Unbesiegbar | Kapitel 56.

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Unbesiegbar | Kapitel 56.

Gwi-nam

Ein lautes Röcheln entkam ihm, ehe er schlagartig Blut spuckte. Übelkeit stieg in ihm auf, als der metallische Geschmack in seinem Mund sich immer weiter ausbreitete. Der Sturz aus dem dritten Stock hatte Gwi-nam übel zugetan und er brauchte einen Augenblick, um überhaupt wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie er aus dem dritten Stock stürzen konnte, geschweige denn wie er diesen Sturz überhaupt überlebt haben konnte.

Gwi-nam hustete ein paar Male und schaffte es schließlich, sich schnaufend auf seinen Rücken zu drehen. Mit verschwommener Sicht betrachtete der großgewachsene Junge den Wolken besetzen Himmel, ehe er abrupt sein gesundes Auge zu kniff. Wütend presste er die Zähne aufeinander, als er wieder ihre klare Stimme hörte. Leise, geradezu hauchend, schnurrte sie wieder seinen Namen und machte es ihm erneut unmöglich, sich zu konzentrieren.

Wie von alleine richtete er sich auf. Seine Gelenke knackten und erneut machte sich die Übelkeit in ihm breit. Es fühlte sich an, als würden sich seine Knochen verschieben, als würden sie sich automatisch an ihre Ursprungsposition zurückbegeben.

Taumelnd bahnte Gwi-nam sich seinen Weg vorbei an seine einstigen Mitschüler. Seine wackeligen Beine führten ihn zum nächstgelegenen Wasserspender, den er auch sogleich aufdrehte, sodass das Wasser nur so spritzte. Gwi-nam begann schließlich damit, grob sein Gesicht zu waschen und die Blutreste zu entfernen, ehe er die ersten großen Schlucke zu sich nahm. Das kühle Nass war überaus erfrischend und er hatte allmählich das Gefühl, er würde wieder einigermaßen klar denken können.

»Verdammt das ist doch Wahnsinn!«, hörte Gwi-nam eine ihm doch recht vertraute Stimme schimpfen. Die Stimme war leise, lediglich ein Flüstern. Gwi-nam fühlte sich auf einmal so unwohl und er verspürte den Drang, abermals das Weite zu suchen.

Der Junge Schüler ließ vom Wasserspender ab, ehe er die ersten zögerlichen Schritte über den großen Lehrer Parkplatz wagte. Immer wieder schaute Gwi-nam sich um, doch er sah niemanden außer diese stumpfen Kreaturen, die weiter unbeholfen umher taumelten. Vermutlich war es einfach nur wieder so eine Art Halluzination und er hatte sich diese Stimme lediglich eingebildet.

Plötzlich war es dieses flache Atmen, das seine Aufmerksamkeit erregte. Es wurde immer schneller und auch ein seltsam lautes Schlucken hallte durch seine Ohren. Gwi-nam konnte nicht anders als der Sache auf den Grund gehen und fuhr schließlich damit fort, den Geräuschen zu folgen.

Das seltsame flache Atmen führte den jungen Schüler zu einem großen Lastwagen, der am Ende des Lehrerparkplatzes wahllos umherstand. Allmählich peitschte ihm der Geruch von kaltem Schweiß in die Nasennebenhöhlen und der junge Schüler war sich sicher, dass es sich um einen Überlebenden handeln musste, der sich hier irgendwo versteckt hielt.

Wieder hörte er dieses schwere Schlucken, gefolgt von einem Schniefen. Gwi-nam begutachtete noch einmal den riesigen Laster, ehe er sich schließlich dazu entschied, einen Blick runterzuwerfen.

»Ahhh scheiße verdammt!«, schimpfte der Schüler erschrocken, als er Gwi-nam entdeckte. Auch Gwi-nam zuckte erschrocken zusammen, als er schließlich Myeong-hwa erkannte.

»Du ... du blöder Idiot hast mich zu Tode erschreckt«, zischte Myeong-hwa, er war sichtlich verärgert. Seine Atmung war unregelmäßig und Gwi-nam konnte förmlich hören, wie das Herz des Schülers unbändig gegen seine Brust schlug.

»Komm runter, mach schon, komm hier runter!«, murrte Myeong-hwa und machte eine vielsagende Handbewegung neben sich.

Wie angewurzelt stand Gwi-nam noch immer gebeugt vor dem Laster und betrachtete unsicher seinen Mitschüler. Der Kloß in seinem Hals wurde immer größer und die Miene von Myeong-hwa immer genervter.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt