Ein Wiedersehen mit folgen | Kapitel 51.

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Ein Wiedersehen mit folgen | Kapitel 51.

Lydia

Das Herz der Blondine raste, schlug ihr bis zum Hals und sie konnte förmlich spüren, wie das Adrenalin durch ihren Körper rauschte. Lydia rannte so schnell sie konnte, so schnell wie ihre kurzen Beine es zuließen, die Treppenstufen hinunter. Lydia eilte zurück in die Richtung, aus der sie und ihre Freunde zuvor noch gekommen waren. Die Blondine rief nach Su-hyeok, immer und immer wieder, ihre Stimme war brüchig und man konnte deutlich die Verzweiflung heraushören. Lydia war sich darüber im Klaren, dass sie mit ihrer unüberlegten Aktion vermutlich die Aufmerksamkeit des ein oder anderen Zombies auf sich lenken könnte, doch es war ihr egal. Alles, was sie wollte, war Su-hyeok finden und das am besten unversehrt.

Lydia eilte weiter die Treppenstufen hinunter, ehe sie durch den langen Schulflur rannte. Die Blondine spürte, wie allmählich heiße Tränen der Verzweiflung in ihr aufstiegen. Sie hoffte und betete inständig, dass es Su-hyeok gut ging. Panisch schaute Lydia sich um, als sie plötzlich schmerzerfülltes Stöhnen und dumpfe Schläge wahrnehmen konnte. Es waren verzerrte Bilder, die plötzlich durch ihren Kopf blitzten und sofort fühlte sich die Blondine in die Nacht zurückversetzt, in der sie Zeugin eines feigen Mordes gewesen war. Dieses schmerzerfüllte Stöhnen, das hilflose Flehen von Jin-su, schallte durch ihren blonden Kopf und ließ ihr Herz zunehmend schmerzhaft verkrampfen.

Lydia schüttelte für sich selbst den Kopf, sie musste konzentriert bleiben und Su-hyeok finden, das war sie ihm schuldig. Vorsichtig und mit geradezu leichtfüßigen Schritten näherte sich die Blondine der Ecke, aus der die Geräusche kamen. Das Geschehen schien mittlerweile seinen Höhepunkt zu erreichen, denn das schmerzerfüllte Stöhnen wurde zunehmend lauter. Das Mädchen verharrte abrupt in ihrer Bewegung, kaum als sie glaubte, eine ihr doch recht bekannte Stimme zu hören. Lydia musste schwer schlucken, diese Stimme … ihr Herz begann plötzlich zu rasen. Es schien, als wolle ihr Verstand ihr einen üblen Streich spielen.

Lydia ballte ihre Hände zu Fäusten, sie war wild entschlossen, Su-hyeok zur Hilfe zu eilen, egal was auch passieren mochte. Das Mädchen stürmte voller Tatendrang die letzten Treppenstufen hinunter, ihr Herz schlug vor Aufregung heftig gegen ihre Brust und sie hoffte einfach nur, dass es noch nicht zu spät war. Die Blondine erstarrte augenblicklich, kaum als sie um die Ecke bog und Su-hyeok entdeckte. Der Junge lag da, schwer nach Luft ringend am Boden und windend vor Schmerzen.

Zugegeben, es war nicht sein Anblick, der Lydia regelrecht erstarren ließ, sondern der seines vermeintlichen Verursachers. Die Blondine schluckte schwer, als sie den großgewachsenen Jungen über Su-hyeok erkannte. Er stand mit dem Rücken zu ihr, doch durch seinen Vokuhila und seine beeindruckende Größe war er für sie geradezu unverkennbar.

»Gwi-nam …« hauchte sie leise und ihre Augen füllten sich abrupt mit heißen Tränen. Sie konnte regelrecht spüren, wie ihre Mundwinkel automatisch nach oben wanderten, woraufhin sie sogleich für sich selbst den Kopf schüttelte. Sie war eindeutig verwirrt, anders konnte sie sich diese Reaktion ihrerseits nicht erklären. Es gab keinen Grund, erleichtert darüber zu sein, dass er noch lebte, vor allem nicht nach dem, was er ihr alles angetan hatte.

Der großgewachsene Junge hielt in seiner Bewegung inne, als Su-hyeok plötzlich murrte und schließlich ohnmächtig wurde. Langsam und schwer atmend drehte er sich zu ihr, woraufhin die Gesichtszüge der Blondine sofort entglitten. Lydia zog scharf die Luft ein, ehe sie in sein entstelltes Gesicht blickte und die klaffende Wunde unter seiner rechten Augenbraue entdeckte. Ein Augenblick der Stille verging, keiner der beiden wagte etwas zu sagen. Sie beide starrten einander einfach nur wortlos an, betrachteten einander. Letztendlich waren nur ein paar Stunden vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten und dennoch herrschte in dem Kopf der Blondine nichts als Chaos.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt