Das Messer | Kapitel 15.

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Das Messer | Kapitel 15.

Gwi-nam

Mit knirschenden Zähnen starrte er grübelnd zur Spüle. Schon seit gefühlten Stunden lachte ihn dieses verfluchte Küchenmesser an.

Es war nicht weit von ihm entfernt, nicht einmal ein Katzensprung und dennoch, er konnte es nicht riskieren. Sobald diese verfluchten Viecher ihn sehen würden, wäre es wahrscheinlich sofort vorbei mit ihm.

Sein Blick schweifte runter zur Blondine, die noch immer mit ihrem Hinterkopf an seiner Brust lehnte. Innerlich schüttelte er für sich selbst den Kopf, denn für einen kurzen Moment kam ihm der Gedanke auf, sie das Messer holen zu lassen.

Ein amüsiertes Schmunzeln bildete sich auf seinem sonst so gelangweilt aussehenden Gesicht, als er etwas genauer darüber nachdachte.

Eigentlich keine so schlechte Idee, aber mal ehrlich. Sie würde es wahrscheinlich nicht einmal zur Spüle schaffen, somit würde sie dann die ganze Aufmerksamkeit auf die Hinterbliebenen lenken.

Es war zu riskant, doch Gwi-nam war sich sicher, dass sie sich noch anderweitig als nützlich erweisen könnte.

Wieder presste sie ihren Hinterkopf dicht an seine Brust, als eines der Viecher am Küchenwagen vorbeitaumelte.

Er konnte die Wärme, die ihr Körper ausstrahlte, überdeutlich wahrnehmen. Sie zitterte leicht und auch ihre Atmung war noch immer sehr flach.

Gwi-nam war nicht ganz sicher, ob es vielleicht daran lag, dass ihr kalt war oder ob das Zittern ihrer Angst zu schulden kam. Er wusste es nicht und ehrlich gesagt interessierte es ihn auch im Moment nicht sonderlich.

Das Einzige, worauf er sich gerade konzentrieren wollte, war dieses verfluchte Messer. Es muss doch einen Weg geben, um unbemerkt daran zu kommen.

Gwi-nam schaute verwundert zur Blondine, als sie sich auf einmal etwas aufrichtete. Noch immer saß sie zwischen seinen angewinkelten Beinen.

Der Junge, der ihr zusammengekauert gegenüber saß, musterte sie mit einem recht seltsamen Gesichtsausdruck. Ob er vielleicht denselben Gedanken hatte wie Gwi-nam?

»War das wirklich nötig?«, flüsterte sie, als sie zu ihm aufsah.

Gwi-nam runzelte die Stirn und überlegte einen Moment, während er ihr Gesicht betrachtete. Ihre Augen, sie waren glasig und ihre Wangen etwas gerötet. Hatte sie etwa geweint? Wie konnte er das nicht mitbekommen haben?

Aus ihren tiefblauen Augen starrte sie ihm zornig entgegen und er überlegte noch immer, was sie überhaupt meinte, doch als die brünette Missgestalt am Küchenwagen vorbeitaumelte, fiel es ihm prompt wieder ein.

»Du solltest es mal so sehen, jetzt hast Du Platz«, erwiderte er, als er den vorherigen Gedanken verwarf.

Lydia riss fassungslos die Augen auf und er konnte deutlich sehen, wie sie schluckte.

»Die Schlampe war zu laut.« fügte Gwi-nam hinzu und seine Miene verfinsterte sich, als er sah, wie ihre sonst so schönen Augen sich verdunkelten.

Sie blinzelte ein paar Mal ungläubig und ehe er sich versah, musste er sich schützend die Arme vors Gesicht halten.

Die Blondine schlug wild auf ihn ein. Immer wieder versuchte sie, ihm eine Ohrfeige zu verpassen.

»Hör auf!« zischte Gwi-nam, nicht weil es weh tat, sondern weil er befürchtete, dass die Kreaturen sie hören würden.

»Du bist so ein blöder Vollidiot!« keifte sie jammernd und mit jedem einzelnen Wort schlug sie auf ihn ein.

»Bitte hört auf zu streiten«, bat der Junge die beiden Streithähne ängstlich wimmernd.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt