Infiziert | Kapitel 52.

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Infiziert | Kapitel 52.

Cheong-san

Der junge Schüler näherte sich weiter mit leichtfüßigen Schritten dem umgekippten Klavier. Es raschelte, ein Knurren war zu hören und Cheong-san konnte sich bereits denken, was sich darunter verbarg. Er wollte sich selbst davon überzeugen, weshalb er sich weiter dem Klavier näherte. Sein Herz raste und Cheong-san atmete noch immer sehr schwer. Der Schüler schnappte sich einen der wahllos umher stehenden Stühle und machte sich bereit, jeden Moment damit zuzuschlagen.

Erschrocken wandte Cheong-san sich schließlich um, als ein ohrenbetäubender laut die Flure der Schule erhellte. Der Schüler stellte den Stuhl hastig beiseite und näherte sich dem Lautsprecher, der sich hoch oben in der Ecke des Raumes befand. Cheong-san erstarrte augenblicklich, als sich eine ihm überaus bekannte Stimme zu Wort meldete.

»Hier ist Su-hyeok, ich hoffe, es geht dir gut, Alter«, ertönte die Stimme seines Kumpels durch den Lautsprecher.

»Wir haben einen Plan, um zu dir zu kommen, also bleib gefälligst wo du bist, das ist wichtig!« fuhr Su-hyeok fort, woraufhin Cheong-san sogleich in Panik verfiel.

»Seid ihr verrückt geworden, das ist viel zu gefährlich!«, erwiderte Cheong-san und die Panik in seiner Stimme war nicht zu überhören. Der Schüler schüttelte hastig den Kopf, ehe ihm klar wurde, dass seine Freunde ihn ja gar nicht hören konnten, selbst wenn sie wollten.

»Ja, schon klar, was du jetzt sagst, ich kann es mir denken, aber ich bitte dich, uns zu vertrauen«, fügte Su-hyeok abermals mit ruhiger Stimme hinzu. Sein Kumpel schien zu ahnen, dass Cheong-san mit der Idee nicht ganz einverstanden sein würde.

»Das ist viel zu gefährlich«, murrte Cheong-san erneut. Ihm war natürlich bewusst, dass sie ihn nicht hören konnten und genau das war es, das ihn gerade so hilflos machte.

»Bleib, wo du bist und warte bis wir bei dir sind, nicht dass wir uns verpassen, verstanden?« Harkte Su-hyeok noch einmal nach. Cheong-san konnte nicht anders als erneut den Kopf schütteln.

Erwarteten seine Freunde wirklich von ihm, dass er einfach so hier bleiben würde, während sie sich für ihn in Gefahr bringen?

»Wir kommen Alter!« fügte Su-hyeok schließlich nachdrücklich hinzu, woraufhin Cheong-san sogleich mit sich zu hadern begann.

»Können wir jetzt bitte gehen?« hörte man plötzlich Dae-su durch den Lautsprecher dümmlich fragen.

»Ich kipp’ gleich um von den Kack dämpfen«, fügte er hinzu, woraufhin Cheong-san sogleich verlegen um sich schaute.

»Beschwer dich nicht, das ist dein Haufen!« schimpfte die Stimme von Wu-jin, was die ganze Sache nicht weniger unangenehm machte.

»Ihr habt doch auch groß- …« begann erneut die Stimme von Dae-su zu sprechen, woraufhin er aber sogleich unterbrochen wurde.

»Nach dir konnten wir nicht!«, erwiderte die Stimme von Wu-jin geradezu fauchend.

»Echt, das ist nur meine Fuffu?« erkundigte sich Dae-su und klang deutlich schockiert über die Tatsache. Cheong-san versuchte, das eben Gesagte aus seinem Gehirn zu verbannen, was ihm allerdings nur schlecht als recht gelingen wollte.

Der junge Schüler hechtete sogleich zur Schiebetür, um einen heimlichen Blick auf den Flur zu werfen. Der Weg war frei, es war weit und breit kein Infizierter zu sehen, wieso also sollte er diese Chance nicht nutzen? Wild entschlossen wollte Cheong-san gerade die Schiebetür öffnen, als plötzlich eine engelsgleiche Stimme durch den Lautsprecher ertönte.

»Cheong-san«, sprach sie mit einer lieblichen Stimme. Der Schüler verharrte sofort in seiner Bewegung und er wurde sogleich von einer Gänsehaut überrannt.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt