Ein Freund wie Gyeong-su | Kapitel 28.

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Ein Freund wie Gyeong-su | Kapitel 28.

Cheong-san

Die Sonne hatte sich bereits vom Tag verabschiedet und inzwischen herrschte Dunkelheit über der Hyosan Oberschule. Die Schule schien geradezu trostlos, ohne jegliche Hoffnung, umringt von einer unbändigen Horde Untoter. Es war allein der Mond, der in seiner vollen Pracht leuchtete und Licht über das leblose Schulgelände brachte.

Cheong-san sowie Su-hyeok und Dae-su gesellten sich zu Gyeong-su, welcher noch immer wütend in sich hinein schimpfte. Er saß auf einem Drehstuhl dicht am Fenster, durch welches die Truppe vor ein paar Stunden noch erfolgreich hindurchgeklettert war. Eine Weile lang hatte er nach seinem Wutausbruch wortlos aus dem Fenster gestarrt, wollte die ganze Zeit über nicht mit sich reden lassen, doch so leicht wollten sich seine Freunde nicht von ihm abschütteln lassen.

»Jeden Tag geht das so.« erklärte er den drei Jungs sichtlich niedergeschlagen, welche sich schützend zu ihm gestellt hatten. Aufmerksamkeit hörten Cheong-san und die anderen beiden ihm zu, doch hin und wieder konnte er nicht anders als bei der Diskussion zwischen Frau Park und Nayeon zu lauschen.

»Hast du das wirklich gesagt?« , fragte Frau Park das Mädchen, hörbar entsetzt. Auch On-jo und Ji-min gesellten sich nun zu der Lehrerin, die gesamte Truppe schien entsetzt über Nayeons herablassendes Verhalten. Doch wie schon gesagt, es war nicht das erste Mal, dass sie ihn so behandelte.

»Wir hatten eine Abmahnung, erinnerst du dich?« erinnerte Frau Park das Mädchen mit gereizter Miene, als sie es nicht für nötig hielt, ihrer Lehrerin zu antworten.

»Ich habe nichts falsch gemacht«, erwiderte Nayeon schließlich gleichgültig, mit emotionsloser Miene. Cheong-san schüttelte innerlich den Kopf, gerne hätte er gesagt, was er von ihr hielt, aber mal ehrlich, was würde es ihm bringen? Im Endeffekt interessierte sie sich sowieso nicht für die Meinung anderer.

»Also, du bist echt unglaublich.« zischte Ji-min aufgebracht über dieses kindische Verhalten ihrer Mitschülerin. Die beiden Mädchen starrten einander an, als würden sie sich jeden Moment an die Gurgel gehen.

»Als unsere Klassenkameraden vor der Tür standen, wolltest du nicht, dass wir sie hineinlassen.« erklärte Ji-min und man konnte deutlich sehen, wie Frau Park aus allen Wolken fiel.

»Du erinnerst dich?«, fragte Ji-min provokant an Nayeon gerichtet. Sie schien sich ertappt zu fühlen, denn sie brach hastig den Augenkontakt ab und schaute zu Boden.

»Und was war mit der Sache, als Gyeong-su Herrn Kang hinein ließ?«, erwiderte Nayeon schließlich, als diese sich wieder gefangen hatte. Sie war auf Krawall gebürstet, das konnte Cheong-san förmlich riechen.

»Da wären wir um ein Haar draufgegangen.« erklärte Nayeon erneut mit jammernder Stimme, woraufhin Cheong-san endgültig die Schnauze voll hatte. Wie konnte es sein, dass sie schon wieder versuchte, Gyeong-su als den Schuldigen darzustellen und sich selbst als Opfer? Er würde es wohl nie begreifen.

»Das war nicht seine Schuld, niemand von uns konnte ahnen, was passieren würde.« verteidigte Cheong-san schließlich seinen Kumpel, ehe er sich zu den streitenden Damen gesellte. Mit angriffslustigen Augen schaute sie zu ihm auf und ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit.

»Das bringt nichts außer noch mehr Streit.« warf Fräulein Park mit strengem Ton ein. Cheong-san konnte verstehen, dass seine Lehrerin keinen Streit wollte, jedoch war es nun mal an der Zeit, Nayeon zur Rede zu stellen, ganz egal, wie sehr sich die Truppe danach auch fetzen würde.

»Keiner von uns fängt Streit an, nur sie!« verteidigte sich schließlich Ji-min mit schnippischem Unterton.

»Och, ich hab euch alle so satt.« zischte Nayeon, ehe sie einen abwertenden Blick in die Runde warf. Jedem einzelnen von ihnen schenkte sie einen vernichtenden Blick, ehe sie sich dann wieder an Cheong-san wandte.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt