perfides Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, während er der Klinge dabei zusah, wie diese gezielt durch die Luft sauste. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und es fühlte sich an, als würde die ganze Welt den Atem anhalten. Zu seiner eigenen Enttäuschung jedoch war es, alleine der Griff, der unbeholfen gegen den Rücken des Jungen knallte. Gwi-nam hörte das schmerzerfüllte Keuchen von Cheong-san, so wie das Klirren seines Messers, das abermals zu Boden fiel.

Ein erneutes Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht, als Cheong-san vor Schreck das Handy aus der Hand glitt und auf die harten Fliesen des Schulflures landete. Das war seine Chance, sich das Handy zu schnappen und dieses dämliche Video ein für alle Mal zu entfernen. Gwi-nam rannte so schnell er konnte, selbst, als er spürte, wie seine Kräfte ihn allmählich verließen. Die beiden Schüler erschraken, als weitere Zombies aus den Nebenräumen stürmten und sich abrupt auf sie stürzten. Mit aufeinander gepressten Zähnen musste Gwi-nam mit ansehen, wie Cheong-san es noch gerade so schaffte, das Handy zu erreichen und es wieder an sich zu nehmen, noch bevor die Zombies sich ihm widmen konnten.

Gerne hätte Gwi-nam auch seine Klinge wieder an sich genommen, jedoch waren die Infizierten, an denen er sich geschickt vorbeigedrängt hatte, ihm dicht auf den Fersen. So schnell wie Gwi-nam konnte, rannte er Cheong-san hinterher durch die langen Flure der Schule, kurz bevor die beiden Schüler schließlich die Schulbibliothek erreichten. Mit gefletschten Zähnen sah er dabei zu, wie Cheong-san sich seinen Weg durch die Bibliothek vorbei an den unzähligen Infizierten bahnte. Gwi-nam musste dem ein oder anderen Zombie ausweichen, ehe er es endlich schaffte, sich in die besetzte Bibliothek zu begeben. Gerne hätte Gwi-nam sich eine kurze Verschnaufpause gegönnt, doch die Tatsache, dass Cheong-san es bereits unversehrt auf eines der Bücherregale geschafft hat, bestärkte ihn bei seinem Vorhaben.

Cheong-san war nicht alleine, wie Gwi-nam irritiert feststellen musste. Es befand sich noch ein weiterer Schüler auf demselben Bücherregal, der nach kurzer Diskussion Cheong-san einen kräftigen Schubs verpasste, sodass dieser schließlich wieder vom Regal stürzte. Auch Gwi-nam hatte mittlerweile das besagte Bücherregal erreicht, auf welches er auch abermals hochkletterte, um sich in Sicherheit zu bringen. Gwi-nam zerrte an dem Schüler, der zuvor Cheong-san hinuntergestoßen hatte, ehe auch dieser letztendlich den Halt verlor und in die Tiefe stürzte.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt