Der Weg nach unten | Kapitel 18.

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Der Weg nach unten | Kapitel 18.

Cheong-san

Es vergingen Stunden der Stille, niemand wagte etwas zu sagen, geschweige denn auch nur den leisesten Mucks von sich zu geben. Sie alle schwiegen und es wirkte, als würde die Truppe über die bereits bestehenden Verluste trauern.

Grübelnd schaute Cheong-san sich in seiner Gruppe um, schaute in die ratlosen Gesichter seiner Freunde. Sie alle waren niedergeschlagen und kraftlos, aber wen wunderte es?

Ein ekliges, beklemmendes Gefühl machte sich in ihm breit, als er ein unverkennbares leises Schluchzen aus der Ecke vernahm.

Schuldbewusst schaute er zu Boden, bevor er schließlich seinen Versuch wagte und sich mit vorsichtigen Schritten dem weinenden Mädchen näherte.

Cheong-san hat I-sak noch nie wirklich gemocht, nicht einmal ansatzweise. Sie war laut und eine echte Zicke, für seinen Geschmack war sie immer viel zu neugierig gewesen.

Und doch tat es ihm leid.
Sie hatte es nicht verdient, die Welt auf diese grausame Art und Weise zu verlassen.

Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie nie wirklich gekannt hatte, denn letztendlich hatte er sich ja auch immer nur für ein und dieselbe Person interessiert.

Weitere Tränen rollten ihre bereits geröteten Wangen hinab und sie starrte stur auf ihre Hände.
Ji-min und Hyo-ryeong versuchten On-jo bei ihrem Schmerz beizustehen, sie aufzumuntern und ihr gut zuzureden, doch dem Anschein nach half das alles nicht.

Cheong-san konnte das nicht länger mit ansehen, sein Herz konnte dem Schmerz nicht länger standhalten. Auf halbem Wege zu ihr machte er halt und hielt in seiner Bewegung inne, betrachtete das weinende Mädchen für einen kurzen Augenblick.

Selbst wenn sie weinte, selbst jetzt war sie einfach nur ... Cheong-san schluckte schwer. Das war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um in solch kindische Schwärmereien zu verfallen. Jetzt heißt es Konzentration!

»Wir müssen hier weg.« platzte es prompt aus Cheong-san heraus, als er sich wieder gefangen hatte und sich an seine Truppe wendete. Doch zu seiner Enttäuschung erntete er nur ratlose Blicke. Nam-ra sowie der Rest der Gruppe schauten ihm verunsichert entgegen.

Hatten seine Freunde die Hoffnung bereits aufgegeben? Cheong-san ahnte böses und schluckte nervös.

»Nicht mehr lange, dann brechen sie durch.« erläuterte Cheong-san und deutete nach draußen, um seinen Kumpanen den Ernst der Lage zu verdeutlichen.

»Wie sollen wir hier wegkommen?«, fragte Wu-jin erwartungsvoll und es schien, als würde er das Schlimmste erahnen.

Eine berechtigte Frage, auf die Cheong-san leider noch keine Antwort wusste. Grübelnd schaute er in die ratlosen Gesichter seiner Freunde und es fühlte sich allmählich an, als würde sein Kopf jeden Moment zu qualmen beginnen.

Es konnte sich nur noch um Stunden, wenn nicht sogar Minuten handeln, bis die Horde Untoter die Barrikade durchbrechen würden. Ein leises Schluchzen erregte seine Aufmerksamkeit und sein grübelnder Blick schweifte erneut zu On-jo.

Hyo-ryeong und auch Ji-min schauten ihm ratlos entgegen und noch immer bahnten sich Tränen über On-jos schönes Gesicht. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis das Mädchen wieder ansprechbar wäre, das war sicher.

Um ehrlich zu sein, hatte Cheong-san gehofft, dass Joon-Yeong mit einer zündenden Idee daher käme, aber der Arme war noch immer zu sehr damit beschäftigt, Dae-su dabei zu unterstützen, die Barrikade in Schach zu halten.

Natürlich! Wieso ist er nicht schon früher drauf gekommen? Wie vom Blitz getroffen, hatte Cheong-san plötzlich den Einfall.

»Wir nehmen den Löschschlauch!« erklärte Cheong-san ohne auf eine Reaktion seiner Mitglieder zu warten.

All Of Us Are Dead | Nur dieses eine Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt